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Ein „Held“ unserer Zeit und die Gruppe „Tiere für die Zukunft“

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Roman Sabsaljuks späte Beichte – gepaart mit Elementen gespielten Heldentums – hat für nicht wenig Unruhe im politischen Wasser gesorgt.

Das neugierige Publikum nahm sich folgende Punkte zur Diskussion vor:

  • weshalb „spaltete sich das Holz“ namens Sabsaljuk erst nach anderthalb Monaten?
  • wie viel Geld hat er tatsächlich erhalten – 450 Tausend oder, wie Kaplienko bekräftigt, lediglich einen Hundertrubelschein?
  • wie soll man die genaue Summe der Zahlung bestimmen – hat niemand irgendeine Empfangsbestätigung ausgestellt?
  • woher hat Rybakow die Mittel zur Bestechung von Abgeordneten und wer hat ihn damit beauftragt?
  • sollte Rybakow wirklich so hart sein, wie er zu wirken versucht und dabei dicke Schmatzer an den Präsidenten verteilen?
  • warum hat Sabsaljuk, wenn er wirklich per Spezialauftrag gehandelt hat, nicht alles ordentlich festgehalten, sondern „pfuschte“ mit dem Handy herum? Und warum hat er nicht sofort die möglichen eigentlichen Bestecher den Machtausübenden preisgegeben?

In den Fragekreisen der Politik kam noch mehr an die Oberfläche.

Denn die Tatsache, dass gegen Ende des vergangenen Jahres Sabsaljuk BJuT (Block Julija Timoschenko, A.d.Ü.) nicht einfach so „aus Spaß“ verließ, war hier kein Geheimnis. Obwohl niemand die Motive „des letzten Ritters von Julija Wladimirowna“ ganz genau formulieren konnte. Turtschinow eingeschlossen. Die Bandbreite der Gerüchte reichte von „Gedankenkurzschluss, immerhin eine Gehirnerschütterung“ bis zu „er schuldet irgendwem Geld, zurückzahlen kann er es nicht und für seinen Schuldenerlass verlangte man von ihm zu Rybakow zu gehen“.

Und siehe da, Roman Jemeljanowitsch kehrt zurück. Lebend, gesund, nicht zu Pferde, aber in Weiß. Und mit explosiven Neuigkeiten.

Die Seance „schwarzer Magie mit anschließender Enthüllung“, die für ihn am Mittwoch hinter den Kulissen der Rada veranstaltet wurde, begünstigte einen Massenaufruhr.

Der Aufruhr wird schnell vorübergehen.

Und im Laufstall bleiben die Gleichen; die Ereignisse wird niemand verfolgen, die Verantwortung niemand tragen.

Alles kehrt in seine Bahnen zurück (mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9 %).

Frage: weshalb wurde diese Show dann veranstaltet?
Bloß für die PR?

Was denn, BJuT erntet wirklich in Sachen Image hervorragende Früchte. Die Gefahr konnte umgelenkt werden – das muss gebührend bemerkt werden – in eine Möglichkeit (des Verlustes des „Soldaten“ Sabsaljuk – was nicht zu den Verlusten gehört, die die Einheit nicht bemerken konnte).

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Ändern tut das allerdings nichts…

Sabsaljuk hat es nicht eilig, das „Material der eigenen Untersuchungen“ der Generalstaatsanwaltschaft zu übergeben – „das soll die Fraktion entscheiden“. Und überhaupt, was für eine Generalstaatsanwaltschaft? – wenn das Rechtssystem des Landes zerstört ist, den Mächtigen kein Vertrauen geschenkt wird, rundherum Chaos von Dieben und Korrupten? Vielleicht ist es so, aber befreit das etwa von der Notwendigkeit dem Gesetz g-e-m-ä-ß zu h-a-n-d-e-l-n?

Wer, wenn nicht die Abgeordneten, ist verpflichtet, ein Beispiel für die Achtung der Gesetze im Land zu geben? Und wenn der Abgeordnete auf das Gesetz spuckt und sei es in einer ähnlichen Situation, und das für ihn keine Strafe nach sich zieht, was für Schlüsse ziehen die Übrigen dann daraus?

Kann man den Versuch der Bestechung eines Abgeordneten, die monatliche „Bezahlung“ seiner Dienste, als Gesetzesbruch ansehen? Eine eindeutige Antwort müssen hier wohl die Behörden geben. Aber von solchen Versuchen zu wissen und mehr noch – über Beweisstücke zu verfügen, die Mächtigen allerdings nicht zu informieren – ist der Form nach eine Mittäterschaft. Ja, eine Verschleierung der Tat und eine Mittäterschaft mit den Bestechungsnehmern.

Oder weiß Sabsaljuk das nicht? O ja, natürlich, weshalb sollte ein Abgeordneter die Gesetze kennen?

Nichtwissen befreit übrigens nicht von Verantwortung.

A propos Verantwortung. Die Erklärung des BJuTlers haben hunderte von Medien verbreitet. Das Auftauchen von Informationen in der Presse, welche – theoretisch – auf Indizien für einen Gesetzesbruch hinweisen können – stellen bereits einen Anlass für eine Untersuchung durch die Behörden dar. Zudem, nachdem Rybakow öffentlich fordert das Geld zurückzugeben (die darauf geflossenen „Schmiergelder“ nicht einberechnet). Damit wird von eben jenem befunden: es liegt Bestechung vor!

Bleibt ihm nur eine Stellungnahme zu verfassen. Und dabei zu spezifizieren: die Geldquelle und die Zahlung der anfallenden Steuern usw.

„Aus dem Effeff“: drei Artikel aus dem Strafgesetzbuch. Mindestens.
Aber weder in der Generalstaatsanwaltschaft noch sonstwo macht man sich etwas daraus.

Ich erinnere mich an nicht einen Fall, bei dem man auf der Resnizkajastraße (Sitz der Generalstaatsanwaltschaft) „initiiert von“ irgendwelchen journalistischen Publikationen aktiv geworden wäre. Es sei denn, es war zum eigenen Vorteil.

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Was heißt das schließlich? Ein Abgeordneter, der ein Gesetz bricht, korrumpiert den nächsten. Dieser zweite, der ebenfalls das Gesetz bricht, nimmt das Schmiergeld, gibt aber den Schmiergeldzahler „wie es sich gehört“ nicht preis. Vom Monatslohn ausgehend – macht er mit dem Vorgefallenen lauthals Werbung für sich. Dort „wo es sich gehört“ tun sie so, als würde es sie überhaupt nichts angehen. Und brechen hier ebenfalls ein Gesetz, versteht sich.
Wir leben doch in einem Rechtsstaat, oder?

Würde so etwas ein Stückchen westlicher von Tschop (Stadt am westlichsten Zipfel der Ukraine, A.d.Ü.) passieren, wäre die politische Karriere von Igor Rybakow auf der Stelle beendet.

Die von Roman Sabsaljuk mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls. Denn er hat nicht bloß für einen Monat die wahrscheinliche Missetat verschwiegen, er hat das Geld genommen. Genommen und niemandem davon erzählt. Wo ist das Geld, Sin? (Anspielung auf das Lied Wyssozkijs, „Dialog u telewisora“, in dem es um Gier und Gewissenlosigkeit geht, A.d.Ü.) Und wie viel, 100 Tausend, 450? Vielleicht sogar mehr? Wer kann das jetzt schon noch nachvollziehen?

„In die Parteikasse?“ – „was ist das für ein Robin-Hood-Getue? Verdient man in der „Batkiwschtschyna“ (Partei, deren Vorsitz bis heute Julija Timoschtschenko innehat, A.d.Ü.) etwa heute so das Geld? Nette Art sein Geld zu machen…
Okay. Kehren wir zu Rybakow zurück.

In der Ukraine würde er tatsächlich gute Chancen haben, seine parlamentarische Tätigkeit fortzuführen, wenn sein Wahlkreis ihn mehrheitlich für die nächste Werchowna Rada wählt. Über die Liste der Partei der Regionen ist das natürlich leichter, aber solche wie ihn „lieben die Regionalen in Wahrheit nicht. Sie gebrauchen ihn wie eine „Ware zweiter Wahl“ (weshalb nicht den nehmen, der sich selbst anbietet?), aber zollen ihm keine große Achtung. In ihrem Verständnis zählen Speichellecker – solche wie Rybakow – zu den ersten „Sechs“. Schlimmer ist nur Litwin. Und Rybakow ist ein klassischer „Speichellecker“.

Solche Typen scharwenzeln wie an Ketten vor allen Autoritäten; suchen Selbstbestätigung, treten nach den Schwachen; bei allen Bekannten prahlen sie mit ihrer scheinbaren Stärke, oder der Nähe zu den „Starken dieser Welt“.

Also, ist das kein Portrait von Igor Rybakow? Fügen Sie noch pathologische Selbstverliebtheit hinzu und, ich meine, dann ist es eins zu eins.

Dieser „Starke“ kam ins Bündnis BJuT über die Quote von Bogdan Gubskij. Sogar zweimal – 2006 und 2007. In der jetzigen Rada wurde er zum ersten „Herz-Überläufer“ („Herz“ als Symbol für das BJuT-Bündnis, A.d.Ü.), dafür jagten ihn aber Portnow und Konsorten (damals noch BJuTler). Kriegten ihn aber nicht.

Jetzt befinden sie sich auf den Barrikaden. Auf Präsidentenseite (wie sie selbst mit Stolz betonen).

Daher der Name der Gruppe „Reformen für die Zukunft“, die von Rybakow vor einem Jahr gegründet wurde. Eine großzügige Hälfte ihrer Mitglieder sind ehemalige „Herz-Leute“, die sich kurzentschlossen ins Lager der „weiß-blauen“ hinübergeschlagen haben und jetzt „volle Unabhängigkeit“, „Prinzipientreue“ und irgendeine sonstige „Korrektheit“ daherheucheln, von der sie nicht die entfernteste Ahnung haben.

Die Parlaments-Witzbolde riefen „vor aller Augen“ den Trupp „Tiere für die Zukunft“ aus.

  • Weshalb „Tiere für die Zukunft“? – lachte ich, die das zuerst hörte.
  • „Tiere“ deshalb, weil sie einfach „Schurken“ sind. Und für die Zukunft…, – also, stammelten die Gesprächspartner,  leben will man halt, verstehst du?

Haben gelebt, „leben und werden…“, pfui, nicht schlecht, diese „Reformer“. Die Geiferer flüsterten: Igor Kaletnik ist der Gruppe doch kein Unbekannter. Als „Beweis“ führten sie öffentliche Angriffe Rybakows auf Choroschkowskij an, als der Sicherheitsdienst der Ukraine und der Staatliche Zoll aneinandergerieten (besonders verzweifelte Kämpfe – Mitte des vergangenen Jahres). Beweisgegenstände hierzu konnten die Neidlinge selbstverständlich nicht vorbringen. So als ob ihr Stimmenhandel stattgefunden hätte (mittlerer „Preis“ für ein Gesetz „nicht erster Priorität“ – ein Opfer-„Fünfundzwanziger“).

Aber hundert indirekte Indizien, das ist bekannt, ersetzen nicht einen direkten Beweis. Deshalb verzichtet Lewyj Bereg auf irgendwelche Schlüsse. Den Rest der Geschichte denken Sie sich am besten, wie es so schön heißt, selbst…

Durchdenken Sie das und es wird leichter auf zwei prinzipielle Fragen zu antworten:
Nummer eins: warum tragen im heimischen Vaterland solche wie Rybakow den stolzen Titel „Parlamentarier“?

Offensichtlich deshalb, weil die wählenden Bürger leicht damit einverstanden sind.

Offensichtlich deshalb, weil wir die „gesellschaftliche Kontrolle der Macht“ zwar gutheißen, aber zu träge sind, das im Kern umzusetzen.

Offensichtlich deshalb, weil die moralischen Qualitäten eines Erwählten des Volkes für die Mehrheit nicht eine so große Rolle spielen wie die Fähigkeit des Abgeordneten, jemanden rauszuschmeißen, zu betrügen, oder schließlich zu verprügeln.

Nummer zwei: weshalb ist es so ungünstig für Sabsaljuk Rybakow und Konsorten ein für alle Mal zu entlarven?

Offensichtlich deshalb, weil wenn man am Schnürchen zieht, das Knäuel ganz schnell verschwindet… Wo soll es da noch ein Watergate geben!? Die ehemaligen BJuTler, die heute sich mit Rybakow vertäut haben, können nicht wenig Interessantes über Sitte und Ordnung erzählen, die im Block zu seiner Blütezeit herrschten. Nicht nur Interessantes, völlig Wahrheitsgemäßes.

Weshalb hier etwas aufwecken?

Oder ist der ukrainische Wähler anderer Meinung?

Schließlich sind dies „Informationen“ für den ukrainischen Wähler „zum Nachdenken“. Hier aber noch eine weitere komische Geschichte über den pathologisch aufrichtigen „Überläufer“. Da gab es eine in der „Bürgerwehr“. In jener gesegneten Zeit, als Luzenko noch auf Freigang war, befreundete er sich mit Schwanija und hatte eine starke parlamentarische Abteilung. Es herrschte strenge Ordnung in der Abteilung: „auf Bezahlung saß dort niemand bei Dawid“, voll und ganz auf eigene Kosten. Sogar unser zukünftiger „Überläufer“, der einzige „Wohnungslose“, dem die Fraktion in Kiew Obdach verschaffte. Der Sicherheit halber. Um sich dann nicht mit Wohnungsauflagen für außerstädtische Abgeordnete in Verruf zu bringen.

Die erste schwarze Katze (oder war es eine ganze Schar) huschte unbemerkt zwischen Juri Witaljewitsch und Dawid Waschajewitsch hindurch.

Sie lief und die Reihen der Nationalen Selbstverteidigung begannen leer zu werden. Mit einem Entschuldigungsgesuch kam auch unser „Überläufer“. Entschuldigt, meine Liebsten, offen gesagt: man hat mich gekauft. Aber versetzt Euch doch mal in meine Lage: wir selbst sind nicht aus der Stadt, in der Politik bin ich (bald) kein Bürger (mehr), solches Geld habe ich im Leben nicht gesehen, ich bringe die Einberufung zu Ende, wenigstens will ich, dass meine Kinder im Leben stehen können.

Wer genau ihn gekauft hat, verweigerte er auszusagen (Schwanijas Hand hatte man unter Verdacht, aber Beweise gab es auch keine), das Geld für die Wohnung allerdings wünschte er zu zahlen. Nach allem – immer noch ehrlich. Und siehe da, der ehrliche Überläufer öffnet die große Tasche und holt das Kleingeld bar hervor – Päckchen von Banknoten, die mit einem Streifen der „Diamantbank“ (gehört Dawid Schwanija A.d.Ü.) umwickelt sind. Ohne Worte.

Schade, als Roman Sabsaljuk auf die historische Pressekonferenz ging, kannte er diese Geschichte nicht. So soll sie ihm ein Zeichen und eine Lehre sein.

09.02.2012 // Sonja Koschkina, Chefredakteurin bei Lewyj Bereg

Quelle: Lewyj Bereg

Übersetzerin:   Wenke Lewandowski — Wörter: 1802

Wenke Lewandowski ist Übersetzerin und Lektorin.
Ihre Themengebiete sind Osteuropa, EU-Politik, Nachhaltigkeit, Arbeitsmarkt, Migration; Medizin und Naturwissenschaften; Kultur- und Geisteswissenschaften, Theater, Literatur.
Sprachen: Russisch und Englisch.Xing: Wenke Lewandowski

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