Die Frage nach den Perspektiven der Bildung einer neuen Megakoalition ist am Ende eine Frage des Vertrauens. Des Vertrauens der führenden politischen Spieler zu einander.
Doch in jedem Fall muss die Gesellschaft die Vor- und Nachteile durchdenken, die im Falle der Bildung eines neuen parlamentarischen Konstrukts entstehen.
Einwandfreie Entscheidungen gibt es weder in der Politik, noch im Leben, Doch lassen sie uns die Sache der Reihe nach auseinandernehmen, welche positiven Folgen die negativen dominieren, falls die erträumte Megakoalition doch noch zustande kommt.
Argumente “dafür”
Die Ausgangssituation gibt keinerlei Anlass zum Optimismus. Die permanente politische Krise wird von der Mehrzahl unserer Zeitgenossen bereits seit langem als politischer Saustall wahrgenommen.
Infolge dessen herrscht ein totales Misstrauen gegenüber allen Politikern und denen, die noch als Elite bezeichnet werden, eine Delegitimierung der Regierungsorgane und des Staates selbst und ein Anstieg der sozialen Kälte in der Gesellschaft vor. Und dies vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise, deren Maßstäbe hinreichend oft mit der “Großen Depression” der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts verglichen werden.
Was führte zu dieser nicht einfachen Situation? Die Antwort ist einfach und liegt wenigstens in zwei Aspekten.
Der erste Aspekt sind die selbstgefällige Verfassungsänderungen des Jahres 2004, die auf institutioneller Ebene ständige Konflikte zwischen den höchsten Repräsentanten des Landes provozieren, dem so genannten Kampf um die Kompetenzen.
In der Ukraine wurden im Vergleich mit zivilisierten Ländern, wo der Hauptkonflikt zwischen der regierenden Koalition und der Opposition verläuft, zusätzliche Konfliktlinien geschaffen: Präsident – Regierung, Präsident – Parlament.
Der zweite Aspekt sind die aktuellen Präsidentschaftswahlen, welche die Politiker mehr und mehr in den Strudel des Wahlkampfes ziehen.
Solch ständige politischen Kriege “aller gegen alle” kann das Land nicht aushalten.
Daher geraten die Fragen der Sicherung der politischen Stabilität heute in den Vordergrund und an ihnen hängt – auf der Makroebene – die Frage der Sicherung der Ukraine als eigenständigem unabhängigen Staat.
Wie kann man die politische Stabilität im Lande gewährleisten?
Notwendig ist eine grundsätzliche Änderung der politischen Landschaft – die Gründung einer Megakoalition, in der neben den aktuellen Koalitionspartnern von BJuT (Block Julia Timoschenko), Teilen von “NU-NS” (“Unsere Ukraine – Nationale Selbstverteidigung”) und des Blockes Litwin auch die Partei der Regionen eingehen würde. Gleichzeitig müssen die Fragen, welche das Land teilen, ausgeklammert werden.
Eben die Fraktion des Blockes Litwin und der Teil der Fraktion von “NU – NS” könnten zu einem zusätzlich stabilisierenden Faktor in der Megakoalition werden. Andernfalls riskiert die neue parlamentarische Konstruktion alsbald auseinanderfallen infolge der Gegensätze zwischen den zwei größten Fraktionen.
Was gibt die Bildung einer Megakoalition?
Erstens, erlaubt nur eine solche Vereinigung der Elite eine Stabilisierung der politischen Koalition in der Ukraine, begründet Möglichkeiten für augenblickliche Reaktionen auf die Herausforderungen, welche die Weltwirtschaftskrise gebiert, für den Beschluss der notwendigen Gesetze und Regierungsentscheidungen.
Die Regierung wandelt sich von einer klassischen Regierung der Parlamentsminderheit zu einer Regierung, die eine verfassungsändernde Mehrheit im Parlament hat.
Zweitens kann nur eine solche Wahlkonstruktion eine Stütze im Westen, im Zentrum, im Süden und im Osten der Ukraine haben. Letztendlich kann die neue Koalition, im Falle ihrer erfolgreichen Tätigkeit, das Vertrauen der Bürger in die Regierung und den Glauben an die Zukunft unseres Landes zurückholen.
Drittens, nur eine solche Verfassungsmehrheit kann Änderungen in die Verfassung einbringen, welche die Doppelherrschaft in der Exekutive beseitigt. Die Verfassung sollte aus dem Konsens der politischen Elite geboren werden.
Den Staat sollte jemand allein lenken und die Folgen der Regierung verantworten – entweder der Premier oder der Präsident. Die Ukraine sollte den Kurs der Formierung einer vollständigen parlamentarischen Republik fortsetzen.
Andernfalls bleibt der Präsidentenposten solche ein riesiger Preis, um den sich ein verschärfter Kampf entfaltet, gegenüber dem der 2004er Wahlkampf wie eine Prügelei von Kindergartenkindern wirkt.
Verständlich, dass die nächsten Präsidentschaftswahlen, falls sie stattfinden werden, die Spaltung der Gesellschaft verstärken, da die Politiker ihr Spiel zu Themen treiben, welche die Ukraine teilen und nicht vereinen.
Argumente “dagegen”
Was die Gefahren im Falle der Gründung einer Megakoalition betrifft, so muss man sich auf einige wenige beschränken.
Die erste Gefahr ist die mögliche Usurpierung der Macht. Verständlich, dass eine solch mächtige Vereinigung, an der BJuT, die Partei der Regionen und der Block Litwin teilnehmen, potentiell die Staatsgewalt in der Ukraine gewaltsam übernehmen könnten. Das heißt, diese auf zwei, drei, vier aufteilen und tatsächlich ein autoritäres Regime im Lande begründen könnten. Das ist eine Möglichkeit mit der man rechnen muss.
Ich hoffe, dass die Entwickler des neuen Verfassungsentwurfes deren Korrektur unter Berücksichtigung gesellschaftlicher Diskussionen gewährleisten. Dabei muss man darauf bestehen, dass im neuen Entwurf des “Grundgesetzes” des Staates der Opposition weitreichende Rechte zugestanden werden. Und Gerüchte über das Aufschieben des Endes der jetzigen Parlamentszusammensetzung um zwei Jahre, das heißt bis 2014, müssen nicht zu verwirklichende Träume einzelner Parlamentarier bleiben.
Die zweite Gefahr ist der äußere Aspekt. Jede antidemokratische Maßnahme der Megakoalition schwächt natürlich unsere Positionen unter den zivilisierten demokratischen Staaten.
Eine Unterdrückung der Meinungsfreiheit, Verfolgung von Oppositionsführern könnte zu einer internationalen Isolierung der Ukraine und zu ihrer “Belorussifizierung/Weißrusslandisierung” führen. Ich hoffe, dass die Positionen der westlichen Demokratien zu dem Faktor werden, der unsere einheimischen Politiker zurückhält.
Die dritte Gefahr ist die der Wähler. Sie zerfällt in zwei Aspekte. Fraglos muss die Koalition zu unpopulären Schritten übergehen, sowohl in der Wirtschaft, als auch in der Politik.
In der Politik wird, als eine Variante der Entwicklung der Ereignisse, die Wahl des Präsidenten im Parlament vorgeschlagen. Ich sage sofort, dass das parlamentarische Modell um nichts schlechter ist, als das präsidiale. In vielen Ländern wird der Präsident (mit Präsentationsvollmachten) vom Parlament gewählt.
Nicht von der Existenz oder des Fehlens direkter Wahlen des Staatsoberhauptes hängt der Wohlstand eines Landes und der Zustand der nationalen Sicherheit ab. Das hängt von vollständig anderen Faktoren ab.
Jedoch tritt die überwältigende Mehrheit der Ukraine (etwa 80%) für direkte Präsidentschaftswahlen ein. Übrigens möchte die Bevölkerung auch die Gouverneure der Oblaste, die Richte und wahrscheinlich die Leiter der kommunalen Wohnungsgesellschaften wählen. Auf diese Weise wird die Illusion der Einflussnahme der Bürger auf den politischen Prozess begründet.
Unter den Bedingungen eines tiefen gesellschaftlichen Misstrauens zur Werchowna Rada, wäre die Verlegung der Wahl des Präsidenten in ihre Mauern eine risikoreiche Angelegenheit. In der Ukraine könnte das Staatsoberhaupt ein spezielles Wahlkollegium wählen, bestehend aus den Parlamentsabgeordneten und Abgeordneten der Oblasträte (oder deren Vertretern).
Die Gefahr durch die Wählerschaft besteht auch unter dem Gesichtspunkt des Beschlusses von schwierigen sozio-ökonomischen Entscheidungen. Der Erfolg der Megakoalitionäre wird davon abhängen, inwieweit diese die Folgen der Weltwirtschaftskrise in der Ukraine minimieren können.
Falls es gelingt dies zu tun und die Koalition hinreichend lang existiert, dann wird die Gefahr durch die Wählerschaft geringer werden. Falls die Koalition bei den ersten Schritten, bei den Verfassungsänderungen, innerhalb von anderthalb bis einem Jahr auseinander fällt, dann werden für den Block Julia Timoschenko und die Partei der Regionen die Verluste in der Wählerschaft unkorrigierbar werden.
In Wirklichkeit lassen sich ukrainische Politiker kaum in ihren Handlungen von nationalen Interessen leiten. Zur Einigung treibt sie nur die eigene Unsicherheit des Sieges bei den Präsidentschaftswahlen und die einheimischen Oligarchen, die nicht bereit sind ihre auch so äußerst begrenzten freien Kapitalien in riskante politischen Projekte zu stecken.
Jedoch liegt heute die persönliche Verantwortung bei Julia Timoschenko und Wiktor Janukowitsch. Sie müssen ihre persönlichen Ambitionen zurücknehmen, ansonsten könnte im Land der Ausverkauf anfangen (піти “у рознос”).
Ihor Shdanow, Analysezentrum “Offene Politik”
Quelle: Ukrajinska Prawda
Forumsdiskussionen
Frank in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Und warum zählst das jetzt auf? Panzer dürften keine Rolle mehr spielen. Um die 10.000 von den Russen sollen zerstört worden sein. Unbemerkt kann sich eine grössere Anzahl auch nicht mehr ansammeln....“
JohannesTim in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Einen reinen Bewegungskrieg gibt es nicht. Falls es den Verteidigern gelingt, die feindlichen Angriffsverbände in einigen Abschnitten aufzuhalten, kann daraus ein Stellungskrieg entstehen. Zur Verteidigung...“
Awarija in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Panzer sind im modernen Krieg Dinos, zu schwerfällig, zu verwundbar, zu teuer. Jede 100€-Spielzeugdrohne kann so einen millionenschweren Koloß binnen Sekunden vernichten. Die Russen setzen sich inzwischen...“
Anuleb in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„..... Sind solche gewaltigen Panzer-Operationen, die im Sommer 1941 real vollzogen worden sind, in der Gegenwart nicht mehr möglich? Damals hatte man auch mit riesigen Bomberschwärmen angegriffen. Das...“
JohannesTim in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Eine Anmerkung zur Kriegsgeschichte: sind die Erkenntnisse aus dem Zweiten Weltkrieg heute technisch überholt? Als Student hörte ich in militärhistorischen Vorlesungen in Deutschland ungefähr Folgendes:...“
Bernd D-UA in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„@lev dann wünsche ich Dir eine gute Reise, es war sehr schön in LVIV, muss unbedingt nochmals so eine Rundreise machen. Ich habe so wundervolle Menschen kennengelernt, ich bin zutiefst beeindruckt! Es...“
lev in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„Danke Bernd für deine Eindrücke. Ich fahre Ende Mai wieder für mehrere Wochen nach Lviv. Nicht um Urlaub zu machen, sondern in unsere Wohnung. Hatte sie ja vor dem Krieg, aufwendig saniert und möchte...“
Bernd D-UA in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„Hallo liebe Forengemeinde und Mitleser, ich bin gerade auf einem Kurztripp durch die Ukraine. Es ist wunderschön wieder hier zu sein. Es fehlen die Touristen, gestern habe ich einen persönlichen und...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Kurzer Bericht, hab dann doch den Wachwechsel erwischt, bei den Polen ging dann bestimmt 45 Minuten gar nix. Und dann wurde in zwei Schüben eingelassen, ich finde, dann ging es in einem guten Tempo voran....“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Bin jetzt da, 10 PKW vor mir, das ist akzeptabel, ist ja auch der 1.Mai. Bin zufrieden mit der Situation. @Frank Fahre immer noch ein schwarzes Auto... kennst doch meine Erfahrung mit der Polizei in UA...Kaffeebraun...“
Frank in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Probier doch einfach. Wenn der offen ist doch alles ok. Bin da glaube mal zurück drüber gefahren. War dann nur eine ewige Kurverei bis zur A4. Bin da aber eh erstmal bis Krakau. Kann natürlich auch...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Schade, dass es keine Info´s zu Zosin gibt, wer aber noch was weiß, bitte schreiben, ich fahre jetzt in 30 Minuten los und kann immer noch in ca. 10h bei einem Stopp nochmals nachlesen. Google Maps schickt...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Diesen Grenzübergang hatte ich schon auf dem Schirm, kenne ihn nur noch nicht. Kann jemand noch etwas zu Zosin sagen, wäre ja auch machbar oder lieber nicht? Vielen Dank Bernhard.“
bernhard1945 in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Hallo Bernd Es hängt etwas davon ab, wohin Du in Ukraine fahren möchtest. So wie es scheint möchtest Du (wie ich normalerweise) in Richtung Kiew fahren. Ich benütze deshalb seit Jahren den Übergang...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Ergänzend, möchte nach Luzk fahren, ist ja sicherlich nicht uninteressant für einen Ratschlag.“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Möchte morgen über Nacht in die Ukraine fahren und plane die Ankunft an der Grenze sehr früh am Morgen. Fahre entweder über Polen oder ggf. über Tschechien, je nachdem was google maps empfiehlt. Normalerweise...“
Ahrens in Recht, Visa und Dokumente • Re: Visa D14
„Das ist ein simples D-Visum, wie man es auch in Deutschland für die Beantragung einer Aufenthaltsgenehmigung braucht. Man benötigt dazu keine Mindestaufenthaltszeit. Auch bei der Aufenthaltserlaubnis...“
JohannesTim in Berichte und Reisetipps • Mit dem Zug in die Ukraine
„Zunächst möchte ich sagen, daß die PKP für die Sitzplatzzüge, die zum Beispiel von Kattowitz bis nach Przemysl fahren, die Preise nicht erhöht hat. Allgemein gilt die Polnische Staatsbahn eher als...“
MHG1023 in Berichte und Reisetipps • Re: Mit dem Zug in die Ukraine
„"Warum verlangt die PKP von den Fahrgästen solch einen Preis ?" - Weil sie es können ... Die Nachfrage dürfte weiter hoch sein und weil es keine vergleichbaren Alternativen gibt (Buslinien über Nacht...“
JohannesTim in Berichte und Reisetipps • Re: Mit dem Zug in die Ukraine
„Die Polnische Staatseisenbahn PKP Intercity S.A. erhöhte für den Schlafwagen-Zug D 68 am 1. Februar 2025 die Fahrpreise um + 38 Prozent. : Vom Warschauer Ostbahnhof fährt abends um 17.49 Uhr der Schlafwagen-Zug...“
HelloMick in Hilfe und Rat • Brauchen Hilfe bei Diia Registrierung
„Hallo. Meine Ex-Frau ist schon über 22 Jahre in Deutschland. Jetzt benötigt sie einen Termin für das Konsulat. Aber es werden nur Termine über Diia vergeben. Kann uns jemand erklären wie das genau...“
Trick in Recht, Visa und Dokumente • Visa D14
„Hallo..... Ich benötige nochmals euer Schwarmwissen.... Bin seit Dezember letzten Jahres in der Ukraine verheiratet worden Jetzt meine Frage.....ich habe auf der Seite der ukrainischen Botschaft einen...“