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Lwiwer Stadtrat möchte Flughafen den Namen "Stepan Bandera" geben

13 Kommentare

Gestern beschlossen die Abgeordneten des Lwiwer Stadtrates ein Schreiben an das Ministerkabinett, in dem darum gebeten wird dem neuen Flughafen Lwiws den Namen des Führers der Organisation Ukrainischer Nationalisten, Stepan Bandera, zu geben.

In dem Schreiben an das Kabinett, welches von den Abgeordneten der Fraktion der Allukrainischen Vereinigung „Swoboda/Freiheit“ initiiert wurde, heißt es, das die Idee den Flughafen zu Ehren Stepan Banderas zu benennen, von den Einwohnern Lwiws eingereicht wurde. Das Schreiben vorstellend, rief der Abgeordnete des Stadtrates, Wassyl Horon („Swoboda“) die Anwesenden dazu auf, der weltweiten Praxis zu folgen und Infrastrukturobjekte nach nationalen Helden zu benennen: „Es gibt die Flughäfen Charles de Gaulle, Kennedy und Atatürk. Wir fordern dem Lwiwer Flughafen den Namen des Führers der ukrainischen Nation, Stepan Bandera, zu geben“. Danach wurde das Schreiben zur Abstimmung gestellt, es wurde von 67 der 81 im Saal registrierten Abgeordneten (insgesamt gibt es 90 Abgeordnete) unterstützt.

Der Bürgermeister von Lwiw, Andrij Sadowyj, unterstützte das Schreiben nicht und erklärte auf der Sitzung, dass „er sich bereits an die Regierung mit der Bitte gewandt hat, dem Flughafen den Namen Danylo Halyzkyj zu geben – dem Gründer unserer Stadt“. Dabei unterstrich Sadowyj, dass „der Flughafen staatlich ist und die endgültige Entscheidung der Staat treffen wird“.

Der Abgeordnete des Stadtrates, Andrij Motscharskyj (Fraktion der Partei der Regionen) erklärte dem „Kommersant-Ukraine“, dass dies eine „Provokation“ ist. „Anstatt die Ukraine zu einen, spalten derartige undurchdachte Entscheidungen sie, denn Bandera ist nicht für alle Ukrainer ein Held. Reicht ihnen (den Mitgliedern von „Swoboda“) das Bataillon ‚Nachtigall‘ nicht?“, entrüstete sich Motscharskyj. Gemäß der Entscheidung des Neshuhywer Dorfrates vom 10. Oktober wurde die Straße des Friedens im Dorf Rajiliw im Kreis Stryj in die Straße der Kämpfer des Bataillons „Nachtigall“ umbenannt, was eine „heftige Reaktion des Außenministeriums von Russland hervorrief und zurückgenommen wurde“ (siehe Ausgabe des „Kommersant-Ukraine“ vom 17. Oktober).

Der Meinung des Abgeordneten Wolodymyr Hyrnjak (Fraktion „Ukraine, die geeinte“) nach muss man zuerst „den Ukrainern gesicherte Fakten aus dem Leben Stepan Banderas näher bringen und danach kann man Unternehmen und Flughäfen seinen Namen geben“.

Weronika Sawtschenko

Quelle: Kommersant-Ukraine

Übersetzer:   Andreas Stein — Wörter: 343

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Kommentare

#13 von mbert
Nun scheint es entschieden:
Cabinet Names Lviv Airport After King Danylo Halytskyi
The Cabinet of Ministers has named the Lviv international airport after King Danylo Halytskyi.
The press service of the Ministry of Infrastructure announced this in a statement.
[...]
Mehr: ...

Für die von Euch, die den Herrn Danylo Halytskyi nicht kennen - jener war ein König, der einen Sohn namens Lev hatte und eine Stadt gründete, die er nach ihm "Lviv" nannte

#12 von Minuteman

Meiner Erfahrung nach identifizieren West-Ukrainer heute oft zu Unrecht Bandera mit eben jenem Unabhängigkeitskampf der UPA. Daher finde ich den Mythos Bandera historisch fragwürdig.
Eigentlich nein, denn (OUN)Bandera ist UPA.
Sein Flügel der OUN gündete!? die Aufständischen Armee (Von der OUN(Melnyk) spricht (fast) kein Mensch mehr) ist . Das er bei der Gründung in deutschem Gewahrsam saß, und später im Exil lebte spielt hierbei m.E. eine untergeordnete Rolle.
Und mit Banderas Tod, hörte die UPA fast zeitgleich auf zu existieren. Das letzte Scharmützel von UPA Leuten in der Ukraine war 1960!
Das bleibt in den Köpfen der Menschen hängen und ist der Stoff für Mythen.
Sicherlich, wenn man den effektiven Beitrag zum Widerstandskampf der UPA als Maßstab nimmt, treten hier durchaus andere Personen in den Vordergrund. Beispielsweise Nicholas Arsenych, der den Geheimdienst der OUN B aufbaute.
Und nicht...

#11 von mbert
Um es pragmatisch zu halten: ich gebe hier mal eine kurze Antwort, was mir so vorschwebte. Wenn es ausufert kann das in einen neuen Thread auslagern.
Um ganz ehrlich zu sein verstehe ich nicht so ganz was du meinst - wobei es mich sehr interessieren würde, aber dieser Thread ist wohl dazu der falsche. Soll vielleicht ein Thread "Mythos Bandera" aufgemacht werden?
Mit meinem Kommentar meinte ich etwas eigentlich sehr pragmatisches. Bandera war in erster Linie politischer Kopf der OUN bzw. OUN/B. Er wurde nach dem Einmarsch der Wehrmacht in der Ukraine schnell interniert und kam erst zum Ende des Krieges überhaupt wieder frei. Er nahm an dem Unabhängigkeitskampf der UPA gegen die sowjetischen und deutschen Besatzer faktisch überhaupt nicht teil. Sein Einfluss aus der Entfernung war bestenfalls ein ziemlich indirekter.

Die Staatskonstruktion einer unabhängigen Ukraine, die ihm so vorschwebte, ist vielen Ukrainern heute so im Detail...

#10 von stefko
Da haben Sie recht - allerdings muss man dazusagen das dies für Marschall Jozef Pilsudski - der ein wirklicher Nationalheld ist - und der die Aussöhnung mit der Ukraine herbeiführen wollte (miedziemorze-Intermarum) weil er erkannte das nur eine Vereinigung die russische Expansion würde stoppen können.....leider wurden diese Realpolitiker auch von ukrainischen Nationalisten getötet, insgesamt ein dunkles Kapitel der Geschichte...
Für so unumstritten halte ich Pilsudski nicht (außer in Polen). Und Aussöhnung ist auch relativ. Er träumte von der Wiedergeburt der polnisch-litauischen Union (unter polnischer Vorherrschaft). Auch seine Nationalitätenpolitik war widersprüchlich (z.B. Haller Armee) und ist wohl eher unter der Wiederherstellung des polnisch-litauischen Imperiums zu sehen. Da halte ich es lieber mit Iwan Franko:
Не пора, не пора, не пора
Москалеві й ляхові служить!...

#9 von stefko
Ich glaube aber, wie gesagt, nicht, dass Swoboda damit Erfolg haben wird. Darum geht es ihnen wahrscheinlich auch gar nicht. Die Regierung wird den Namen ablehnen und Swoboda wird wegen des "anti-ukrainischen" Verhaltens der Regierung aufschreien.
Jepp, das denke ich auch. Aber in gewisser Hinsicht hat Svoboda eben doch Erfolg - sie kriegen die öffentliche Beachtung, die sie wollen.
Ich meinte mit Erfolg, den hinsichtlich der Namensgebung. Das sie das Ziel "Aufmerksamkeit" erreicht haben, sieht man ja schon an unserer Diskussion.
Und es wird kräftig am Bandera-Mythos geschmiedet, der schon seit langem wenig mit der Realität zu tun hat. Es gäbe sicher manchen UPA-Aktivisten, der genau für das steht, was den West-Ukrainer so wichtig ist, nur scheint das kaum einen zu interessieren.
Um ganz ehrlich zu sein verstehe ich nicht so ganz was du meinst - wobei...

#8 von Anonymous
Was die polnischen Befindlichkeiten betrifft... ich würde sagen die polnischen Helden, besonders die der ersten Hälfte des 20. Jhdts., sind aus ukrainischer Sicht genauso wenig unproblematisch wie Bandera aus polnischer Sicht.
Geschenkt, aber nötig ist das trotzdem nicht, und warum soll man sich unter Freunden gegenseitig mit so einem Kram provozieren? Das ist doch nun wirklich nicht nötig!
Da haben Sie recht - allerdings muss man dazusagen das dies für Marschall Jozef Pilsudski - der ein wirklicher Nationalheld ist - und der die Aussöhnung mit der Ukraine herbeiführen wollte (miedziemorze-Intermarum) weil er erkannte das nur eine Vereinigung die russische Expansion würde stoppen können.....leider wurden diese Realpolitiker auch von ukrainischen Nationalisten getötet, insgesamt ein dunkles Kapitel der Geschichte...

#7 von mbert
Ich glaube aber, wie gesagt, nicht, dass Swoboda damit Erfolg haben wird. Darum geht es ihnen wahrscheinlich auch gar nicht. Die Regierung wird den Namen ablehnen und Swoboda wird wegen des "anti-ukrainischen" Verhaltens der Regierung aufschreien.
Jepp, das denke ich auch. Aber in gewisser Hinsicht hat Svoboda eben doch Erfolg - sie kriegen die öffentliche Beachtung, die sie wollen. Und es wird kräftig am Bandera-Mythos geschmiedet, der schon seit langem wenig mit der Realität zu tun hat. Es gäbe sicher manchen UPA-Aktivisten, der genau für das steht, was den West-Ukrainer so wichtig ist, nur scheint das kaum einen zu interessieren.

#6 von stefko
Geschenkt, aber nötig ist das trotzdem nicht, und warum soll man sich unter Freunden gegenseitig mit so einem Kram provozieren? Das ist doch nun wirklich nicht nötig!
Ich gebe dir durchaus recht. Ich fände diese Namensgebung auch nicht besonders klug.

Ich glaube aber, wie gesagt, nicht, dass Swoboda damit Erfolg haben wird. Darum geht es ihnen wahrscheinlich auch gar nicht. Die Regierung wird den Namen ablehnen und Swoboda wird wegen des "anti-ukrainischen" Verhaltens der Regierung aufschreien.

#5 von mbert
Was die polnischen Befindlichkeiten betrifft... ich würde sagen die polnischen Helden, besonders die der ersten Hälfte des 20. Jhdts., sind aus ukrainischer Sicht genauso wenig unproblematisch wie Bandera aus polnischer Sicht.
Geschenkt, aber nötig ist das trotzdem nicht, und warum soll man sich unter Freunden gegenseitig mit so einem Kram provozieren? Das ist doch nun wirklich nicht nötig!

#4 von stefko
Also wenn ich den Artikel richtig verstanden habe, ist der Entschluss sowieso bedeutungslos, da das Ministerkabinett zustimmen müsste. Und das ist doch eher unwahrscheinlich. Mit der Aktion will Swoboda wohl Aktivität demonstrieren und Medienpräsenz bekommen.

Was die polnischen Befindlichkeiten betrifft... ich würde sagen die polnischen Helden, besonders die der ersten Hälfte des 20. Jhdts., sind aus ukrainischer Sicht genauso wenig unproblematisch wie Bandera aus polnischer Sicht.

#3 von lev

Ich finde diese Entscheidung zwar nicht direkt schlimm, aber gerade gegenüber Polen, das aus verständlichen Gründen wenig Sympathie speziell gegenüber Bandera hegt, nicht besonders klug. Warum soll man sich einen der verlässlichsten Verbündeten unnötig vergrätzen?
Dem stimme ich voll und ganz zu. Einfach unklug dieses Vorhaben.
Was das Wissen der Westukrainer über Bandera angeht, stellte ich zumindest in meinem Bekannten- und Freundeskreis fest, dass sie voller Achtung ihm gegenüber sind. Ich vermute aber auch, dass sie seine ganze Biographie nicht wirklich kennen.

#2 von mbert
Das ist wohl die Antwort auf die Aberkennung des Titels "Held der Ukraine".
Stepan Bandera, hat zumindest im westlichen Gebiet, eine feste Anhängerschar.
Er wird aber auch speziell von Svoboda stark instrumentalisiert. Der durchschnittliche Westukrainer weiß nicht so wahnsinnig viel über ihn, und wenn man seine historische Rolle näher beleuchtet, wird man feststellen, dass er sich eigentlich als Symbol für den ukrainischen Widerstandskampf gegen die sowjetischen Besatzer wenig eignet.

Ich finde diese Entscheidung zwar nicht direkt schlimm, aber gerade gegenüber Polen, das aus verständlichen Gründen wenig Sympathie speziell gegenüber Bandera hegt, nicht besonders klug. Warum soll man sich einen der verlässlichsten Verbündeten unnötig vergrätzen?

#1 von lev
Ukraine-Nachrichten: Politik

Gestern beschlossen die Abgeordneten des Lwiwer Stadtrates ein Schreiben an das Ministerkabinett, in dem darum gebeten wird dem neuen Flughafen Lwiws den Namen des Führers der Organisation Ukrainischer Nationalisten, Stepan Bandera, zu geben.
Herkunft: Ukraine-Nachrichten: Politik: Lwiwer Stadtrat möchte Flughafen den Namen "Stepan Bandera" geben
Das ist wohl die Antwort auf die Aberkennung des Titels "Held der Ukraine".
Stepan Bandera, hat zumindest im westlichen Gebiet, eine feste Anhängerschar.

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