Eine Spendenfahrt nach Rivne und die Folgen


Im März 2010 war mein Auto, wie immer, bis unter´s Dach beladen. Das waren mehr als 300 kg Spendensachen. Wir kamen also am Grenzübergang Zosin an. Der polnische Grenzschutz hatte  mit unserem Vorhaben kein Problem, und wir hätten passieren können. Aber er wies uns freundlicher Weise daraufhin, dass der ukrainische Zoll uns garantiert zurückschicken würde, da wir eine Warenlieferung (Spenden / Spendensachen) einführen wollten, was nach ukrainischen Grenz- und Zollbestimmungen an diesem Grenzübergang nicht mehr möglich sei. Man empfahl uns den Grenzübergang Dorohusk. Den mag ich, auf Grund besonders langer Wartezeiten, überhaupt nicht. Sei es drum. Wir begaben uns daraufhin also 50 km nördlich. Hier waren wir innerhalb von 30 min. an der ukrainischen Abfertigung und alles fühlte sich gut an. Bei der Kontrolle hier begann nun die Odyssee!

Die Passkontrolle verlief ohne Vorkommnisse. Zollseitig wollte man uns zuerst gar nicht  kontrollieren und ignorierte uns, dann  sprach ich verschiedene Zollbeamte an, die sich alle für nicht zuständig hielten. Auf mein Drängen hin fühlte sich dann doch, nach etwa einer Stunde vergeblichen Wartens und Ansprechens, jemand zuständig die „Deutschen“ zu kontrollieren. Nach erster Ablehnung erklärte ich dem Zöllner unser Anliegen, dass wir für ukrainische Waisenkinder und Straßenkinder Spenden bringen und teilte ihm mit, dass ich IPA-Mitglied (International Police Association) sei. Danach war seine Stimmung besser und wir mussten alle Sachen auspacken und deklarieren. Grund hierfür war, dass pro Person max. 50Kg eingeführt werden dürfen und wir ganz offensichtlich und auch tatsächlich sehr viel mehr geladen hatten. Hiernach war der Zöllner für etwa eine Stunde unterwegs und kehrte mit der Info wieder, dass es jetzt einen erhöhten Papieraufwand gäbe, um uns die Abweisung zu ermöglichen. Alle Träume zerplatzend verstanden wir aber sofort. Wieder Laufereien durch das Abfertigungsgebäude. Nach etwa drei weiteren Stunden standen wir dann wieder auf der polnischen Seite, inklusive akkurater polnischer Grenzabfertigung. In dem polnischen Grenzörtchen suchten wir uns den örtlichen Kindergarten und stellten dort einige Spendensachen, in der Hoffnung, sie mögen Bedürftigen zu Gute kommen, ab. Dann reisten wir erneut, mit je 50Kg Gepäck pro Person ein. Nach etwa einer Stunde waren wir dann in der Ukraine. So kurz diese kleine Geschichte auch ist, kostete sie uns doch alles in allem etwa sieben (7) Stunden, Zeit und Nerven, war aber auch lehrreich.

Diese kleine Odyssee war der Anstoß, den Verein Deutsches Haus Rivne e.V. und einen weiteren ukrainischen Partnerverein zu gründen. Somit kann in Zukunft sichergestellt werden, dass es zu solchen Verlusten nicht mehr kommen wird. Insofern war diese Spendenfahrt auch ein Erfolg! Auch wenn das Verbringen von weiteren Spenden dennoch äußerst kompliziert  werden wird, haben wir glücklicher Weise einen Partner an unserer Seite, der mit dem Humanitären Komitee in Kiew zusammenarbeiten, uns den Papierkrieg abnimmt und somit den weiteren Erfolg weiterer Spendenfahrten nach Rivne in die Ukraine ermöglicht.

Der Verein Deutsches Haus Rivne e.V.

Wir sind ein gemeinnütziger, unpolitischer Verein aus Mecklenburg-Vorpommern und wir möchten das gegenseitige Verständnis beider Völker fördern und damit einen Beitrag zur Völkerverständigung leisten. Dabei konzentriert sich unsere Arbeit auf die Förderung von persönlichen Begegnungen zwischen Deutschen und Ukrainern in und um Rivne.

Vornehmlich sammeln und transportieren wir Sachspenden in zwei Waisenhäuser. Wir haben ein Büro im Hotel Mir in Rivne, von wo aus wir tätig werden. Die Miete hierfür ist das Hauptproblem unseres Vereins. Auf Spenden hierfür sind wir angewiesen.  

In unserem Büro findet ab September 2011 wieder ein neuer Deutschkurs statt, aber auch Englischkurse haben wir im Angebot.

Desweiteren organisieren wir Schulpartnerschaften. Derzeit stehen wir im Kontakt mit einer Schule aus Karlshagen und der 12.Schule Rivnes.

Ein neues Tätigkeitsfeld ist für uns die Unterstützung Ukrainereisender. Wir organisieren Reisen in die Ukraine für Reisegruppen ehemaliger Wolhyniendeutschen, deren Nachkommen oder einfach nur für Geschichtsinteressierte. 

Wie kam es zur Gründung des „Deutschen Hauses in Rivne“?

Offiziere, einer aus Rivne stammenden Einheit, der ukrainischen Armee und zwei Polizeibeamte aus Mecklenburg-Vorpommern waren 2004 während ihres Einsatzes in der UNO-Friedensmission im Kosovo am selben Standort eingesetzt. Hier entwickelte sich eine feste Freundschaft, die ein privates Projekt, in Form von vielen Spendentransporten, mit sich brachte.

Auf Grund sich verschlechternder äußerer Rahmenbedingungen für  das private Projekt zur Unterstützung der örtlichen Waisenhäuser und um Spendentransporte weiterhin organisieren zu können, bzw. vielleicht auch einige Menschen dazu zu motivieren, ebenfalls Spenden zu geben, war der nächste nur logische Schritt die Gründung eines Vereins: Deutsches Haus Rivne e.V.  Nach der Präsidentschaftswahl in der Ukraine, Anfang 2010, wurde auf Grund neuer Gesetzeslage die Einfuhr von Gütern auf 50 kg pro Privatperson/Tourist beschränkt. Nur durch die Vereinsgründung, konnte auf staatliche ukrainische Unterstützung gehofft werden, um das Projekt  „Waisenhaus“ fortführen zu können. Aber es gibt noch einen weiteren guten Grund für das Deutsche Haus in Rivne:
Immer wenn die Menschen von diesem Spenden – Projekt erfuhren, stieß das auf großes Interesse und Neugier für die Ukraine. Auch in der Ukraine zeigen die Leute große Neugier für unser Land. Wir, die Mitglieder des Vereins denken, dass das eine gute Grundlage für den Verein darstellt. Gegenseitiges Interesse und die Neugier aufeinander versprechen für das Deutsche Haus einen großen Erfolg.
Vielleicht haben wir auch Ihr Interesse geweckt und Sie möchten sich engagieren oder Fördermitglied werden?

Dann schreiben Sie uns doch!

www.deutsches-haus-rivne.de

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