Morgen ist der 200. Geburtstag von Nikolaj Wassiljewitsch Gogol


Sein Jubiläum soll mit Schwung begangen werden – demnächst wird im Hauptquartier der UNESCO in Paris eine Woche dem Werk des Satirikers gewidmet werden. In der für Nikolaj Wassiljewitsch heimatlichen Ukraine sind ebenfalls Feiern geplant – die Wiedereröffnung des Gogolmuseums in Welyki Sorotschynzi (seinem Geburtsort, d.Ü.) und die Errichtung vieler Denkmäler. Derweil wird das Werk Nikolaj Wassiljewitsch Gogols in unseren (den ukrainischen, d.Ü.) Schulen als ausländische Literatur angesehen.

Übrigens ist das nicht wichtig. Wie hohl auch die Streitereien zu seiner nationalen Zugehörigkeit auch sein mögen – russisch oder ukrainisch. Unstrittig ist nur ein Fakt: seine Satiren und Grotesken sind nur für denkende Leser.

Obgleich, wenn man bei Google den Familiennamen des Autors von “Abende auf dem Weiler bei Dikanka” und “Der Wij” eingibt, dann kann man sehr leicht herausfinden, dass eine Rekordzahl an Erwähnungen im kyrillischen Segment des Internets – 309.000 – aus der Wortkombination “Gogol und die Ukraine” besteht. Es sieht so aus, als ob dies die russischen Leser ernsthaft beleidigt hat. Vor einigen Tagen wurde in Moskau ein Gogolmuseum eröffnet. Wie der Erste Stellvertreter des Gouverneurs von Sewastopol, Wladimir Kasarin, bestätigt, der bei der Veranstaltung anwesend war, fand diese nicht ohne Konfusion statt – russische ranghohe Vertreter ignorierten die Eröffnung des Museums.

Doch es ist nur zum Besten – wem es wichtig war, der kam. Und was für einen Feuilletonbeitrag Nikolaj Wassiljewitsch über diesen Vorgang geschrieben hätte, wäre er noch am Leben! Die Beamten verändern sich nicht ein Stück. In den Gouvernements … ach! In den Oblasten gibt es genügend Anton Antonowitsch Skwosnik-Dmuchanowskijs (Stadthauptmann im Revisor). Und der Richter Ljapkin-Tjapkin (Kreisrichter im Revisor), der nach dem Lesen von fünf Büchern in der Stadt N als Freidenker gilt und Dankbarkeit ausschließlich in Windhundwelpen entgegennimmt – das ist so nah dran! Es gibt sogar eine bekannte Argumentation – “falls diese Welpen gefüttert und aufgezogen werden, wird es wertvoller für dich werden” (если этих щенков выкормить и вырастить, так себе дороже получается). Und der Kurator der gottgefälligen Einrichtung Semljanika (Kurator der Wohlfahrtsanstalten im Revisor), der bekräftigt, dass “der einfache Mensch wenn er stirbt, dann stirbt er und wenn er gesundet, dann gesundet er” – wie gleicht das nicht unserem Gesundheitsminister?

Stop. Es reicht sich in die Einzelheiten und Parallelen zu vertiefen. Die Geschichte der Stadt N hat auch eine Menge Lärm verursacht/Staub aufgewirbelt und der Autor wurde der Verleumdung der Beamten beschuldigt und man forderte das Verbot des Schauspiels. Gogol schrieb aus diesem Anlass: “Das kleinste Anzeichen der Wahrheit – und gegen dich steht nicht ein Mensch auf, sondern ganze Stände”.

Doch vergessen wir die Regionen. In den “Toten Seelen”, die ebenfalls dem Landadel gewidmet waren, sind gleichfalls Beamte dargestellt, doch keine der Kreisebene, sondern etwas höher – die der Gouvernementsebene. Hier ist der Gouverneur ein Mann von Welt, liebenswürdig und reizend – war nicht dick und nicht dünn, hatte Anna am Hals (Anton Pawlowitsch Tschechow hätte hinzugefügt, dass dies mehrere sind – eine im Knopfloch, zwei am Hals). Es ging sogar das Gericht, dass er für den Stern vorgeschlagen wurde. Übrigens war er ein sehr gutmütiger Mensch und hat sogar “manchmal selbst Stoffe bestickt”.

Diese Groteske wird von Schülern nur schwach aufgenommen, doch von ihnen später vollständig erkannt, wenn Erfahrungen dazu kommen. Daher – lesen sie Gogol von Neuem! Besonders die Briefe, in denen er kompetent davon sprach, dass der Verstand – eine unvergleichliche höhere Anlage/Fähigkeit ist, doch diese nicht anders, denn als Sieg über die Leidenschaften erworben wird: “Diesen hatten nur die Menschen in sich, welche ihre innere Erziehung nicht vernachlässigt haben”.

Olga Kurischko

Quelle: Ekonomitscheskije Isvestija

Für diejenigen die nicht lesen wollen, gibt es zumindest von “Taras Bulba” eine Neuverfilmung, die ab dem 02.04. in den ukrainischen Kinos zu sehen ist.
Nachfolgend die zwei Trailer:

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 647

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