Fünf Jahre und 10 Milliarden: Wie „Boryspil“ in Zukunft aussehen wird
Der Passagierverkehr am Flughafen Boryspil nimmt zu, und dies zwingt sein Management, sich um den Ausbau der Infrastruktur zu kümmern. Die Ekonomitschna Prawda präsentiert sieben Objekte, auf die sich das Boryspil-Team in den nächsten fünf Jahren konzentrieren will.
Nach den Ergebnissen von 2016 belegte „Boryspil“ den dritten Platz unter den europäischen Flughäfen bei der Zunahme der Zahl der Passagiere. Auch die Ergebnisse der ersten Hälfte des Jahres 2017 sind beeindruckend: Das Wachstum hat 30 Prozent erreicht.
Die Dynamik des Passagierverkehrs in „Boryspil“ ist verständlich. Im Jahr 2017 hat das Unternehmen vor, 10 Millionen Passagiere abzufertigen, und in den nächsten fünf Jahren – die Zahl von 25 Millionen Passagieren pro Jahr zu erreichen.
Die Hauptrolle im Wachstum übernimmt der Haupttransporteur des Flughafens – die „Ukraine International Airlines“-Gesellschaft, die dem Oligarchen Ihor Kolomojskyj gehört. Vor kurzem stand sie im Epizentrum des Skandals mit der Low-Cost-Airline Ryanair, wegen der in „Boryspil“ beinahe „Köpfe rollten“.
„Die Ukraine International Airlines plant, in den nächsten Jahren den Passagierverkehr deutlich zu erhöhen und bis 2023 die Flotte auf hundert Flugzeuge zu erhören. Als Basisflughafen müssen wir Bedingungen für die Passagiere schaffen. Wir warten auch auf andere Fluggesellschaften, die sich für den ukrainischen Markt interessieren“, sagt der stellvertretende Generaldirektor des Flughafens Jewhen Dychne.
Aufgrund des erwarteten Wachstums des Passagierverkehrs plant „Boryspil“, bis 2022 eine Reihe von Infrastrukturprojekten umzusetzen, um den Durchsatz des Flughafens zu erhöhen.
Das Ekonomitschna Prawda präsentiert sieben Objekte, auf welche sich das Boryspil-Team in den nächsten fünf Jahren konzentrieren will und plant, über zehn Milliarden Hrywnja (derzeit etwa 320 Millionen Euro) auszugeben.
Erweiterung des Gepäckbereiches
Es ist geplant, am Flughafen einen separaten Raum für die Ausgabe des Gepäcks für die Passagiere der Inlandsflüge zu bauen. Die Kosten für das Projekt betragen etwa 28 Millionen Hrywnja. Ein einstöckiges Gebäude des Kofferraums wird am Terminal D angebaut.
Im Bodenteil werden sich technologische Räume für Lieferung und Ausgabe des Gepäcks und der rekonstruierte Bereich der Sanitätsstelle befinden. Im unterirdischen Teil wird es einen technischen Tunnel geben.
„Das Gepäckvolumen und die Anzahl der Passagiere steigen. Jetzt bekommen die Passagiere sowohl von Inlands- als auch von internationalen Flügen ihr Gepäck an einem Ort. Dieses Projekt ermöglicht die Verwendung von fünf Karussellen, die für die Abfertigung des Gepäcks der Passagiere von internationalen Flügen zur Verfügung stehen“, erzählt Oleksandr Nesterenko, Hauptingenieur von „Boryspil“.
Seinen Worten zufolge sollen die Arbeiten spätestens im Mai 2018 abgeschlossen sein.
Erweiterung des „Herzens“ des Flughafens
Das Management des Flughafens traf auch die Entscheidung, den zentralen Teil des Terminals D – den Prozessor zu rekonstruieren. Dies ist der Ort, wo Passagiere registriert werden und ihr Gepäck bekommen, wo die Pass- und die Sicherheitskontrolle durchgeführt wird. Die Kosten des Projekts betragen zwei Milliarden Hrywnja.
„Mittlerweile suchen wir nach einer Organisation, welche die Planung übernimmt. Wir planen, die Bauarbeiten Ende des zweiten – Anfang des dritten Quartals 2018 zu beginnen. Die Gesamtfläche des Gebäudes soll 25.000 Quadratmeter betragen“, sagt Mykola Kornijaka, stellvertretender Direktor für Operationstätigkeit von „Boryspil“.
Ihm zufolge erhöht dies den Durchsatz des Flughafens um bis zu viertausend Passagiere pro Stunde. Der aktuelle Prozessor ermöglicht die Abfertigung von sechstausend Passagieren.
Es sind drei Ebenen des Terminals geplant. Auf der ersten Ebene wird es einen Gepäckraum für die Abfertigung auf den Abflug, einen Bereich der Gepäckausgabe, Dienst- und technische Räumlichkeiten geben. Auf der zweiten – Büros, Bereiche der Bedienung des Personals, Gemeinschaftsräume, Handelszonen. Im dritten – Servicebereiche für Passagiere vor dem Abflug, Gewerbegebiete und Büros.
„Wir werden auf dem Parkplatz bauen. Die Arbeiten sind so geplant, dass die anderen Prozesse nicht behindert werden. Es ist geplant, dass zu dieser Zeit das Projekt mit dem Parkhaus realisiert sein wird. Wenn wir also anfangen, den Prozessor zu bauen, werden wir bereits freien Platz haben“, sagte Kornijaka.
Erstellung von zusätzlichen Gates
Außerdem hat „Boryspil“ vor, 47,3 Millionen Hrywnja auf drei zusätzliche Gates wie ein Bus Gate auszugeben. Entworfen werden sie von der GmbH „Altis-Construction“ für 419.000 Hrywnja.
„Das ermöglicht uns sechs zusätzliche Flüge pro Stunde, die wir am Terminal D abfertigen können. Es sind etwa 1.200 Passagiere, je nachdem, welche Art von Flugzeugen verwendet wird und wie voll sie sein werden“, erklärt Kornijaka.
Ihm zufolge plant das Unternehmen, Ende August 2017 mit den Bauarbeiten zu beginnen und sie in den nächsten sechs Monaten abzuschließen.
Erweiterung des Servicebereichs
Das Terminal D wurde als sogenannte „Sackgasse“ geschaffen. Es war nicht entworfen, um die aktuelle Anzahl der Transferpassagiere abzufertigen – etwa 780 Personen pro Stunde. Das Projekt in der Transferzone sah drei Kontrollpunkte für die Flugsicherheit voraus, das heißt, ein Durchsatz von 450 Passagieren pro Stunde.
Jetzt ist geplant, sieben zusätzliche Kontrollpunkte für die Flugsicherheit zu installieren, die den Durchsatz auf 1.500 Passagiere pro Stunde erhöhen werden.
„Die Prozesse in diesem Bereich werden so gebaut sein, dass die Passagiere nicht an einem Platz stehen werden“, versichert der stellvertretende Generaldirektor für Flugsicherheit Mykola Chliwnyj.
„Sie werden sich bewegen, die Warteschlange wird sich an keiner Stelle der Kontrolle ansammeln. Die Passagiere erhalten visuelle Informationen über die Vorbereitung zur Kontrolle von Bildschirmen und mündliche Mitteilungen von Flughafenmitarbeitern“, fügt er hinzu.
Die Arbeit an diesem Projekt ist im Gang. Der Vertragspreis beträgt 119,95 Millionen Hrywnja, der Auftragnehmer ist das „Altis Construction“.
Erweiterung der Passagiergalerie
Innerhalb von drei Jahren plant „Boryspil“ ein weiteres Projekt: Die Erweiterung der Passagiergalerie des Terminals. Die Kosten werden auf 3,5 Milliarden Hrywnja geschätzt.
Das Projekt wird eine Erweiterung der Galerie über circa 375 Meter zur Verfügung stellen. Damit werden acht zusätzliche Gates über feste Luftbrücken angeboten, zusätzliche Gewerbeflächen geschaffen und das Service-Niveau wird erhöht.
„Bei Spitzenlasten können wir 3.700 Passagiere abfertigen, das heißt, wir erhalten zusätzliche 700 Passagiere“, sagte Dychne. Ihm zufolge bietet der Plattformbau die Möglichkeit, die Fluggesellschaften operativer zu bedienen.
„Wir planen, die Zeit der Dienstleistung der Fluggesellschaften von den garantierten 40 Minuten, die wir geben, auf die erforderlichen 25-30 Minuten zu reduzieren. Dies ist sehr wichtig, das ist eine Marktforderung, der Unternehmen, die in die Ukraine fliegen wollen“, sagt der stellvertretende Generaldirektor.
Die Projektdokumentation wird bereits geprüft. Der Generalprojektant der privaten Aktiengesellschaft „AeroBud“ erhielt 2,7 Millionen Hrywnja. Der Generalunternehmer wird beim Wettbewerb ausgewählt sein.
Rekonstruktion der Landebahn
Der Flughafen „Boryspil“ hat zwei Start- und Landebahnen. Die zweite Flugzone, die 1971 in Betrieb genommen wurde, wird als Reserve verwendet.
In „Boryspil“ sagt man, dass das Nachfragewachstum beim Passagierverkehr dazu führen wird, dass in den nächsten fünf Jahren eine Landebahn nicht ausreichen wird. Schon jetzt sollte man die technische Vorbereitung für den Rekonstruktion oder den Bau einer zweiten Flugzone beginnen.
Dychne sagt, dass es ohne genaue Berechnungen schwierig ist, die Kosten der Landebahn zu nennen, aber der geschätzte Betrag beträgt acht Milliarden Hrywnja. „Wahrscheinlich müssten wir einen Kredit aufnehmen, denn auf unsere Kosten werden wir nicht in der Lage sein, ein Objekt innerhalb von zwei Baujahren zu bauen“, sagte der stellvertretende Leiter des Unternehmens.
„Falls der Flughafen sich mit der aktuellen Dynamik entwickeln wird, dann werden wir in fünf Jahren einen Höhepunkt von 25 Millionen Passagieren pro Jahr erreichen. Dafür müssen wir zwei Startbahnen in Betrieb setzen“, erklärte der Direktor des staatlichen Projektinstituts „Ukraeroproekt“ Kyrylo Nowikow. Ihm zufolge kann die Startbahn bis 2023 fertig sein.
„Es ist notwendig, die Vorbereitung der Projektdokumentation schon jetzt zu beginnen. Für solch ein Objekt wären zwei Baujahre sehr gut. Das heißt, wenn wir in zwei Jahren mit dem Bau beginnen, dann wird die Start- und Landebahn bis 2023 fertig sein“, sagte Nowikow.
Bau des Parkhauses in Boryspil
Das unvollendete Parkhaus ist das erste, was Touristen, die in das Land kommen, sehen. Der Bau dauerte vom Frühjahr 2011 bis zum Sommer 2014. Der Auftragnehmer hat die Arbeit nicht abgeschlossen und hat das Objekt nicht konserviert. Das Parkhaus soll in mehrere Bereiche unterteilt werden.
In der ersten Etappe kommen der Zentralblock und der südliche Teil, der bis zum Sommer 2018 in Betrieb genommen werden soll. Das sind zwei Drittel des Gesamtprojektvolumens und mehr als 1.000 Parkplätze. Die zweite Etappe soll bis Ende 2018 abgeschlossen sein, erklärt der Geschäftsführer von „Boryspil“ Heorhij Subko.
Die Gesamtzahl der Parkplätze soll mehr als 2.000 betragen. „Wir verstehen, dass eine solche Zahl keine kommerzielle Effizienz anbietet. Die Flächen würden leerstehen. Wir arbeiten daran, das Konzept der zweiten Etappe zu überarbeiten“, erzählt Subko.
„Wahrscheinlich wird es einen vollständigen Busbahnhof im Erdgeschoss geben, wo es Bahnsteige für Busse geben wird. Es wird Büro- und Handelsbereiche geben, und vielleicht einen kleinen Hotelkomplex für die Erholung“??, sagt der Geschäftsführer.
Die Gesamtkosten des Parkhauses betragen 439,629 Millionen Hrywnja, die Fläche des Grundstücks ist drei Hektar.
23. August 2017 // Mykola Topalow
Quelle: Ekonomitschna Prawda