Friedlicher CSD in Münchens Partnerstadt Kyjiw! Rund 2500 Teilnehmer*innen laufen beim KyivPride mit. Münchner Delegation an der Spitze
Der KyivPride am 18. Juni war wieder ein großer Erfolg. Dank großer Beteiligung der Community vor Ort, massiver Polizeipräsenz und internationaler Unterstützung verlief der CSD in Münchens Partnerstadt Kyjiw weitgehend ohne Zwischenfälle
Kyjiw, 18. Juni 2017 – Länger, größer, bunter – Kyiws Christopher Street Day, der KyivPride, wächst und München war als Partnerstadt auch im sechsten Jahr wieder vorne mit dabei. Lydia Dietrich hat die Delegation im Namen Oberbürgermeisters Dieter Reiter erneut angeführt. 5000 Polizist*innen schützten die etwa 2500 Teilnehmer*innen, Lesben, Schwule, Bi*, Trans* und Inter* (LSBTI), die in diesem Jahr ganze 1,2 Kilometer Strecke durch die Innenstadt zurücklegten – knapp doppelt so viel wie im vergangenen Jahr. Der Marsch für Menschenrechte dauerte auch länger, fast eine Stunde. Und viel mehr Menschen nahmen daran teil. 2016 waren es um die Tausend.
„Es ist unglaublich, was sich in den sechs Jahren, die ich jetzt hier nach Kyjiw komme, verändert hat“, sagt Lydia Dietrich (Bündnis 90 / Die Grünen). „Mehr Leute aus der Community beteiligen sich, mehr Menschen überhaupt, die Kooperation mit Behörden und Polizei wird immer besser. Es geht voran. Trotzdem bleibt noch viel zu tun“, so Dietrich. Allen voran die Kyjiwer Stadtspitze fordert die Politikerin auf, endlich die Zeichen der Zeit zu erkennen. Tatsächlich kooperiert der Stadtrat seit zwei Jahren sehr gut mit den Organisator*innen des KyivPride; Bürgermeister Vitali Klitschko aber ist beim Pride-Marsch noch nicht mitgelaufen.
Große Pläne, wenig konkrete Schritte
Mit dem KyivPride haben die Organisator*innen in diesem Jahr unter dem Motto „Ein Land für alle“ für Gleichstellung sexueller Minderheiten geworben. Zwar gibt es in der Ukraine inzwischen ein Diskriminierungsverbot am Arbeitsplatz und eine deutlich humanere Gesetzgebung für Menschen in Transition. Erstens aber steht das Arbeitsrecht schon wieder zur Disposition und auch im Aktionsplan für Menschenrechte, den die Regierung bis 2020 umsetzen will, geht wenig voran. Darin sind u.a. gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften vorgesehen.
Die LSBTI-Community in der Ukraine will das ändern. Sie ist in den vergangenen Jahren immer sichtbarer, furchtloser geworden, inzwischen gibt es auch Prides in anderen Städten des Landes, außerdem ähnliche Formate anderer Organisationen wie das Equality Festival der NGO Insight aus Kyjiw und die Equality and Pride Days der NGO Liga in Mykolajiw. In diesem Jahr waren in Kyjiw erstmals Drag Queens dabei, sie sorgten auf ihrem Wagen – ebenfalls ein Novum – für Stimmung unter den Demonstrant*innen, feierten die Vielfalt, provozierten aber auch den Protest von Rechts.
Tiraden von rechts
Nationalisten versuchten, den Marsch zu blockieren. Statt die Rechten zu vertreiben, änderten die Veranstalter*innen kurzerhand die Route und liefen um die 300 Blockierer herum. Vereinzelt kam es zu Störaktionen von Pride-Gegner*innen. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche Moskauer Patriarchats hatte vor dem Pride die Gläubigen dazu aufgerufen, dafür zu beten, dass der Marsch verboten wird. Alle anderen Kirchen hatten sich nicht zum Pride geäußert. Im Nachgang gab es Übergriffe auf Aktivist*innen aus dem Im- und Ausland; fünf Leute wurden leicht verletzt.
Freilich war auch die Unterstützung aus dem Ausland in diesem Jahr groß, Delegationen waren aus allen europäischen Ländern und Kanada gekommen, Amnesty International war präsent, vom Europaparlament Rebecca Harms. Aus München waren aus der Community 14 Aktivist*innen angereist, darunter Vertreter*innen der Gruppe Munich Kyiv Queer, die 2012 eine Szenekooperation zwischen Kyjiw und München aufgebaut hat und sich seitdem mit deutsch-ukrainischen Projekten das ganze Jahr über für Menschen- und LSBTI-Rechte einsetzt. Der CSD München und der KyivPride sind eine eigene Partnerschaft eingegangen, die Munich Kyiv Queer begleitet.
Der CSD wird in München seit 1980 gefeiert. Mehrere Zehntausend Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*-Menschen und Intersexuelle gehen Jahr für Jahr auf die Straße, um unter wechselndem Motto Akzeptanz und rechtliche Gleichstellung einzufordern. Gesellschafter der CSD München GmbH sind das Lesbenzentrum LeTRa, die Münchner Aids-Hilfe, die Wähler*inneninitiative Rosa Liste und das Münchner Schwulenzentrum Sub. Das CSD-Motto in diesem Jahr lautet „Gleiche Rechte. Gegen Rechts“. Die Münchner Community macht damit unter anderem auf den wachsenden Rechtspopulismus in Deutschland aufmerksam. Außerdem setzt sie sich kurz vor der Bundestagswahl für die vollständige rechtliche Gleichstellung ein, unter anderem mit der „Ehe für alle“.
Kontakt:
Conrad Breyer
Koordinator KyivPride
00491701859705
conrad@csdmuenchen.de