Oleg Bachmatjuk ist an der VAB Bank interessiert
Die Konflikte um die VAB Bank verschärfen sich. Der Geschäftsmann Oleg Bachmatjuk verkündete, dass er das Kontrollpaket der Aktien des Instituts kauft. Diese Erklärung ertönte gleich nachdem die Minderheitsaktionäre Bachmatjuk des Erhalts der Kontrolle über die Bank und der Ausgabe von Krediten an von ihm kontrollierte Unternehmen über 1,04 Mrd. Hrywnja (ca. 95 Mio. €) beschuldigten. Bachmatjuk, der sein Vermögen im Agrargeschäft gemacht hat, beabsichtigt diese Branche mit Krediten zu versorgen. Doch das könnten die Minderheitsaktionäre verhindern, wenn ihr Schreiben an die Zentralbank zur Anwendung von Sanktionen führt, sagen Juristen.
Gestern gab der Unternehmer Oleg Bachmatjuk, der nach Schätzung von Forbes ein Vermögen von 1 Mrd. $ besitzt, öffentlich seine Absicht bekannt, Eigentümer der Mehrheitsanteile der VAB Bank zu werden. „Wir haben einen Vertrag über eine Kaufoption abgeschlossen und die Dokumente beim Antimonopolkomitee/Kartellamt für den Erhalt einer Genehmigung eingereicht“, erklärte er der Agentur „Interfax-Ukraina“. Der Unternehmer möchte die VAB Bank nicht der ihm gehörenden Bank „Finansowaja Initiatiwa“ (28. Platz nach den Aktiva) zuschlagen, sondern plant diese als Agrarfinanzinstitut zu positionieren. Der Kaufpreis wurde nicht veröffentlicht, doch überstieg der Preis für Banken Experten nach in letzter Zeit nicht das Anderthalbfache des regulären Kapitals. Bei einem Kapital von 110 Mio. Hrywnja (ca. 10 Mio. €) zum 1. Juli kostet die Kontrolle über die VAB Bank wenigstens 80 Mio. Hrywnja (ca. 7,3 Mio. €).
Das offizielle Zugeben der Absicht sich am Bankkapital zu beteiligen, fand gezwungenermaßen statt. Die Aktionäre der VAB Bank bekräftigen, dass Bachmatjuk bereits über zypriotische Unternehmen Teilhaber des Instituts ist. „Die Top-Manager der Bank haben früher mit Oleg Bachmatjuk zusammengearbeit und auf den letzten Aktionärsversammlungen wurden die zypriotischen Unternehmen von Leuten vertreten, die mit ihm in Verbindung stehen“, teilte der Aktionär Jurij Irklijenko dem “Kommersant-Ukraine” mit. Vor kurzem haben er und ebenfalls die Direktoren der OOO „Bauman Trade“, Galina Timoschko, und der Astorius Capital Corp., W. Melnitschuk, an die NBU (Nationalbank der Ukraine) einen Brief mit der Bitte geschickt, sich in die Situation einzumischen. Ihren Daten nach erhielten die Unternehmen Olag Bachmatjuks („Rise Maximko“, „Niva“, „Spezagroprojekt“ und „Agro Alpha“) Kredite bei der VAB Bank über eine Summe von mehr als 1,04 Mrd. Hrywnja (ca. 95 Mio. €). Im I. Quartal stieg des Kreditportfolio, das von der Bank an juristische Personen vergeben wurde, um 565 Mio. Hrywnja (ca. 51,4 Mio. €) auf 4,512 Mrd. Hrywnja (ca. 410 Mio. €), im zweiten Quartal um weitere 68 Mio. Mio. Hrywnja (ca. 6,2 Mio. €). Berichte für das III. Quartal hat das Institut bislang noch nicht veröffentlicht.
Beim Pressedienst der Agrarholding „Avantgarde“, die von Oleg Bachmatjuk kontrolliert wird, erklärte man dem “Kommersant-Ukraine”, dass man bisher noch kein Aktionär der VAB Bank ist. Das Faktum des Erhalts von Krediten konnte man dort nicht bestätigen. „Die Unternehmen, die Sie genannt haben, gehören der Holding ‘Ukrlandfarming’, wie auch weitere 270 Unternehmen. Sie arbeiten mit mehr als 40 Banken in der Ukraine zusammen und ebenfalls mit ausländischen Instituten“, betonte man beim Pressedienst. „Der Erhalt oder Nichterhalt von Krediten durch Unternehmen unterliegt dem Bankgeheimnis“.
Oleg Bachmatjuk erklärte, dass die Minderheitsaktionäre sich an die NBU gewandt haben, um die Arbeit der Bank zu destabilisieren und die Aufmerksamkeit von den Anschuldigungen finanzieller Regelverstöße an die Adresse des Ex-Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Sergej Maximow (Ausgabe des “Kommersant-Ukraine” vom 4. Oktober), abzulenken. Die Mitteilung darüber, dass ein Unternehmen von Maximow der Bank Kredite über 1 Mrd. Hrywnja nicht zurückgezahlt hat, ging vom 1. Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden Dennis Malzew aus, den die Minderheitsaktionäre mit Oleg Bachmatjuk in Verbindung bringen. Daher erklärte Bachmatjuk gestern, dass er im Falle des Abschlusses des Geschäfts plant, den Vorstandsvorsitzenden auszuwechseln, der gerade der Schwager von Sergej Maximow, Pjotr Baron, ist. Baron antwortete gestern nicht auf die Anrufe des “Kommersant-Ukraine”.
Beim Pressedienst der VAB Bank konnte man die Ausgabe der Kredite an Agrarunternehmen nicht bestätigen, verwies auf das Bankgeheimnis: „Die problematischen Außenstände sind durch Kredite gebildet, die 2008 ausgegeben wurden und die das laufende Jahr überhaupt nicht betreffen. Neue Kredite werden rechtzeitig und in voller Höhe bedient“. Zum 1. Juli betrugen die Reserven hinter Problemkrediten 1,3 Mrd. Hrywnja (21,24%). Gemeinsam mit den Krediten, welche die Unternehmen Sergej Maximows (über 1 Mrd. Hrywnja) erhalten haben, kann man das Kreditportfolio von Insidern, darunter zukünftigen, mit 2,04 Mrd. Hrywnja bewerten. Falls man bei der NBU zu dem gleichen Schluss kommt, dann beträgt die Kreditsumme, die von der Bank an Insider ausgegeben wurde, mehr als 100% (des regulären Kapitals) bei zulässigen 30% (Normativ N10). Bei der Bank berechnete man, dass der Anteil nach der Norm N10 zum 1. Juli 3,37% betrug.
Marktteilnehmer halten das Erscheinen einer weiteren Agrarbank für möglich. „Das Problem besteht darin, wo man eine Finanzierung für billige Kredite an Landwirte und Spezialisten finden kann, die sich damit auskennen. Man kann nicht davon sprechen, dass das Agrargeschäft unterfinanziert ist. Außerdem hat die Krise gezeigt, dass die Landwirtschaft eine weniger risikoreiche Ausrichtung ist. Sie zeigte gute Ergebnisse bei der Bedienung und Tilgung von Krediten“, sagt der Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden der „Raiffaisen Bank Aval“, Wiktor Gorbatschow. „Doch bedeutet das Anhängen des Labels ‘Agrar’ an die Bank noch keine Änderung für das Agrargeschäft“.
Juristen meinen, dass der öffentliche Konflikt geeignet ist, zu Sanktionen von Seiten des Regulierers zu führen. „Die Zentralbank könnte sich einmischen, doch könnte sie dies auch nicht tun. Außerdem könnte sie die Bank formell überprüfen und könnte dies auch sorgfältig tun. Jedoch ist eine Verbindung der Kredite mit den Eigentümern der Bank nur sehr schwer aufzudecken, diese ist nicht zwangsläufig bei einer Überprüfung ersichtlich“, sagt der Geschäftsführer der Kanzlei „Lawrinowitsch und Partner“, Maxim Lawrinowitsch. „Die Zentralbank sollte mit einer Überprüfung des Kreditinstituts beginnen, Regelverstöße aufdecken und um diese zu beenden, hat sie das Recht eine zeitweilige Zwangsverwaltung einzuführen. Der Regulierer hat früher auch dem großen Insiderkreditportfolio bei der VAB Bank keine Aufmerksamkeit geschenkt, wie er auch auf ähnliche Situationen bei der UkrGasBank und der ‘Nadra’ Bank nicht reagiert hat“.
Gemäß dem Gesetz „Über Banken und die Bankentätigkeit“ kann für die Einführung einer zeitweiligen Zwangsverwaltung ein Konflikt mit der Leitung des Instituts, das Vorhandensein eines Antrags auf Einsetzung eines Verwalters und die Verringerung des regulären Kapitals um 30% innerhalb von sechs Monaten dienen. Das reguläre Kapital der VAB Bank verringerte sich im I. Halbjahr um 19%. Bei dem Kreditinstitut fürchtet man das Szenario nicht. „Die Einführung einer zeitweiligen Zwangsverwaltung findet im Falle einer Destabilisierung der Arbeit der Bank statt. Doch insofern die Mehrheit der Aktionäre allen Pflichten nach kommt, wirkt sich der Konflikt nicht auf die stabile Arbeit des Instituts und seine Zahlungsfähigkeit aus“, erklärte man beim Pressedienst der VAB Bank.
Jelena Gubar
Quelle: Kommersant-Ukraine