Ukraine passt sich europäischen Elektroenergiestandards an
Die Ukraine verlor die Chance auf den litauischen Energiemarkt zu gelangen. Am vergangenen Freitag verkündete die russische “Inter RAO EES” den Abschluss eines zehnjährigen Vertrages über die Lieferung von 2,5 Mrd. kWh im Jahr. Die einzige Möglichkeit den Export von Elektroenergie aus der Ukraine zu erhöhen ist, das ukrainische und das europäische Energiesystem/Stromnetz zu vereinigen. Doch aus technischen Gründen kann dies nicht früher als in drei Jahren geschehen.
Die “Inter RAO EES” schloss einen zehnjährigen Vertrag mit der litauischen Energijos Realizacijos Centras (ERC) über die Lieferung von 2,5 Mrd. kWh im Jahr beginnend von 2010 an ab, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Derzeit exportiert die “Inter RAO” nach Litauen etwa 2 Mrd. von 7 Mrd. kWh, die im Lande im Jahr verbraucht werden. Den Wert des Vertrages gibt man bei der “Inter RAO” nicht preis, lediglich präzisierend, dass die Preisformel ??“die Exportpreisbildung auf dem russischen Markt für Elektroenergie und die Transitausgaben berücksichtigen wird”.
Litauen hat sich gegenüber der Europäischen Union verpflichtet im Jahr 2009 das einzige Kernkraftwerk im Land zu schließen – Ignalina (nutzbarer Ausstoß im Jahr 2008 – mehr als 9 Mrd. kWh). Derzeit wird ein Teil der Elektroenergie des Atomkraftwerks, welches in der Sowjetzeit für die Energieversorgung der Länder des Baltikums und Weißrusslands errichtet wurde, für den Export verwendet, doch vom Jahre 2010 an, wandelt sich Litauen aus einem Energieüberschuss in ein Energiedefizitland. Es muss sich auf die Reserven aus seinen Wärmekraftwerken und den Import von Elektroenergie stützen.
Der Vertrag mit Russland bedeutet faktisch die Schließung es litauischen Marktes für die ukrainischen Lieferanten, denkt der Erste Stellvertreter des Ministers für Brennstoff und Energiewirtschaft der Ukraine, Oleg Bugajew. “Litauen benötigt weiter keine zusätzlichen Elektroenergiemengen mehr, doch wir verlieren die Hoffnung nicht”, sagte er dem “Kommersant-Ukraine“. Die Ukraine und Litauen führen Verhandlungen über den Kauf von ukrainischer Elektroenergie bereits die letzten zwei Jahre (Ausgabe des “Kommersant-Ukraine“ vom 13. April des Jahres 2007 an). Vorher wurde erklärt, dass die Ukraine die Möglichkeit des Exportes von 2 Mrd. KwH nach Litauen über Weißrussland in Betracht zieht.
Ein hochgestellter Informant des “Kommersant-Ukraine“ beim Energieministerium erläuterte, dass die Verwirklichung der Pläne “durch Weißrussland gestört wurde, welches hohe Transitgebühren forderte und auf diese Weise die ukrainische Elektroenergie konkurrenzunfähig”.
Jetzt ist die einzige Möglichkeit den Export von Elektroenergie aus der Ukraine zu erhöhen – die europäischen und ukrainischen Energiesystem zu vereinigen, betont der Analyst der Investmentfirma Concorde Capital, Alexander Paraschtschij. Mit ihm stimmt Bugajew überein: “Strategisch sind wir mehr auf Europa ausgerichtet und werden, in großer Hinsicht, die russischen Unternehmen nicht auf den europäischen Markt lassen. Falls die Ukraine sich dem UCTE (Union für die Koordinierung des Transports von Elektrizität) anschließt, dann, kann es sein, dass auch die Länder des Baltikums anders auf uns schauen”. Derzeit exportiert die Ukraine nach Ungarn, Polen, die Slowakei und Rumänien Elektroenergie, welche von der Energieinsel des Burschtyner Kohlekraftwerk (Oblast Iwano-Frankiwsk) erzeugt wird, das im Jahr 2002 an das europäische Energiesystem angepasst wurde und keine Verbindungen zum vereinigten Energiesystem der Ukraine hat. Doch das Exportpotential der Energieinsel, in Abstimmung mit dem UCTE, ist zu klein: in der Sommerperiode beträgt es 550 MW und in der Winterperiode 500 MW. Der Meinung von Oleg Bugajew nach, kann man den Export um das Zwei-/Dreifache (im Jahr 2008 9 Mrd. kWh) auf Rechnung der Integration unseres Energiesystem in das UCTE erhöhen. “Die Ukraine hat einen Antrag noch im Jahr 2006 abgegeben und derzeit werden Arbeiten zur Anpassung unserer Systeme an die europäischen technischen Standards durchgeführt. Jedoch ist für die Installation einer Verbindung mit dem UCTE eine Modernisierung des Energiesystems notwendig – diese werden 3-5 Jahre benötigt”, betont er.
Alexander Tschernowalow, Wladimir Stepanow
Quelle: Kommersant-Ukraine