Anvisieren der Märkte. Wie überzeugend ist die Erholung des ukrainischen Exports?
In diesem Jahr hat so gut wie jedes Mitglieds des Ministerkabinetts von der Stabilisierung der wirtschaftlichen Situation gesprochen.
Seit dem ersten Quartal des Jahres 2017 betrug das Wirtschaftswachstum im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2,4 Prozent. Die Regierung prognostiziert bis zum Ende des Jahres einen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von zwei Prozent. Eine Ursache für die erreichte Stabilisierung ist die Verbesserung der Handelsbeziehungen mit Europa. Ministerpräsident Hrojsman vermeldete einen Zuwachs der Exporte von Waren und Dienstleistungen in die EU um 22,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Summarisch beträgt das Exportvolumen heute 9,4 Milliarden US-Dollar – davon machen die Waren einen Anteil von 8,2 Milliarden US-Dollar (Anstieg um 26,1 Prozent) und die Dienstleistungen 1,5 Prozent (Anstieg um 6,4 Prozent) aus.
Vergleicht man das Exportvolumen der ersten Hälfte 2016 mit dem des gleichen Zeitraums aus 2013 (unter Berücksichtigung des Rückgangs des Exportvolumens in den Jahren 2013-2015) ist dieses um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Das heißt, dass die Ukraine die Hälfte Ihres Exports verloren hatte. Die jetzt optimistisch wirkenden Kennzahlen sind also de facto auf eine niedrige Vergleichsbasis zurückzuführen (wenngleich eine Verbesserung der Gesamtsituation zu verbuchen ist).
Kürzlich hat das Staatliche Statistikamt die Zahlen zum ukrainischen Export für die erste Hälfte von 2017 veröffentlicht. Die veröffentlichten Zahlen signalisieren eine Verbesserung der ukrainischen Situation, aber insgesamt sind diese nicht so rosig, wie es uns die Prognosen und Aussagen der Beamten glauben machen möchten. Vor allem auch, weil die Handelsbilanz trotz der Erfolge der ukrainischen Exporteure einen negativen Saldo aufweist.
Auch die geografische Struktur der Exporte hat sich nicht wesentlich verändert. Der größte Anteil geht nach Russland, gefolgt von Italien, Polen, der Türkei, Indien und Ägypten. In diese Länder haben wir in den letzten sechs Monaten die meisten Waren exportiert. Der Exportzuwachs ist in erster Linie dem Anstieg des Exportvolumens um durchschnittlich 25 Prozent in diese Regionen zu verdanken. Zugleich steigt aber auch das Importvolumen um 29 Prozent.
Trotz der Sanktionen ist das Handelsvolumen mit Russland in der laufenden Periode angestiegen. Die Ukraine importierte im Vergleich zum Vorjahr viel mehr Waren aus Russland. Der Elefantenanteil entfällt dabei auf Öl und Produkte auf Mineralölbasis (42 Prozent). In der untersuchten Periode ist dieser Posten im Export um 80 Prozent angestiegen. Wir konnten 25 Prozent mehr Waren nach Russland verkaufen. Das bezieht sich vor allem auf Produkte der anorganischen Chemie, Eisenmetalle, Kessel und Maschinen. In unserem Fall hängt das Importvolumen aus Russland nicht von unserer Kaufabsicht ab, sondern vielmehr davon, dass wir nicht diversifizieren und Öl sowie Ölderivate nicht aus anderen Regionen importieren können.
Die Warenstruktur der Exporte hat sich ebenfalls nicht wesentlich verändert. Das stärkste Wachstum konnte in der Viehwirtschaft und im Export von Fertigerzeugnissen tierischen Ursprungs erreicht werden – dieser beträgt 50 Prozent. Auch andere Sektoren zeigen gute Wachstumsraten und erhöhte Liefermengen. So kann in so gut wie allen Wirtschaftszweigen ein Wachstum beobachtet werden (um mehr als 100 Millionen US-Dollar). Infolge des Preisanstiegs bei den wichtigsten Exportgütern sehen wir einen Anstieg des gesamten Exportvolumens. Ein Negativwachstum zeigt sich lediglich beim Holzexport.
Nach dem Wegfall der Akzise auf Autos im letzten Jahr steigt auch hier der Import. In der laufenden Periode ist diese Kennzahl um 50 Prozent gestiegen. Ermutigend ist auch der Anstieg des Volumens bei den „unedlen Metallen und deren Derivaten“ um 30 Prozent. Dies ist einem Anstieg des Preises auf Metalle in den letzten Monaten zu verdanken. Ich denke, dass diese Entwicklung in den nächsten sechs Monaten anhalten wird.
Daher beträgt der Gesamtimport 22,5 Milliarden US-Dollar, während die Handelsbilanz selbst negativ ist. Der Saldo selbst ist mit einem Minus von 1,88 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Vorjahr erheblich angestiegen.
Der Warenexport in die EU ist um 22 Prozent gestiegen und betrug 8,4 Milliarden US-Dollar, der Import um 29 Prozent auf 10,5 Milliarden Aus Europa kaufen wir eine ziemlich große Menge unterschiedlicher Waren. Der Export ist dagegen auf einige wenige Warengruppen beschränkt: Eisenmetalle, Erze, Getreide, Fette und Öle tierischen oder pflanzlichen Ursprungs.
Unser Speiseöl hat bereits seit Längerem aufgrund der weggefallenen Zölle eine Marktnische im größten Teil der EU erobert. Beim Getreide gehören unsere Exporte bereits zu den wichtigsten Lieferanten und machen 32 Prozent der gesamten EU-Importe aus. Auch den Markt der Molkereiprodukte erobern wir langsam. Zum heutigen Zeitpunkt können bereits 18 unserer Unternehmen ihre Molkereiprodukte nach Europa zu exportieren.
Darüber hinaus exportierte die Ukraine Dienstleistungen im Umfang von 5,4 Milliarden US-Dollar – ein Zuwachs von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während der Import von Dienstleistungen um sieben Prozent stieg. Der Saldo ist in diesem Jahr positiv und beträgt 2,4 Milliarden. Unter den führenden Nationen befindet sich auch hier immer noch Russland mit einem Export in Höhe von 1,8 Milliarden sowie einem relativ hohen Überschuss von 1,4 Milliarden. Diese Ziffer ist signifikant, da der Gesamtexport von Dienstleistungen nach Europa ähnlich hoch ist.
Allerdings sieht es zukünftig für die Handelsbilanz nicht besonders gut aus. Mit dem Beginn der Heizsaison wird sicherlich der Import von Gas zur Einlagerung in den Gasspeichern steigen, was höchstwahrscheinlich bereits einige Monate vor Beginn der Heizsaison beginnen wird.
8. September 2017 // Maxim Parchomenko
Quelle: Serkalo Nedeli