Europäisch essen: Was die Ukrainer mit den neuen Lebensmittel-Gesetzen bekommen werden
Lebensmittel und das Essen in Restaurants werden sicherer sein. Was sollte man darüber wissen und was hat das mit der EU zu tun?
Vor fünf Jahren unterzeichnete die Ukraine das Assoziierungsabkommen mit der EU, laut welchem sie sich verpflichtete, die Lebensmittelgesetzgesetzgebung den Normen der EU anzupassen. Ein Teil der Verpflichtungen wurde erfüllt, ein anderer Teil befindet sich im Prozess. Was hat der ukrainische Verbraucher bereits gewonnen?
Heute ist er vor fehlerhaften Informationen über die Lebensmittelprodukte, vor falscher Produktkennzeichnung sowie vor der Gefahr einer allergischen Reaktion auf bestimmte Lebensmittel im Restaurant geschützt. Auf den Speisenkarten sollen Allergene speziell gekennzeichnet werden. Außerdem erhöhten die Gesetzgeber die Verantwortung des Herstellers.
Dabei ist das noch weit nicht alles. Es wartet noch eine Reihe von Veränderungen, dank welchen sich die Ukrainer sicherer fühlen sollen.
Die Regierung bereitete einen Plan für weitere Gesetzgebungsänderungen vor, in welchem eine Reihe von europäischen Normen Schritt für Schritt erklärt wird, die die ganze Lebensmittelkette vom Feld bis auf den Teller umfassen.
Weiterhin wird es über die letzten Änderungen, die vor kurzem eingeführt wurden, sowie über diejenigen, die gerade vorbereitet werden, gehen.
Warum ukrainisches Essen bereits nicht mehr so gefährlich ist
Damit die Reformen erfolgreich funktionieren, ist nicht nur der Plan für die Zukunft, sondern auch die Kontrolle bereits eingeführter Normen erforderlich. Wenn die Basisgesetze nicht kontrolliert werden, wird der Anteil der Einhaltung neuer Anforderungen nicht sehr hoch sein.
Außerdem ließ das lange dauernde Moratorium für Unternehmenskontrollen skrupellosen Anbietern auf dem Lebensmittelmarkt freie Hand.
Dieses Jahr begannen die Kontrollen erneut. Sie werden durch die Inspektoren des Staatlichen Dienstes der Ukraine für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutzes durchgeführt, die bereits eine Kategorisierung der Marktanbieter und einen Kontrollplan (d.h. mit welcher Frequenz jeder Betreiber überprüft wird) erarbeitet haben.
Die Warnung der Unternehmer zehn Tag vor der Kontrolle wurde abgeschafft. Der Anbieter wird also nicht wissen, wann er kontrolliert wird. Es werden ihm nur die Anzahl der Besuche des Inspektors pro Jahr sowie die Risikokategorie, welcher er unterliegen kann, bekanntgegeben.
Andererseits soll jede Kontrolle nach einer Check-Liste durchgeführt werden. Dies ist eine Fragenliste, die ausschließlich ist, d.h. der Inspektor darf ihre Grenzen nicht überschreiten. Die Check-Listen sind auf der Webseite des Staatlichen Dienstes der Ukraine frei zugänglich, und jeder Anbieter kann sich diese ansehen und feststellen, ob er den Anforderungen entspricht.
Die Inspektoren können also nur diese Fragen stellen. Jede Frage wird mit dem entsprechenden Absatz der geltenden Gesetzgebung vermerkt, in welcher die Norm beschrieben wird.
Weiterhin ist der Hersteller nun verpflichtet, jede festgestellte Nichtkonformität der Produktion zu melden, sie zurückzuziehen, von den Verkaufsstellen zu entfernen und auf eigene Kosten Informationen über die potenzielle Gefahr des Produkts für Verbraucher zu verbreiten.
Wenn es in der Europäischen Union zu einem Zwischenfall mit einem Lebensmittelprodukt kommt, kann man vor dem Eingang in den Supermarkt einen Aufruf zur Rückgabe dieses Lebensmittelproduktes sehen und dafür Geld zurückbekommen. Auch kann man sich mit der Beschreibung bekanntmachen, warum es den Normen nicht entspricht.
Normalerweise bezieht sich diese Nichtkonformität nicht auf die Sicherheit, sondern auf die Verpackung, Kennzeichnung, Qualitätsmerkmale: Beispielsweise sind die Größe der Nüsse in der Schokolade und ihr Gewicht oder die Informationen über die Zutaten nicht so, wie sie sein sollten.
Falls Sie so etwas Ähnliches in den ukrainischen Supermärkten noch nicht gesehen haben, war das deshalb, weil das nicht die Norm der Gesetzgebung war. Jetzt wird es das aber geben.
Machen Sie sich keine Sorgen um das Vieh
Wie bereits erwähnt wurde, sind die Basislebensmittelgesetze bereits in Kraft getreten. Jetzt braucht man sich nicht einmal mehr Sorgen zu machen, was das Vieh frisst.
Auf den ersten Blick mag es scheinen, dass das Gesetz „Über die Futtersicherheit und -hygiene“, das im letzten Jahr verabschiedet wurde, die Menschen nicht betrifft, aber das ist falsch. Es schützt vor allem die Verbraucher, denn es geht um die Kontrolle der Fütterung und des Umgangs mit Nutztieren.
Gerade diese Nutztiere geben beispielsweise Milch- und Fleischprodukte, die in die Regale der Supermärkte gelangen.
Das erwähnte Gesetz erlaubt es, den Nachweis von Rückständen von Tierarzneimitteln oder pharmakologisch aktiven Substanzen, die die zulässigen Grenzen überschreiten, im Endprodukt vorzubeugen. Die Kontrolle des Viehfutters entspricht der Garantie der Wurstsicherheit, was pharmakologische Chemikalien betrifft.
Das Gesetz tritt im Januar 2020 in Kraft.
Neue Produkte
In der Entwicklungsphase sind nun in der Regierung die Gesetzentwürfe, welche die sogenannten „neuen Lebensmittel“ und die Materialen, die einen Kontakt zu Lebensmitteln haben (Verpackung, Ausstattung, Oberflächen zur Produktverarbeitung usw.) betreffen.
Der Begriff neue Lebensmittel entstand Ende der 90er Jahre, als es notwendig wurde, die Produkte zu kontrollieren, die mit dem wissenschaftlich-technischem Fortschritt nach Europa kamen.
Als neue bezeichnete man diejenigen Produkte, deren Auswirkung auf die Gesundheit der Verbraucher lange unbekannt war, da sie für ein bestimmtes Gebiet nicht typisch waren. Heutzutage liegen Chia-Samen zum Beispiel in der Ukraine im Trend.
Als neue können auch vor kurzem erfundene Lebensmittel bezeichnet werden, deren mögliche negative Auswirkung noch nicht erforscht wurden.
Hierher gehören auch spezielle Nahrungsergänzungsmittel – Vitamine, fermentierte Stoffe in Lebensmitteln für bestimmte Bevölkerungsgruppen (für Schwangere, Kinder, Sportler, diätetische Lebensmittel usw.).
Das sind auch Produkte, die von geklonten Tieren stammen, wenn nicht bekannt ist, wie der menschliche Körper auf solche Produkte reagieren wird.
Die Hauptanforderung an neue Lebensmittel ist die Sicherheit für den Verbraucher sowie die ordnungsgemäße Kennzeichnung, die darauf hinweist, dass es sich eben um ein neues Nahrungsprodukt handelt und dass seine Auswirkung auf den menschlichen Körper noch nicht erforscht ist.
Dies wird potenzielle Vergiftungen vorbeugen, sowie den Grad des Ernährungsbewusstseins der Verbraucher erhöhen und ihnen eine bewusste Wahl des Produkts erlauben. Und die pflichtbewussten Hersteller, die die wichtigste Information über solches Produkt auf der Verpackung angeben, werden vor den möglichen Ansprüchen der Verbraucher geschützt.
Verpackung kann auch gefährlich sein
Der Gesetzentwurf über Verpackungsmaterialien wird für den Verbraucher wichtige Sicherheitsnormen in Bezug auf die Sicherheit der Kontaktmaterialien und –oberflächen, die Kontrolle der Hygiene in den Küchen öffentlicher Gaststätten und die Eignung von Materialien für Produktverpackung beinhalten.
Unter anderem soll es darum gehen, dass Verpackungsmaterialien nicht migrieren ins Nahrungsmittel und es nicht beschädigen sollten. Ihr Verwendungszweck soll gekennzeichnet werden (darunter auf jedem Verpackungselement, das die Möglichkeit seiner Verwendung ins Essen infrage stellt).
Nach den Normen sollten die Kontaktmaterialien die Zusammensetzung, den Geschmack und den Geruch des Lebensmittelproduktes nicht in unannehmbarer Weise verändern. Die Herstellung solcher Materialien sollte kontrolliert und gemäß bestimmten vorgesehen Normen durchgeführt werden.
Dies betrifft nicht nur Lebensmittelverpackungen, sondern auch die Ausstattung, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommt, absolut alle Küchenutensilien, Geräte, wo Lebensmittel hergestellt werden, sowie Oberflächen, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, auf welchen die Lebensmittel verarbeitet werden können und alle anderen Gegenstände und Materialien, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen können.
Durch die Einführung solcher Normen wird eine größere Lebensmittelsicherheit für Verbraucher, unter anderem für Kinder, durch richtige Informationsbereitstellung und Kontrolle über die chemische Zusammensetzung von Verpackungsmaterialien gewährleistet.
27. März 2019 // Jana Dobidowska, Seniorexpertin des EU-Projektes Verbesserung des Kontrollsystems für Lebensmittelsicherheit in der Ukraine, Kateryna Potapenko, Ukrainisches Zentrum für Europäische Politik
Quelle: Ekonomytschna Prawda