"Gasprom" besteht auf fristgemäßer Zahlung bis zum 7. März


Am 8. März könnte “Gasprom” erneut die Gaslieferungen in die Ukraine kürzen. Wie dem “Kommersant-Ukraine“ bekannt wurde, hat am Dienstag der Vorstand des russischen Monopolisten eine Entscheidung darüber getroffen, dass das Gas
gesperrt wird, falls bis zu diesem Datum die NAK (Nationale Aktiengesellschaft) “Naftogas Ukrainy” nicht für das im Februar verbrauchte Gas bezahlt. Bei “Naftogas” hofft man, dass die notwendige Summe – mehr als 360 Mio. $ – fristgemäß zusammenkommt. Bei der Zentralbank hat man erklärt, dass der Kauf der für die Abrechnung notwendigen Summen an Devisen am Freitag stattfindet. Es ist nicht ausgeschlossen, dass man dafür erneut zu Krediten von Staatsbanken greifen muss, vermuten Experten.

Am Dienstag hat der Vorstand von “Gasprom” die Informationen “zum Stand der Abrechnungen in Bezug auf die NAK ‘Naftogas Ukrainy’” angehört. Einer der Teilnehmer der Sitzung teilte dem “Kommersant-Ukraine“ mit, dass der Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden von “Gasprom”, Andrej Kruglow, seine Beunruhigung in Bezug auf den schlechten Zahlungsstand der Verbraucher von Erdgas in der Ukraine aussprach. “Wenn am 7. März keine 400 Mio. $ eingehen, dann muss man die Ukraine am 8. erneut abschalten”, sagte der Gesprächspartner des “Kommersant-Ukraine“ unter Verweis auf Kruglow. Ein anderer hochgestellter Informant bei “Gasprom” bestätigte, dass dieser Plan wirklich ausgearbeitet wird. “Das Unternehmen wird seinen Verpflichtungen gegenüber den Verbrauchern nachkommen und Gas in den bisherigen Mengen liefern. Doch die Gasmenge für die Ukraine wird verringert – der für ‘Naftogas’ bestimmte Treibstoff wird nicht umsonst geliefert werden”, betonte der Gesprächspartner des “Kommersant-Ukraine“. Beim Pressedienst des Monopolisten weigerte man sich diese Erklärungen offiziell zu kommentieren.

In der letzten Woche warnte “Naftogas” “Gasprom” vor einer möglichen Verschlechterung der Abrechnungen aufgrund des Anstiegs der Außenstände von Unternehmen der kommunalen Energieversorgung in Höhe von 552 Mio. $. Gemäß Vertrag ist “Naftogas” verpflichtet monatlich dem russischen Monopolisten Zahlungen für den Brennstoff nicht später als bis zum 7. des Monats zu leisten, der dem der Lieferung folgt. Insgesamt soll “Naftogas Ukrainy” im Jahr 2009 14,4 Mrd. $ zahlen, davon 360-450 Mio. $ für den Februar. Im Fall der ersten Nichtzahlung sieht der Vertrag zwischen den Unternehmen den Übergang auf ein Vorauszahlungssystem der Abrechnungen vor. Am 1. Januar hatte “Gasprom” die Gaslieferungen in die Ukraine in Verbindung mit dem Vorhandensein von Schulden in Höhe von 680 Mio. $ und dem Fehlen eines Abkommens zu den Brennstofflieferungen im Jahr 2009 unterbrochen. Am 7. Januar wurde der Gastransit in die EU über das Territorium des Landes eingestellt. Diesen wieder aufzunehmen gelang erst nach der Unterzeichnung eines neuen Abkommens zwischen “Gasprom” und “Naftogas” am 19. Januar.

Der Pressesprecher von “Naftogas Ukrainy”, Walentin Semljanskij, teilte dem “Kommersant-Ukraine“ mit, dass das Unternehmen bislang von “Gasprom” keine Nachrichten über eine mögliche Einschränkung der Gaslieferungen erhalten hat. “Wir zählen darauf, dass es uns trotzdem gelingt die nötige Geldsumme bis zum 7. März aufzubringen und zu bezahlen”, sagte Semljanskij. Ein Informant des “Kommersant-Ukraine“, welcher dem Unternehmen nahe steht, geht davon aus, dass “Naftogas” eigenständig 100-160 Mio. $ auftreiben kann. Und der kommissarische Präsident der NBU (Nationalbank der Ukraine), Anatolij Schapowalow, erläuterte gestern, dass “Naftogas” für die Abrechnung mit “Gasprom” im Februar etwa 400 Mio. $ bei der Zentralbank kaufen kann, den Interbankenmarkt umgehend. Auf diese Weise wird, seiner Meinung nach, kein Druck auf den Währungskurs aufgrund der Abrechnungen des ukrainischen Gasmonopolisten ausgeübt werden. Beim Pressedienst des Ministerialkabinetts weigerte man sich die Entscheidung “Gasproms” zu kommentieren.

Der Meinung von Pjotr Grischin, Analyst bei der Investmentfirma “Renaissance Capital”, nach, können zum einzigen Quell an Mitteln für die Tilgung der Schuld Kredite von staatlichen Banken gegeben werden. Er erinnert daran, dass “Naftogas” sich in einer schwierigen finanziellen Situation befindet und die Ukraine als Staat in Europa den höchsten Risikowert bei Kapitalanlagen hat. “Früher haben drei ausländische Banken ‘Naftogas’ Kredit gegeben – die Credit Suisse, die Deutsche Bank und die russische Alfa-Bank. Die erste von ihnen ist derzeit beschäftigt mit der Eintreibung des Geldes, welches UkrAwtoDorog gegeben wurde. Die zweite hat ‘Naftogas’ bereits im September abgewiesen. Die dritte hat die Möglichkeit zu 15% in Valuta wesentlich risikoarmere russische Kreditnehmer mit Krediten zu versorgen. ‘Naftogas’ hat nur einen (Aus-)Weg – die Oschtschadbank oder die UkrEximBank”, ist sich Grischin sicher.

Der Leiter des Aufsichtsrates der Oschtschadbank, Daniil Wolynez, bekräftigte, dass seine Bank bereit ist “Naftogas” eine Kredit zu den vorherigen Bedingungen zu geben. “Die Zentralbank überweist uns auf Anforderung der Regierung Geld, welches wir für einen halben Prozent für die Dienstleistung ‘Naftogas’ geben. Das ist ein funktionierendes Schema, welche wir im November und Dezember bereits erprobt haben”, sagte Wolynez. Der Experte der Investmentfirma Dragon Capital, Witalij Wawrischtschuk, betonte, dass die Gewährung eines solchen Kredites nicht zu Inflation führt, da der Kredit nicht innerhalb des Landes ausgegeben wird. “Die Gewährung von Krediten an ‘Naftogas’ aus den Devisenreserven der NBU ist bereits zur (üblichen) Praxis geworden. Doch derzeit sind diese Reserven für die Stützung des Hrywnjakurses nötig und deren beständige Kürzung könnte dazu führen, dass die NBU damit nicht fertig wird”, fügte Wawrischtschuk hinzu.

Oleg Gawrisch, Jurij Pantschenko, Alexander Tschernowalow, Natalja Grib

Quelle: Kommersant-Ukraine

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 909

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