Gasprombank sucht Bank in der Ukraine
Die nach der Größe der Aktiva drittgrößte Bank Russlands, die Gasprombank, welche dem größten russischen Unternehmen, der OAO (Offene Aktiengesellschaft) „Gasprom“, gehört, führt Verhandlungen über den Kauf der ukrainischen Agrokombank. Der Erwerb des Instituts gestattet es „Gasprom“ die eigenen Zahlungen und die der Kunden in der Ukraine zu bedienen. Experten meinen, dass das Interesse an einer nicht sehr großen Bank vom Wunsch der Gasprombank hervorgerufen wurde, nur Abrechnungs- und Kassenoperationen durchzuführen.
Die russische Gasprombank, die nach den Aktiva (1,7 Bio. Rubel oder 55 Mrd. Dollar) den dritten Platz (in Russland) belegt, kauft die ukrainische Agrokombank, teilte ein Informant bei der NBU (Nationalbank der Ukraine) dem Portal „Ekonomitscheskaja Prawda“ mit. Seinen Worten nach befindet sich der Vertrag im Abschlussstadium. Bei der Agrokombank bestätigte man dem “Kommersant-Ukraine“ die Tatsache, dass man Gespräche führt. „Der Verkauf der Bank steht nicht mit einem Geldmangel der Aktionäre in Verbindung. Sie haben sich einfach entschieden einen strategischen Partner hinzuzuziehen“, teilte dem “Kommersant-Ukraine“ ein Mitarbeiter der Bank mit. Ein hochgestellter Manager bei der Gasprombank sagte dem “Kommersant-Ukraine“: „Ja, die Verhandlungen wurden wirklich geführt“, dabei hob er hervor, dass er „nur schwach daran glaubt, dass das Geschäft zustande kommt“.
Der Kauf der Agroprombank, die sich den Aktiva nach auf dem 113. Platz befindet (539,8 Mio. Hrywnja) garantiert der Gasprombank einen nicht teuren und schnellen Eintritt auf den ukrainischen Markt. „Für sie ist es nicht wichtig, ob die Bank groß oder klein ist. Sie benötigen sie als Abrechnungszentrum. Sie können in jedem beliebigen Moment genügend Geld in die Entwicklung einbringen“, teilte dem “Kommersant-Ukraine“ ein Informant bei der Zentralbank mit. Die Gasprombank hat genügend Mittel – zum 1. Juli erreichte das Kapital 7,53 Mrd. Dollar. Dabei stiegen die Eigenmittel der Bank im letzten Jahr um 3,29 Mrd. Dollar über die Bilanzgewinne in 2009 und im I. Halbjahr 2010 (233 Mio. Dollar) und ebenfalls über die im II. Halbjahr 2009 angeworbenen nachrangigen Einlagen der Wneschekonombank und der Aktionäre (NPF (Nichtstaatlicher Rentenfonds) „Gasfond“ gehört 50 Prozent + 1 Aktie der Bank, der OAO „Gasprom“ 41,73 Prozent).
Die Gasprombank kontrolliert fünf russische Banken, jeweils ein Institut in Weißrussland, Armenien und der Schweiz. Der Investor begann bereits 2006 Interesse am ukrainischen Markt zu zeigen. Damals bestätigten Informanten dem “Kommersant-Ukraine“, dass die Bank Verhandlungen mit der UkrGasPromBank (derzeit auf dem 91. Platz) führt. Durch den Kauf der Agrokombank erhält die Gasprombank ein kleineres Filialnetz: zwei Vertretungen in Kiew, jeweils eine in Shitomir und Kozjubinskij. Am 1. Juli waren die Eigentümer der Vorstandschef Alexander Nowikow (24,4 Prozent), der Abgeordnete von BJuT (Block Julia Timoschenko) im Kiewer Stadtrat Wladimir Drobot (15,7 Prozent), Anatolij Drobot (7,4 Prozent) und Tatjana Etenko (13,3 Prozent). Der Gewinn der Bank lag im 1. Halbjahr bei 1,1 Mio. Hrywnja (ca. 100.000 Euro).
Das Interesse am Bankensektor erklärt sich mit der Notwendigkeit Konten von Kunden und Partnern „Gasproms“ in der Ukraine zu betreuen. „Ende Juli lag der Anteil russischen Kapitals am Bankensektor in der Ukraine nach den Aktiva bei 11 Prozent, was den größten Wert unter ausländischen Kreditinstituten darstellt. Die Wahl einer Bank aus der vierten Gruppe spricht davon, dass in den nächsten ein bis zwei Jahren die Gasprombank beabsichtigt das Finanzinstitut als Abrechnungszentrum zu nutzen und nicht das Bankgeschäft in der Ukraine zu entwickeln“, sagt der Analyst des Investmentunternehmens BG Capital, Witalij Wawrischtschuk. Die Aktivität der Bank könnte ebenfalls mit einer engeren Zusammenarbeit von „Gasprom“ und der NAK (Nationale Aktiengesellschaft) „Naftogas Ukrainy“ erklärt werden. „Lieferanten von ‘Gasprom’ sind dutzende ukrainische Unternehmen. Die größten von ihnen sind ‘Sarja-Maschprojekt’, das Frunse-Maschinenbauwerk in Sumy, System Capital Management. ‘Gasprom’ braucht die Bank vor allem für die Erweiterung der Räumlichkeit des Geschäfts und danach für die Zahlungskontrolle innerhalb der Ukraine und für zukünftige Pläne. Augenscheinlich geht ‘Gasprom’ konkrete Vereinbarungen mit ‘Naftogas’ zur Gründung eines Joint-Ventures ein, daher ist der Wunsch ‘Gasproms’ die Kundenzahlungen zu kontrollieren erklärbar. Doch dafür benötigt man eine ukrainische Bank“, urteilt der Direktor der Investitions- und Bankenabteilung des Investmentunternehmens „Sokrat“, Wladimir Klimenko.
Der Kauf der Agrokombank erfordert keine großen Investitionen deren Eigenkapital betrug am Ende des I. Halbjahrs insgesamt 122 Mio. Hrywnja (ca. 12 Mio. €). „Der Kauf der Bank gestattet es schnell an die Arbeit auf dem neuen Markt zu gehen – der Erhalt einer Lizenz im Fall der Gründung einer neuen Bank würde spürbar mehr Zeit benötigen. Die Variante eine große Bank zu kaufen könnte deswegen nicht realisiert worden sein, da die vorliegenden Angebote die Gasprombank vom Preis her nicht zufrieden stellten“, betont Witalij Schuschkowskij, Analyst des Investmentunternehmens „Renaissance Kapital Ukraina“. Die Beteiligung eines solch großen Investors wirkt sich positiv auf die Situation der Agroprombank auf dem Markt aus. „Beinahe der einzige Käufer im Markt seiend, war die Gasprombank sicherlich hinreichend fordernd bei der Qualität des Kreditportfolios und dem Kapitalisierungsniveau der zu kaufenden Bank. Ich denke, dass im nächsten Jahr die ukrainische ‘Tochter’ der Gasprombank ihre Aktiva bedeutend steigert und zusätzliches Kapital von den Aktionären erhält“, sagt Wawrischtschuk.
Jelena Gubar, Ruslan, Tschornyj, Jelena Kisseljowa
Quelle: Kommersant-Ukraine