Investitionstempo in ukrainisches Anlagekapital verringert sich


Den Ergebnissen des I. Halbjahres 2008 nach, stellte das Staatliche Amt für Statistik fast eine vierfache Verringerung des Wachstumstempos der Investitionen in das Anlagekapital fest. Experten betonen, dass die attraktivsten Wirtschaftsbranchen bereits genügend Investitionen erhalten haben und zur Zeit die Finanzkrise es unmöglich macht in weniger gewinnträchtige Branchen zu investieren.

Am Freitag informierte das Statistikamt darüber, dass im I. Halbjahr ein sehr geringer Anstieg der Investitionen in das Anlagekapital der Unternehmen (langlebige Wirtschaftsgüter; Finanzanlagen; unvollständige Kapitalanlagen; immaterielle Aktiva) festgestellt wurde. Im Vergleich mit der analogen Periode 2007 ist das Investitionsvolumen um 8,2%, auf 81,561 Mrd. Hrywnja (ca. 11,5 Mrd. €), gestiegen. Zum Vergleich: im I. Halbjahr 2007 betrug das Wachstum des Investitionszuflusses in den Kapitalstock 32,2% und im I. Halbjahr 2006 12,2%.

Gleichzeitig betont das Statistikamt die Änderungen in den Branchenvorlieben der Investoren. In der allgemeinen Struktur der Investitionen in das Anlagekapital verringerte sich der Anteil der Anlagen in der verarbeitenden Industrie (um 2,9%, auf 25,3%) und im Sektor für Transport und Kommunikation/Verbindungen (um 2%, auf 14,6%). Es stieg auch der Anteil der Investitionen der Förderindustrie/Bergbau (um 0,9%, auf 8,6%), des Handels (um 1,7%, auf 9%) und des Baus (0,7%. auf 4,1%). Ungeändert – auf einem Niveau von 21,7% – blieb der Anteil der Investitionen von Operationen im Immobilienbereich.

Die Verringerung des Wachstumstempos der Investitionen in Anlagekapital erklären Experten mit einer Verringerung der Anzahl an perspektivreichen Unternehmen, welche Umsatzmittel benötigen. “Das sind die ersten Symptome einer ‘Sättigung’ der ukrainischen Wirtschaft.”, betont die unabhängige Expertin Jewgenij Achtyrko. “Die attraktivsten ukrainischen Aktiva, hauptsächlich in den Sektoren, wie der Mettalurgie, des Maschinenbaus und der Lebensmittelindustrie, haben bereits Investitionen angezogen, daher stehen die Investoren vor der Wahl – investieren in weniger gewinnträchtige Branchen der Wirtschaft oder das Kapital in die Gründung neuer Aktiva anlegen.” Die Analystin der Investmentfirma Dragon Capital, Jelena Belan, geht davon aus, dass die Situation die aktuellen Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme und den hohen Kreditzinsen verstärkt.

Als weiteren Faktor bei der Verringerung der Investitionen ins Anlagekapital nennen Experten die Sozialpolitik der aktuellen Regierung. “Eine Reihe von Branchen, insbesondere Transport und Kommunikation, werden hauptsächlich von staatlichen Unternehmen repräsentiert. Der soziale Vektor der Politik der Regierung führt automatisch zu Abschlägen bei den staatlichen Innovationsprogrammen und dies bedeutet auch eine Verringerung der staatlichen Investitionen in diese Sektoren.”, sagt Belan.

Experten sehen in Verbindung damit in nächster Zeit keine Grundlage für die Verbesserung der Dynamik der Investionszuflüsse in das Anlagekapital. “Ohne Änderungen der Wirtschaftspolitik gibt es keine Grundlage dafür zu erwarten, dass die Situation sich sowohl im laufenden als auch in 2009 verbessert.”, prognostiziert Jelena Belan. Einzige Ausnahmen, ihren Worten nach, bleiben die exportorientierten Wirtschaftszweige. Dabei fügt Achtyrko hinzu, dass bereits in der nahen Zukunft die perspektivreichste Branche für Investoren die Landwirtschaft werden kann. Das Staatliche Statistikamt konstatiert, dass die Investitionen im ersten Halbjahr um 1,5% stiegen, auf 6,3%. “Natürlich, ist die Landwirtschaft ein Fass ohne Boden für Investitionen. Doch für einen ernsthaften Anstieg ist es notwendig das Moratorium für den Landverkauf aufzuheben.”, erinnert die Expertin.

Quelle: Kommersant-Ukraine
Statistiken sind hier zu finden.

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 530

Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Vielleicht sollten Sie eine Spende in Betracht ziehen.
Diskussionen zu diesem Artikel und anderen Themen finden Sie auch im Forum.

Benachrichtigungen über neue Beiträge gibt es per Facebook, Google News, Mastodon, Telegram, X (ehemals Twitter), VK, RSS und per täglicher oder wöchentlicher E-Mail.