Kabinett fällte endgültige Entscheidung zur Verstaatlichung der Rodovid Bank, der Bank "Kiew" und der UkrGasBank
Der Staat wird Eigentümer von 99,97% der Aktien der Rodovid Bank, 99,93% der Aktien der Bank “Kiew” und 84,21% der Aktien der UkrGasBank. Im Austausch dafür werden den Finanzinstituten 9,57 Mrd. Hrywnja (ca. 1,242 Mrd. €) an Staatshilfe zugewiesen. “Die Prozedur der Beteiligung des Staats am Kapital dieser Banken wird mindestens zwei Wochen benötigen”, teilte “Delo” ein Informant bei der Regierung mit. Marktteilnehmer haben den Beginn der Rekapitalisierung der Banken positiv bewertet. “Das ist eine richtige Entscheidung, die das System rettet und die Anleger und Kunden dieser Banken beruhigt”, sagt der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenbank Aval, Wladimir Lawrentschuk. Der Meinung von Analysten von Investmentfirmen nach, werden für die finanzielle Gesundung der zu rekapitalisierenden Banken zwei bis vier Monate vom Moment der Geldinfusion vergehen.
Sofort nach der Veröffentlichung der Entscheidung zur Rekapitalisierung teilte die Premierministerin mit, dass bei den verstaatlichten Banken bereits in der nächsten Woche neue Manager ernannt werden. Außer, dass die Kandidaten dieser Krisenmanager vom Finanzministerium untersucht werden, konkretisierte Julia Timoschenko keine andere Einzelheiten zu diesen “Rettern”. Beim Finanzministerium selbst, gibt es keine Einheitsmeinung bezüglich der Frage, wer die “neuen” Staatsbanken lenken wird und was mit den derzeitigen zeitweiligen Verwaltern passiert. So teilte der stellvertretende Finanzminister, Andrej Krawez, der Zeitung “Delo” mit, dass die Regierung die Vorstandsvorsitzenden der Banken mit: “Sobald bei der Bank ein neuer Leiter vom Staat ernannt wurde – geht der zeitweilige Verwalter sofort”. Wie “Delo” ein Informant mitteilte, der nahe an der Rekapitalisierungsprozedur steht, sind bislang noch keine konkreten Kandidaten für die Posten der Vorstandsvorsitzenden der Rodovid Bank, der Bank “Kiew” und der UkrGasBank festgelegt worden. “In der Liste gibt es dutzende dieser Kandidaten. Unter ihnen sind solch ehrenvolle Namen der Bankerfamilie, wie Franzkewitsch (ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Index-Bank) und Adaritsch (Exleiter der UkrSibBank)”, erzählte der Staatsdiener.
Verwalter sein?!
Zur gleichen Zeit erklärte der kommissarische Finanzminister, Igor Umanskij, der Zeitung “Delo”: “Zweifellos, müssen die zeitweiligen Verwalter beibehalten bleiben. Wir bitten nur die Zentralbank, dass die zeitweiligen Verwalter dieser Finanzinstitute Spezialisten sind, welche von der Regierung vorgeschlagen werden”. Wie die zeitweiligen Verwalter und die Leiter von der Regierung zusammenarbeiten werden, begreift man auch bei der Zentralbank nicht vollständig. “Ich denke, dass es theoretisch richtiger wäre, in der Bank den zeitweiligen Verwalter solange beizubehalten, solange der Manager, der von der Regierung für die Bank ernannt wurde, nicht zu seinem Dienst antritt”, sagt der Direktor der Abteilung der NBU für außerökonomische Beziehungen, Sergej Kruglik. Der Staatsangestellte konkretisierte übrigens nicht, wann der Protege der Regierung zu seinen Pflichten antreten kann und was dafür notwendig ist. Jedoch muss man hervorheben, dass bereits gestern bei der UkrGasBank eine zeitweilige Verwaltung eingeführt wurde, das Finanzinstitut wurde von Alexander Sokolow geführt.
Wann die Banken funktionieren werden
Bei der Festlegung der Frage, wann bei den Banken die zeitweilige Verwaltung aufgehoben wird, gibt es bei den neuen Bankbesitzern ebenfalls keine Festlegung. “Logisch wäre es, das Regime der zeitweiligen Verwaltung nach einigen Wochen nach der Geldinfusion für das Bankkapital aufzuheben”, sagt ein Informant beim Kabinett. “das würde das Vertrauen der Bevölkerung in die Banken erhöhen. Jedoch ist eine endgültige Entscheidung noch nicht gefällt worden”. Gleichzeitig vermuten eine Reihe von Finanzfachleuten, dass die Aufhebung der zeitweiligen Verwaltung den Banken riesigen Schaden zufügen könnte und daher wird die Regierung die NBU nicht zur Annahme dieser Entscheidung drängen. “Nach dem Abgang des zeitweiligen Verwalters und der Aufhebung des Moratoriums wird es eindeutig einen großen Abzug von Mitteln aus den Banken geben. Alle Gerichtsentscheide und Nichtzahlungsbelege sofort zur Auszahlung präsentiert werden und das ist eine größere Gefährdung für die Bank, als die einmalige Forderung eines ausländischen Kreditgebers”, bekräftigt der Hauptberater des zeitweiligen Verwalters der UkrPromBank, Alexander Majdanjuk. Jedoch sind spezialisierte Analysten von Investmentfirmen nicht so pessimistisch eingestellt und vermuten, dass dafür, um die Zahlungsfähigkeit der Banken einzurichten, insgesamt nur einige Monate benötigt werden. “Viel wird von der Reaktion der Anleger abhängen. Berücksichtigend, dass die Situation im Bankensektor sich stabilisiert, kann man davon ausgehen, dass für die Wiederherstellung dieser Banken etwa zwei Monate nach der Geldinfusion benötigt werden”, sagt der Analyst des Investmentunternehmens “Troika Dialog Ukraina”, Jewgenij Grebenjuk.
Hereingehen und billig wieder herausgehen
Bei der Regierung bekräftigt man, dass der Staat beabsichtigt nur für eine kurze Zeit sich am Kapital zu beteiligen und nach der Gesundung werden die Banken auf einer offenen Auktion verkauft. Dabei ist kein Moratorium für den Aufkauf der Aktien der Banken durch die alten Aktionäre vorgesehen. “Wer das Geld zahlt, derjenige kauft danach auch die Bank vom Staat, es könnten sogar die ehemaligen Eigentümer sein2, sagt der zeitweilige Verwalter der Rodovid Bank, Wiktor Krawez. Wann die Regierung denkt, dass die Banken gesund und bereits fertig zum Verkauf sind, kann derzeit niemand prognostizieren. “Unter normalen Bedingungen sind für die Stabilisierung der Banken 2-3 Jahre notwendig, in schwierigen Zeiten ist sogar mehr Zeit notwendig”, sagt Wladimir Lawrentschuk. Experten bezweifeln ebenfalls, dass es dem Kabinett gelingt am Weiterverkauf dieser Banken zu verdienen. “Im besten Falle werden dem Staat bei der Privatisierung der Rodovid Bank und der UkrGasBank die Mittel zurückgegeben, die er für die Rekapitalisierung verwendet hatte. Dabei wird es kaum gelingen, die “Kiew” Bank für mehr als 1,5-2 Mrd. Hrywnja (ca. 140 – 187 Mio. €) bis 2012 sogar bei einer schnellen Wiederbelebung der Märkte nach der Krise zu verkaufen”, sagt der Analyst der Investmentfirma Phoenix Capital, Andrej Nesteruk.
Zum 1. Mai hatte die UkrGasBank den 17. Platz nach den Aktiva mit einem Wert von 12,1 Mrd. Hrywnja (ca.1,13 Mrd. €) eingenommen. Die Depositenmenge physischer Personen betrug bei der Bank 4,1 Mrd. Hrywnja (ca. 383 Mio. €).
Die Rodovid Bank lag auf dem 18. Platz bei den Aktiva (10,8 Mrd. Hrywnja; ca. 1 Mrd. €) mit 2,6 Mrd. Hrywnja (ca. 243 Mio. €) an Privateinlagen.
Die Bank “Kiew” belegte den 35. Platz bei den Aktiva (3,7 Mrd. Hrywnja; ca. 346 Mio. €) mit 2,1 Mrd. Hrywnja (ca. 196 Mio. €) an Privateinlagen.
Lesja Bojtizkaja, Taisija Gerasimowa, Wladimir Werbjanyj