Die längste funktionierende Schmalspurbahn in Europa ist von der Schließung bedroht


Am 24. April 2013 fand in Berlin mit dem preisgekrönten Dokumentarfilm “2033 Kilometer from the Eiffel Tower” (34’, 2009, Ukraine, OmU, Regisseure Oleksandr Balaban/Oleksandra Khrebtova) eine besondere Filmvorführung statt. Die Filmvorführung sowie Live-Diskussion mit Herrn Petro Vakulych, dem stellvertretenden Leiter der örtlichen Verwaltung der Region Volodymyrets, Gebiet Rivne, wurde von dem Ukrainischen Kinoklub Berlin und der Initiativgruppe “PRAVO. Berlin Group for Human Rights in Ukraine“ organisiert. Die Veranstaltung sollte einerseits auf die Risiken der Schließung der längsten funktionierenden Schmalspurbahn, die sich in Polissja befindet, hinweisen. Das andere Ziel bestand darin Wege für die Erhaltung der Schmalspurbahn, die eine wichtige soziale Funktion für diese Region spielt, sowie zunehmendes Interesse von potentiellen Touristen, auch aus Deutschland zu finden.

Nach der Einschätzung von Martin Kopetschke und Peter Koller, den Inhabern des Spezialreisebüros für Bahntouristik, der Bahnagentur Schöneberg in Berlin darf die Bahnlinie allein schon aus touristischen Erwägungen keinesfalls geschlossen werden. Bereits heute stellt die Schmalspurbahn mit ihren historischen, über 50 Jahre alten Schienenfahrzeugen ein touristisches Ziel von Eisenbahnfans aus ganz Europa dar, dessen weitere Popularität bislang lediglich durch eine völlig unzureichende touristische Infrastruktur vor Ort behindert wird. Dringend empfehlen die Experten die Kontaktaufnahme mit internationalen Partnern in Polen und Rumänien, wo es bereits gelungen ist, derartige Waldbahnen zu erhalten und diese als integralen Bestandteil einer regionalen touristischen Infrastruktur zu verankern. Mit einer Schließung der Bahn würde sich die Region den Berlinern zufolge ihren eigenen Lebensnerv abschneiden, da auf diese Weise auch eine spätere Wiederaufnahme des Holztransportes ein für alle Mal unmöglich gemacht würde.

“PRAVO. Berlin Group for Human Rights in Ukraine” ruft dazu auf gemeinsam die Schließung der Schmalspurbahn zu verhindern und appelliert an die Medien mit der Bitte über dieses Problem zu berichten. Wir brauchen Ihre Ideen und Unterstützung. Für die langfristige Perspektive braucht die Region einen Plan für die Umwandlung der Schmalspurbahn in ein anziehendes gewinnbringendes Touristenobjekt. Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Peter Koller kollerspeter at gmx.de oder schreiben Sie an kontakt at humanrightsinua.de.

Zusätzliche Information über die Schmalspurbahn: Die Schmalspurbahn „Antonivka – Zarichne“ ist mit 106 km eine von drei in der Ukraine noch funktionierenden Schmalspurbahnen. Auf allen drei Linien findet regelmäßiger Personenverkehr statt. Diese Schmalspurbahn wird zärtlich „Kukuschka” (Kuckuck) oder „Polissja Straßenbahn“ genannt. Die Strecke entstand 1895 und diente zuerst der Forstwirtschaft und später auch dem Personenverkehr. Der Zug fährt einmal pro Tag in beide Richtung und verbindet in einem großen Bogen 16 Orte. Die Schmalspurbahn ist die einzige Verkehrsverbindung für die Bewohner entfernter Dörfer in Polissja. In dieser Sumpfgegend fehlen andere Verkehrsstraßen. „Kukuschka“ bietet den Bewohnern die einzige Möglichkeit die nahliegenden Städte Sarny, Rivne sowie die Hauptstadt Kyiv – auch in Notfällen – zu erreichen. Kinder fahren damit zur Schule.

Die Eigentümerin der Schmalspurbahn ist die Ukrainische Eisenbahn (Ukrsalisnycja), die die verlustreiche, überwiegend von begünstigten Personen genutzte Strecke zu schließen plant. Die Abschaffung der Schmalspurbahn birgt schwerwiegende Folgen für die Bewohner der nahe liegenden Dörfer. Sie werden von der Welt praktisch isoliert. Gefährdet ist auch potentieller Tourismus, der seine ersten Schritte in der Region macht. Insbesondere fehlt noch die für den Tourismus notwendige Infrastruktur. Ungeachtet dessen wird die Schmalspurbahn immer bekannter. Einige Touristenbüros in Deutschland haben das interessante Touristenobjekt in ihr Angebot aufgenommen, Informationen zu der Schmalspurbahn findet man in einigen deutschen Touristenführern über die Ukraine.

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