Neue Regierung wünscht Aufwertung der Hrywnja
Nach der Wahl Julia Timoschenkos auf den Posten der Premierministerin muss sich der ukrainische Finanzmarkt auf ernsthafte Änderungen vorbereiten. Gestern bestätigte der Verantwortliche des Blockes Julia Timoschenko (BJuT) für ökonomische Fragen, Sergej Terjochin, die Erklärung der Vorsitzenden des Blockes, welche sie vor der Abstimmung abgab, über die Notwendigkeit einer Aufwertung der Hrywnja. Seiner Meinung nach, hat das Land hierfür genügend Währungsreserven, doch muss die Aufwertung fließend erfolgen. Experten gehen davon aus, dass es der neuen Regierung gelingt, die Zentralbank davon zu überzeugen von dem stabilen Wechselkurs abzugehen und Operationen im Bereich von 4,95 – 5,25 Hrywnja/$ durchzuführen.
Gestern bestätigte der Abgeordnete von BJuT Sergej Terjochin die Absicht Julia Timoschenkos die Hrywnja gegenüber dem Dollar aufzuwerten. “Die Bilanz der Finanz- und Kapitaloperationen ist momentan sehr positiv, was bedeutet: Ins Land kommen mehr Valuta als für die Nutzung notwendig. Die makroökonomischen Werte zeigen an, dass die Hrywnja aufgewertet werden muss.”, erklärte er dem Kommersant-Ukraine.
Am letzten Dienstag vor der Abstimmung in der Werchowna Rada erklärte Timoschenko, dass sie die Zentralbank unterstützen wird, im Fall der Entscheidung die Hrywnja bis auf 4,9 Hrywnja/$ aufzuwerten. “Ich denke, dass dies der Ausweg (aus der vorliegenden Situation “Kommersant-Ukraine) ist in allen Prozessen, die auf dem Markt vor sich gehen.”, sagte sie.
Experten gehen davon aus, dass die neue Regierung eine Stärkung der Hrywnja durchführt, um die Inflation einzudämmen. “Die Ukraine hat seit langem keine stabile Politik mehr. Wenn wir die Geldwerte fixieren möchten, so dass diese die Inflation nicht weiter anheizen, dann müssen wir Maßnahmen der Stärkung der Hrywnja ergreifen.”, denkt der Vorstandsvorsitzende der Bank “Forum” Jaroslaw Kolesnik. “Die Aufwertung der Hrywnja um 4-5% erlaubt es die Inflation lediglich um 1-1,5% zu senken, so bleibt dieser Schritt ohne begleitende Mechanismen der Senkung des Preiswachstums unbemerkbar.”, vermutet der Analyst der Investmentfirma Dragon Capital Witalij Wawrischtschuk.
Banker bestätigen, dass momentan die ökonomischen Voraussetzungen für eine Stärkung der Hrywnja gegenüber dem Dollar aufgrund des starken Falls der amerikanischen Währung in diesem Jahr existent sind, doch fügen sie an, dass es dem neuen Kabinett schwerfallen wird seine Pläne umzusetzen, da die entsprechenden Fremdwährungen auf dem ukrainischen Markt fehlen. “Eine technische Aufwertung ist schwer zu bewerkstelligen.”, konstatiert der Vorstandsvorsitzende der Bank NRB Wladislaw Krawetz. “Dafür kann man zwei Wege einschlagen: Entweder man nimmt ausländische Kredite auf und bringt dieses Geld in den Markt oder man verkauft aktiv die Zentralbank.” Die Vertreter von BJuT kritisierten regelmäßig das vorherige Ministerialkabinett für die im Ausland aufgenommenen Kredite, daher gehen Experten davon aus, dass für die Aufwertung die Regierung die Zentralbank überzeugen wird, den Markt aktiver mit Dollar zu versorgen. Banker prognostizieren, dass im Fall der Annahme einer solchen “politischen Entscheidung” die Zentralbank die Hrywnja bereits im Januar 2008 aufwerten kann. “Am Anfang des Jahres gibt es keinen großen Dollarbedarf, daher wird es in dieser Zeit am leichtesten sein die Hrywnja zu stärken.”, erklärte der Top-Manager einer der größten Banken.
Doch Experten gehen davon aus, dass das neue Kabinett nicht zu einer scharfen Stärkung der Hrywnja, wie in 2005, übergeht. Dies bestätigte dem “Kommersant-Ukraine“ Sergej Terjochin. “Wir haben beim letzten Mal die Zentralbank für die bloße arithmetische Änderung kritisiert und redeten davon, dass es notwendig ist den Wechselkurs freizugeben.”, sagte er. “Alle Experten, einschließlich des IWF und der Weltbank, reden davon, dass die Zentralbank von der Fixierung des Wechselkurses abgehen soll und die Währung in einem festgelegten Korridor freigeben soll, um größere Schwankungen zu vermeiden.” Der “Kommersant-Ukraine“ erinnert daran, dass das dritte Jahr in Folge die Zentralbank von der Weltbank zu einer Freigabe des Kurses gedrängt wird. Doch wurde dem “Kommersant-Ukraine“ bei der Zentralbank nicht nur einmal erklärt, dass die Meinung der internationalen Experten “kein Ukas” ist und hielten den Kurs der Hrywnja zweieinhalb Jahre bei 5,05 Hrywnja/$. Banker sind sich sicher, dass die Zentralbank jetzt auf eine fest Dollaranbindung verzichten muss. “Die Frage besteht nicht in der Stärkung oder Schwächung der Hrywnja, sondern in der Korrektur der Währungspolitik.”, sagt Jaroslaw Kolesnik. “Es ist nötig zu einem Währungskorridor überzugehen. Dann wird es bei uns eine Schwankung im Bereich des Korridor geben, welche gerechtfertigt sind durch den Markt und nicht durch Regulierungen.”