Regierung prognostiziert auch für 2010 ein Wirtschaftswachstum
Die Regierung erwartet wie gehabt ein Wachstum der Wirtschaft, doch jetzt erst im Jahr 2010. Beim Wirtschaftsministerium prognostiziert man, dass das reale BIP (Bruttoinlandsprodukt) der Ukraine sich um 3% erhöht, wo die Inflation auf 12% sinkt. Die Einschätzungen unabhängiger Experten sind weniger optimistisch: die langsame Wiederbelegung der Weltwirtschaft gibt keine Grundlage für diese Prognosen.
Das Wirtschaftsministerium hat für die Regierung zwei Prognosen für die Entwicklung der Wirtschaft der Ukraine im Jahr 2010 vorbereitet, teilte dem “Kommersant-Ukraine“ ein Informant im Zentralbankrat mit. Der optimistischen Variante nach wächst das reale BIP um 3% und das nominale BIP auf 1.192,8 Mrd. Hrywnja. Im schlechteren Fall erwartet das Ministerium ein Wachstum um 1,5% auf ein nominales BIP von 1.173,8 Mrd. Hrywnja. In beiden Szenarien wird eine Inflation auf einem Niveau von 12-13,5% erwartet. Dies unter Annahme eines Wachstums der Geldmenge um 16-19% und der monetären Basis um 11-14%.
Die Ausarbeitung der Prognosen bestätigte dem “Kommersant-Ukraine“ die Stellvertreterin des Wirtschaftsministers, Irina Krjutschkowa, anmerkend, dass diese bereits vom Profilausschuss der Regierung gut geheißen wurden. Wie dem “Kommersant-Ukraine“ ein Informant beim Ministerium mitteilte, wurde dabei auf äußere Faktoren gesetzt: “Der Unterschied in den Prognosen wird durch die unterschiedlichen Einschätzungen der Entwicklung der Weltwirtschaft hergestellt. Dies wurde analog zu dem laufenden Jahr getan, wo die äußeren Faktoren die Situation im Lande vollständig änderten”. Schlüsselfaktor im Inneren wird der Grad des Vertrauens zu den Banken, da aufgrund des Nichtvertrauens der Bevölkerung zu den Bankeinlagen sich die Inflation beschleunigen kann. Beiden Szenarien wurden ein Gaspreis von 250-260$ pro tausend Kubikmeter zu Grunde gelegt.
Wie der “Kommersant-Ukraine“ herausfand, zählt das Wirtschaftsministerium darauf, dass das Wirtschaftswachstum von einem positiven Handelssaldo begleitet wird: im optimistischen Szenario beträgt der positive Handelssaldo 1 Mrd. $. Dieses Ergebnis wird vom Übersteigen des Wachstumstempos der Waren- und Dienstleistungsexporte (8-9%) über das des Imports (6-7%) gewährleistet.
Prognosen von unabhängigen Experten sind konservativer. Die Weltbank erwartet in 2010 lediglich ein Wachstum um 1% bei einer Verschlechterung der Außenhandelsbedingungen – das Importwachstum bei Waren und Dienstleistungen (2,4%) übersteigt das Wachstum des Exports (1,1%). Die Experten der Konsensprognose des Wirtschaftsministeriums zählen darauf, dass das reale Wachstum des BIPs im Jahr 2010 1,7% beträgt und die Verbraucherpreise um 14,6% steigen. “Die Prognose des niedrigen BIP Wachstums basiert auf der langsamen Überwindung der Krise der Weltwirtschaft und die letzten Daten geben keinen Grund eine Beschleunigung der Überwindung zu erwarten”, erklärte dem “Kommersant-Ukraine“ der Senior-Economist der Weltbank, Ruslan Piontkowskij. “2010 werden sich die Verbraucher mit dem Dollarkurs abfinden, was zu einem Anstieg des Imports und einer Verschlechterung des Handelssaldos führt. Zumal im laufenden Jahr die Importeure die Waren verkaufen, welche zum alten Kurs gekauft wurden”, fügte der Analyst der Investmentgruppe “Sokrat”, Michail Salnikow, hinzu.
Experten sind verwundert darüber, dass das Wirtschaftsministerium Prognosen für das Jahr 2010 ausarbeiten, wo es noch keine Berichte über das I. Quartal gibt. “Von welchem Realitätsgehalt der Prognosen kann man reden, wenn wir nicht einmal die Höhe des Rückgangs des BIP im jetzigen Jahr kennen, wo die Regierung sich weigert Änderungen in den Haushalt einzubringen, um die Verluste zu minimieren”, sagte der Ex-Wirtschaftsminister, der Parlamentsabgeordnete Anatolij Kinach. “Nach unseren Berechnungen, wird sich der ökonomische Rückgang im Jahr 2010 fortsetzen und das bedeutet, dass wir bei einer Inflation von 14-16% im besten Fall ein BIP Wachstum um 2% erhalten”. Im Januar ist die Regierung zu einer quartalsweisen Publikation der BIP Daten übergegangen – Die Publikation der Informationen für das I. Quartal wird für Mitte des Sommers erwartet. In Verbindung damit bezeichnet Xenia Ljapina, Parlamentsabgeordnete von “Unsere Ukraine-Nationale Selbstverteidigung” die optimistische Prognose als Vorwahltechnologie: “Kurz vor den Wahlen werden die Prognosen des BIP Wachstums zusätzlich verbessert”. Die Prognose für 2009 – BIP Wachstum um 0,4% und eine Inflation von 9,5% – wurde bislang nicht überarbeitet.
Jurij Pantschenko, Ruslan Tschornyj
Quelle: Kommersant-Ukraine