Timoschenko fürchtet um das Image der Ukraine, wegen der Drohungen Lange abzuschieben


Angesichts fehlender offizieller Reaktion von Kiew hat die BJuT-Leiterin Julia Timoschenko im Namen der Ukraine Nico Lange um Verzeihung wegen seiner Festnahme im Flughafen Boryspil gebeten. Im Interview für die Deutsche Welle kritisierte sie das Verhalten der Staatsmacht.
 
Deutsche Welle: Der Block von Julia Timoschenko ist ein Partner der Europäischen Volkspartei (EVP). Dieser Partei gehört unter anderem die in Deutschland regierende Christlich-Demokratische Union an, der die Konrad-Adenauer-Stiftung nahesteht. Wird der Zwischenfall mit der Festnahme des Leiters des ukrainischen KAS-Auslandsbüros Nico Lange die Zusammenarbeit zwischen dem BJuT und der EVP beeinflussen?

Timoschenko: Ich glaube, dies wird die Zusammenarbeit mit dem BJuT keinesfalls beeinflussen. BJuT setzt sich, und das wissen alle, gegen solche präzedenzlose Schritte der Staatsmacht in Bezug auf Vertreter von Stiftungen, Diplomaten oder Analysten ein. Ich glaube, dies wird vor allem auf das Image der Ukraine sehr schlecht auswirken. An solchen Beispielen bildet die Weltgemeinschaft ihre Meinung über die neue Macht in der Ukraine, über ihre Kriterien, über ihre Grundwerte. Obwohl ich mit diesen Ereignissen nichts zu tun habe, möchte ich mich im Namen des ganzen Landes bei Herrn Lange dafür entschuldigen, dass die Staatsmacht solch eine Demütigung der Ukraine zugefügt hat.

Wird BJuT diese Frage in der interparteilichen Zusammenarbeit mit der Europäischen Volkspartei behandeln?

Ja, unbedingt. Wir haben gleich nach diesen Ereignissen reagiert. In unserer Partei gibt es Menschen, die enge Kontakte zur EVP pflegen. Hrihori Nemyrja hat sich mit der Europäischen Volkspartei sofort in Verbindung gesetzt, wir haben die Situation besprochen, um den Vorfall abzuschließen, damit Nico Lange in der Ukraine normal arbeiten kann.

Wie kann man Ihres Erachtens die fehlende Reaktion der offiziellen ukrainischen Staatsmacht auf den Zwischenfall mit Lange bewerten?

Ich glaube, dies zeugt eindeutig von ihrer Mitwirkung am Zwischenfall. Alles spricht dafür, dass dies eine geplante Aktion war, das es um eine absolut nichtdemokratische Antwort geht, unter anderem auf die kritischen Aussagen an die Adresse dieser Regierung. Dies zeugt auch davon, dass sie einfach Angst bekamen, nachdem sie die Reaktion gesehen hatten, deswegen wollen sie diese Ereignisse nicht einmal kommentieren. Ich glaube, in der Ukraine als europäischem Land soll so etwas nicht passieren.

Manche ukrainische Experten und Politiker sprechen bei der Analyse der Situation um die Festnahme von Lange über die Übernahme russischer Methoden von der Ukraine. Teilen Sie diese Meinung?

Ich würde sagen, die ukrainische Staatsmacht handelt sogar dümmer. Ich glaube, in anderen Staaten kommen solche schreckliche Ereignisse so gut wie nicht vor, da man sich schämt, dem diplomatischen Corps und Vertretern aus Deutschland in die Augen zu schauen. Mir scheint, dass die ukrainische Staatsmacht in diesem Sinne einmalig ist. Ich möchte, dass alle Menschen, die diese Ereignisse verfolgen, wissen: nicht die ganze Ukraine ist so. Es geht nur um einige Personen der neuen Macht, um Janukowytsch und Choroschkowski.

29.06.2010 // Das Interview führte Olexandra Indjuchowa

Quelle: Deutsche-Welle

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