Ukrainische Leistungsbilanz verschlechtert sich im Oktober weiter


Die Zentralbank informierte darüber, dass im Oktober, ungeachtet der ökonomischen Krise, der Import an Waren in die Ukraine in geringerem Ausmaße zurückging als der Export. Den Einschätzungen von Experten nach, wird sich diese Tendenz nicht fortsetzen, da die hohen Wachstumsraten des Imports im Oktober von den regen Käufen der Bürger hervorgerufen wurden, welche ihre Einlagen von den Banken abzogen.

Die Zentralbank veröffentlichte am vergangenen Donnerstagabend die Zahlungsbilanz der Ukraine von Januar bis Oktober. Aus dem Bericht folgt, dass im Oktober ein rekordhafter negativer Saldo der Leistungsbilanz in der Zahlungsbilanz festgestellt wurde – 1,9 Mrd. $, in den zehn Monaten betrug er 10,5 Mrd. $ oder 6,5% des BIPs. Zu diesem negativen Resultat führten die hohen Dividendenzahlungen bei direkten Auslandsinvestititionen (für September-Oktober 880 Mio. $ oder 47% des Volumens seit Anfang des Jahres) und der hohe Rückgang der Exportvolumina im Vergleich zum Import. Im Oktober ging der Warenexport um 1 Mrd. $ auf 5,7 Mrd. $ zurück, wo er noch im Juli bei rekordhaften 7,7 Mrd. $ lag. Gleichzeitig fiel der Warenimport um lediglich 642 Mio. $ auf 7,4 Mrd. $., doch das Wachstumstempo des Imports erwies sich um 3,5% niedriger als das Exportwachstum – 30,5%. Den Ergebnissen der zehn Monate nach überstieg das Wachstumstempo beim Import (+53,5% – auf 73,8 Mrd. $) das Exportwachstumstempo (+48% – auf 59,9 Mrd. $).

Bei der Zentralbank schenkte man dem Fakt besondere Aufmerksamkeit, dass die Führung beim Export und Import bei den Produkten des industrielandwirtschaftlichen Komplexes liegt – ein Wachstum von 76,4% bzw. 68%. Aktiver wurden Getreide und Sonnenblumenöl ausgeführt und Fleisch, Butter, Zitrusfrüchte und Fisch eingeführt. Im Oktober gewährleisteten die Agrarprodukte fast die Hälfte des 30,5% Exportanstieges. Die Lieferungen von Metallprodukten fielen um 20,5%, die der chemischen Industrie um 19,4%, der Maschinenbau um 13,9%.

Bei der Importstruktur (die Geschwindigkeit verringerte sich auf 27% im Vergleich zu 66% im September) ist ein Rückgang in allen Bereichen zu verzeichnen, außer bei den Produkten des industriell-landwirtschaftlichen Komplexes und PKWs. Den Anstieg der Lieferungen von Nahrungsmitteln (+11% zum September) erklärte die Zentralbank mit der Antiinflationsarbeit der Regierung. Aber den Anstieg des Imports von PKW um 5% unter den Bedingungen der Einschränkung der Verbraucherkreditvergabe konnte der Regulierer nicht erklären. Die Erhöhung der importierten Menge an Autos in den zehn Monaten um das 1,7fache stellte 10% des Importantieges sicher.

Der Einschätzung von Experten nach, wurden die Oktoberwachstumswerte beim Import, welche höher als erwartet ausfielen, von der Instabilität im Bankenbereich und den starken Schwankungen des Hrywnjakurses hervorgerufen. “Die Leute fingen damit an massenhaft ihr Geld von den Konten abzuziehen (im Oktober wurde allein von den Devisenkonten 1,3 Mrd. $ abgezogen). Unter den Bedingungen der Hrywnjaabwertung legten sie ihr Geld in den Kauf von Haushaltstechnik und Autos an”, erläuterte die Analystin von Dragon Capital, Jelena Belan. Dem stimmt der Direktor des Wirtschaftsprogramms des Rasumkowzentrums, Wassilij Jurtschischin, zu: “Der Oktober wurde zur Übergangsperiode bei der Änderung der Nachfrage nach Verbrauchsgütern. Die Aufwertung der Hrywnja hatte einen zeitweiligen Anstieg der Nachfrage zufolge”.

Die Übergangsperiode endete, den Einschätzungen der Experten nach, im November. “Bereits im Dezember werden die monatlichen Wachstumsraten beim Import endgültig sinken und die 20% nicht übersteigen”, sagt Belan. Und Jurtschischin erinnert daran, dass in naher Zukunft sich auch die Importmengen bei Nahrungsmitteln verringern können. “Bislang ist dieser Import billiger als die Produkte der heimatlichen Produktion. Aber aufgrund der Hrywnjaabwertung und nach dem Beschluss der Erhöhung der Importzölle für Nahrungsmittel (um 12%, Ausgabe des “Kommersant-Ukraine“ vom 19. November) werden sie teurer sein, als die ukrainischen Produkte”, ist sich der Experte sicher.

Jurij Pantschenko

Quelle: Kommersant-Ukraine

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 606

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