Ansprache von Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk zum 8. Mai
Teure Landsleute!
Vor siebzig Jahren endete in Europa der Zweite Weltkrieg – der schrecklichste und brutalste in der Menschheitsgeschichte. In diesen Tagen verneigen wir uns im Gedenken an die Dutzenden Millionen Gefallenen und feiern den Sieg, den die Völker der Anti-Hitler-Koalition errungen haben.
Das war ein Sieg über einen hinterhältigen Aggressor, der das internationale Recht mit Füßen trat, Freundschaftsverträge verspottete, die halbe Welt vernichten wollte. Er endete vor einem Militärtribunal. Das ist eine sehr wichtige Lehre des Zweiten Weltkrieges: jeder Aggressor, der von neuen Territorien träumt, mit den Waffen rasselt und den Willen der Völker ignoriert, muss das Schicksal des Hitlerregimes wiederholen.
Der Sieg wurde dank der kolossalen Anstrengung der Kräfte der Völker möglich, ihrem hohe Heroismus und ungehörten Opfern. Die Ukraine geriet in das Zentrum des Krieges – die schwarzen Pflüge des Todes gingen über unser Land vom Westen nach Osten und vom Osten nach Westen. Sieben Millionen Ukrainer gingen an die Front, die Hälfte fiel. Die Hälfte derjenigen, die überlebte, kam verstümmelt zurück. Die Ukrainer kämpften gegen den Nationalsozialismus sowohl in der Roten Armee als auch in der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) und in den Armeen der Länder der Anti-Hitler-Koalition. In den Kriegsjahren verringerte sich die Bevölkerung der Ukraine um 14 Millionen Menschen.
Ewiges Gedenken den Gefallenen, tiefer Respekt den Veteranen. Unsterblich sind ihre Leistungen.
Wir haben riesige Verluste erlitten. Die Ukraine, als Siegerland im Zweiten Weltkrieg, wird niemals den Beitrag vergessen, den andere Völker am gemeinsamen Sieg über den Nationalsozialismus geleistet haben, und wird immer tief diejenigen ehren, die diesen näher brachten.
Eine Verhöhnung des Gedenkens an die Millionen ist das Bestreben der Kreml-Fälscher den Sieg einem Volk zuzuschreiben und die Leistungen aller anderen durchzustreichen. Ein historisches Verbrechen ist der Krieg Russlands gegen die Ukraine.
Die Veteranen, die das Vaterland verteidigt haben, haben nicht gedacht, dass sie 70 Jahre nach dem Ende des Krieges ihre Enkel und Urenkel zur Verteidigung der Ukraine schicken müssen. Und posthume Orden für die Jungs erhalten, die im Kampf mit dem russischen Aggressor und ihren Söldnern gefallen sind.
Es hat mich bewegt, wie die Geschichte die Leistung und die Tragödie einer Familie vereinte. Der Veteran des Zweiten Weltkrieges Iwan Saluschnyj hat seinen Enkel verloren – einen Leutnant der Nationalgarde. Er hat die Terroristen mit dem Preis seines eigenen Lebens aufgehalten.
Osteuropa erwartete, dass die Befreiung vom Nationalsozialismus seinen Völkern Freiheit und Gerechtigkeit bringt. Doch erhielt es die sowjetische Okkupation, Totalitarismus und Ketten.
Der Sieg über den Nationalsozialismus brachte auch unserem Volk keine Freiheit – das Siegervolk durchlebte den dritten Nachkriegs-Holodomor und Repressionen. Tausende Familien wurden nach Sibirien deportiert, die Intelligenz und das Dorf vernichtet, die Erinnerung daran ausgetrieben, von wem und zu welchem Preis der Sieg errungen wurde.
Doch wir erinnern uns daran immer: an diejenigen, die diesen Krieg entfesselten und wer ihm dabei half, an die Absprache der beiden Tyrannen – Stalin und Hitler, und an die Millionen Menschen, die diesen schrecklichen Krieg an sich erfahren haben.
Wir haben unsere Heimaterde damals verteidigt, wir verteidigen unser Land heute.
Wir haben damals gesiegt, wir werden heute siegen!
Ruhm der Ukraine! Ehre den Helden!
Quelle: Ansprache