Die Auswanderungsstimmung der Ukrainer
Die größte Anzahl derer, die ihren festen Wohnsitz in das Ausland verlegen wollen, liegt bei der Jugend im Alter von 18-35: 54 Prozent!
Den Ergebnissen einer Umfrage zufolge, die von der Soziologischen Gruppe „Rating“ im September 2017 durchgeführt wurde, erklärten 61 Prozent der Ukrainer, sie würden nicht ins Ausland umziehen wollen. Zugleich sagten 35 Prozent, sie hätten solch einen Wunsch, weitere 4 Prozent haben sich auf keine Antwort festgelegt. Im Vergleich zum letzten Jahr stieg zwar die Zahl derer, die gerne in ein anderes Land umziehen wollen würden, jedoch nicht bedeutend (von 30 auf 35 Prozent). Die meisten derer, die sich eine Verlagerung des Wohnsitzes wünschten, sind unter den Bewohnern der Westukraine (41 Prozent). In den südlichen und zentralen Regionen schwankt die Zahl potenzieller Migranten zwischen 33 und 34 Prozent.
Die größte Anzahl derer, die ihren ständigen Wohnsitz in das Ausland verlegen wollen, befindet sich unter der Jugend im Alter von 18-35 (54 Prozent). Hingegen werden unter Menschen höheren Alters, die sich einen Umzug in ein anderes Land wünschen, nicht einmal 20 Prozent erreicht. Zumeist waren unter den Gründen, die die Befragten dazu antrieben über Auswanderung nachzudenken, folgende: der Wunsch, bessere Lebensbedingungen zu erhalten (64 Prozent), eine bessere Zukunft für die Kinder zu sichern (34 Prozent), das Fehlen einer angemessenen Arbeit in der Ukraine (23 Prozent) und der Wunsch eine bessere Ausbildung zu erhalten (12 Prozent).
Bessere Lebensbedingungen zu erhalten wurde als Grund für eine mögliche Emigration am häufigsten im Osten des Landes genannt, der Wunsch die Zukunft der Kinder zu sichern im Süden, das Fehlen einer angemessenen Arbeit im Westen. Junge Leute nennen im Vergleich zu anderen ein wenig häufiger als Grund für ihren Wunsch zu emigrieren fehlende Arbeit und Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung, die ältere Generation hingegen das Gefühl von Sicherheit und bessere medizinische Versorgung.
44 Prozent der Befragten äußerten den Wunsch im Ausland zu arbeiten, wobei 72 Prozent von ihnen als Hauptmotivation für die Arbeitssuche in anderen Ländern das höhere Gehalt angaben. Andere Antwortmöglichkeiten, darunter bessere Arbeitsbedingungen, die Qualität der Sozialabsicherung und die Möglichkeit der beruflichen Realisierung, erreichen kaum 20 Prozent. Interessant ist, dass fast drei Viertel der Befragten überzeugt sind, dass die vereinfachten Voraussetzungen zur Arbeitsanstellung von Ukrainern durch Polen und Ungarn eher ein Schritt für eine verbesserte Wirtschaft dieser Länder sei, als ein freundschaftlicher Schritt entgegen der Ukraine. Unter den Ländern, in denen die Befragten gerne arbeiten wollen würden, sind Deutschland (37 Prozent), Polen (26 Prozent), die USA (22 Prozent), Kanada (21 Prozent), Tschechien (16 Prozent), Italien (15 Prozent) und Großbritannien (14 Prozent).
44 Prozent der Befragten denken, sie hätten überhaupt keine Chance in Zukunft zur Arbeit ins Ausland zu fahren, 30 Prozent haben ihre Chancen eine Arbeit im Ausland zu bekommen als gering eingeschätzt, und 17 Prozent als beträchtlich. Am optimistischsten beurteilt die Jugend ihre Perspektiven eine Arbeit in einem anderen Land zu bekommen (32 Prozent sprechen von beträchtlichen Chancen, weitere 41 Prozent von geringen). Unter den Befragten mittleren Alters sprechen 15 Prozent von beträchtlichen Chancen eine Arbeit im Ausland zu finden, weitere 37 Prozent von geringen. Ältere Menschen sind am wenigsten optimistisch in ihrer Einschätzung (5 Prozent).
Interessant ist, dass 65 Prozent der Befragten sagten, sie würden früher oder später wieder in die Ukraine zurückkehren, wenn sie eine feste Arbeit im Ausland hätten, nur 23 Prozent äußerten nicht den Wunsch zurückzukehren. Diejenigen, die erklärten, dass sie nicht in die Ukraine zurückkehren würden, waren am wenigsten unter Bewohnern des Westens (17 Prozent), am meisten unter Bewohnern des Ostens und Süden (jeweils 27 Prozent).
Lediglich ein Drittel der Befragten merkte an, dass sie sich bereits für die Möglichkeit der Arbeitsplatzvermittlung im Ausland interessierten, 67 Prozent interessierten sich bisher nicht dafür. Die meisten Interessierten befinden sich im Westen (41 Prozent), unter Personen mit akademischer Ausbildung, Jugendlichen, in Privatunternehmen Arbeitenden, Selbstständigen und Wohlhabenden. Die Jugend, Bewohner im Zentrum und dem Westen, Städter, Leute mit dem Wunsch im Ausland zu arbeiten, Personen mit akademischem Bildungsstand und Wohlhabende erklärten öfter als andere, dass sie gerne mehr Informationen zu Möglichkeiten und Regeln der Arbeitsvermittlung im Ausland erhalten möchten.
70 Prozent der Befragten sagten, sie wünschten sich, dass ihre Kinder und Enkelkinder im Ausland studierten, 20 Prozent gaben eine gegenteilige Meinung an. Im Westen, im Zentrum und im Süden waren es mehr als 70 Prozent dieser Befragten, im Osten 59 Prozent. Je jünger die Befragten, je höher ihr Bildungsniveau und je wohlhabender sie sind, desto mehr gibt es unter ihnen solche, die gerne hätten, dass ihre Kinder und Enkelkinder im Ausland lebten. 55 Prozent der Befragten sagten, dass sie Bekannte haben, deren Kinder im Ausland studieren. 45 Prozent sagten, dass es unter ihren Engsten so jemanden nicht gäbe. Es befinden sich unter denen, die erklärten, dass sie Leute kennen, deren Kinder im Ausland studieren, ein wenig mehr im Westen, in Städten und unter jungen Leuten. Am meisten wurden folgende Länder als Wunschland für das Studium der Kinder und Enkelkinder gewählt: Deutschland (34 Prozent), Großbritannien (29 Prozent), USA (25 Prozent), Polen (24 Prozent), Kanada (17 Prozent), Frankreich (12 Prozent).
Umfragegruppe: Bevölkerung der Ukraine ab 18 Jahren. Die Stichprobe ist repräsentativ nach Alter, Geschlecht, Regionen und Art der Niederlassung. Gesamtheit der Stichprobe: 1200 Umfrageteilnehmende. Persönliches formalisiertes Interview (face-to-face). Standardabweichung der Umfrage: nicht mehr als 2,8 Prozent.
Durchführungszeitraum: 8.-18. September 2017
6. Oktober 2017
Quelle: Serkalo Nedeli