Chassidim begingen in Uman das Neue Jahr nach jüdischem Kalender
Gestern setzen die Brazlaver Chassidim die Feier des Rosch ha-Schana fort – das Neue Jahr, 5.769 nach dem jüdischen Kalender. An diesem Tag geben sich die Pilger, welche in die Stadt Uman (Oblast Tscherkassy) reisen und in weiße Gewänder gekleidet sind, Gebeten und dem Bad im für die Chassidim heiligen See im Zentrum von Uman hin. Der Legende nach, nehmen die Wasser dieses Sees “die bösen Gedanken” und helfen dabei im neuen Jahr besser zu werden. Dem zweiten Tag der Feier des Rosch ha-Schana folgte der Korrespondent des “Kommersant-Ukraine” Konstantin Ussow.
Gestern setzten die Chassidim-Pilger ihre Feier des Neuen Jahrs, 5.769 dem jüdischen Kalender nach, fort. Am Dienstag war es in Uman wesentlich ruhiger, als am Vortag: laute Tänze und Gesänge wurden von Massengebeten und Lesen in der Tora ersetzt. Gestern Morgen gingen im “Chassidim-Viertel” (so nennen es die örtlichen Einwohner) nur Milizionäre und einzelne Pilger. Der Markt, erweitert für die Zeit der Feier und noch am Montag voller Menschen, erwies sich als geschlossen. Aus einigen Zelten wurde das laute Schnarchen der Verkäufer herangetragen. “Am Feiertag ist es den Chassidim verboten Einkäufe zu tätigen.”, erzählte dem Korrespondent des “Kommersant-Ukraine” einer der lokalen Einwohner. “Doch die Leute schafften es trotzdem etwas hinzuzuverdienen. Mein Bekannter, der Chips und Mineralwasser verkaufte, machte in zwei Tagen 160$ – ein anständiges Geld für unsere Stadt.”
Der Chassidismus stellt eine Abzweigung des Judentums dar. Die Brazlaver Bewegung der Chassidim wurde vor mehr als 200 Jahren von Rabbi Nachman (1772-1810) begründet, dem Nachkommen des Begründers des Chassidismus Baal Schem Tow. Rabbi Nachman wurde in der Chmelnizker Oblast geboren, doch siedelte er kurz vor seinem Tode nach Uman über, wo er auch begraben wurde. Seit dem ist der Platz seiner Beisetzung zum Zentrum der Anhänger des Chassidismus geworden, wohin sie aus aller Welt zum jüdischen Neuen Jahr – Rosch ha-Schana – anreisen.
Gegen Mittag füllte sich die Puschkinstraße, die zum Grabe von Rabbi Nachman führt, mit Menschen. Die Mehrheit der Pilger hatte sich in weiß gekleidet. Aus den Höfen der Privathäuser wehte Rauch – die Chassidim grillten Schaschlik. Auf dem Sportplatz, der unweit der Hauptsynagoge gelegen ist, spielten die Kinder der Pilger American Football.
Gegen Abend verließen die Pilger die Puschkinstraße und stiegen zum See hinab, den, gemäß der Legende, Rabbi Nachman zu besuchen liebte. Einer der jungen Pilger erzählte dem Korrespondenten des “Kommersant-Ukraine”, dass die Wasser dieses Sees “die bösen Gedanken aufnehmen”. “Wenn in ihnen (den Wassern) alles schlechte abgelassen wird, was in Dir ist, dann wirst Du im Neuen Jahr besser werden.”, versicherte der Jüngling.
Einen Kreis um das Gewässer bildend, begannen die einen Pilger zu beten und andere, sich splitternackt ausziehend, fingen an zu baden im benachbarten, weitaus flacheren Teich. Das ausreichend kühle Wasser störte die Chassidim nicht am Schwimmen.
Heute beginnt der letzte Tag der Feier des Rosch ha-Schana, wonach die 15.000 Pilger, die in diesem Jahr nach Uman kamen, wieder nach Hause zurückkehren.
Quelle: Kommersant-Ukraine
Fotogallerie bei Korrespondent.net.