Hyundai verhandelt mit der ukrainischen Regierung über den Bau eines Autowerks
In der Ukraine könnte das erste Werk eines ausländischen Autoherstellers entstehen. Wie dem “Kommersant-Ukraine” bekannt wurde, führt das koreanische Unternehmen Hyundai Verhandlungen mit der Regierung über die Eröffnung einer Produktion von Kleinbussen und Pickups. Der Binnenmarkt für diese Produkte ist nicht sehr groß, doch ist eine Produktion in der Ukraine für die Märkte der EU und der GUS vorteilhaft, betonen Experten.
Die Ukraine führt Verhandlungen mit einem großen Autohersteller aus dem Südosten Asiens über die Schaffung einer Produktionstätte im Land, erzählte Vizepremier Boris Kolesnikow dem “Kommersant-Ukraine”. Er weigerte sich das Unternehmen zu nennen, doch teilte er mit, dass ihm einige Plätze für den Bau eines Werks mit einer Kapazität von 150-200.000 Kleinbussen und Pickups im Jahr angeboten wurden. „Mitte Dezember können wir den Vertrag unterzeichnen. Für den Bau des Werks gehen noch etwa 18 Monate weg“, betonte er.
Für den Bau eines Werks interessierte sich das Unternehmen Hyundai, erzählte dem “Kommersant-Ukraine” ein Informant im Kabinett. Diese Information bestätigte der Präsident der Ukrainischen Union der Industriellen und Unternehmer, Anatolij Kinach, der an den Verhandlungen beteiligt war. Seinen Worten nach besteht die Regierung auf einer Lokalisierung von nicht weniger als 50% der Produktion mit einer etappenweisen Erhöhung des Anteils. Ein großer Teil der Mittel wird von Hyundai investiert, doch ist geplant auch ukrainische private Investoren hinzuzuziehen. „Wir haben bereits Erfahrung bei der Zusammenarbeit mit Hyundai im Bereich der Lieferungen von Elektroloks/S-Bahnen“, erwähnte Kinach. Er meinte, dass Hyundai seine Produktion aus der Ukraine in die Länder der EU und der GUS exportieren kann. Bei der ukrainischen Vertretung von Hyundai und bei „Hyundai Motor Ukraina“ (Hyundai Händler) gab man keine Kommentare.
Im Fall einer Realisierung des Projekts wird es das erste Werk eines ausländischen Autoherstellers in der Ukraine. Bislang wurden die Unternehmen lediglich zu Partnern von ukrainischen Unternehmen. Dafür eröffnen sie derartige Produktionsstätten aktiv in Russland. Dort arbeiten bereits Werke von Toyota, Ford, Renault-Nissan, PSA Peugeot Citroen und Mitsubishi, Hyundai, Chevrolet und Opel.
Wenn man nur auf den Binnenmarkt setzt, dann ist der Bau eines solchen Unternehmens unvorteilhaft, meint man bei „Bogdan“ (Importeur von Hyundai Autos). „Wir wissen nichts über die Verhandlungen der Regierung mit Hyundai und ich sehe keinen Sinn in diesen Investitionen. Es wäre billiger diese Technik in unserem Werk in Tscherkassy zu produzieren, das bislang unausgelastet ist“, sagt der Vizepräsident von „Bogdan“, Wladimir Guntschik. Die angekündigte Produktionsmenge liegt über den derzeitigen Verkaufszahlen für kommerzielle Technik in der Ukraine, sagt der Senior-Analyst von „ART-Kapital“, Alexej Andrejtschenko. Im August lagen die Verkaufszahlen für diese Technik bei 6.800 Einheiten, dabei produzierten inländische Unternehmen lediglich 370 Einheiten.
Beim Kabinett rechnet man möglicherweise mit einer Belebung der Nachfrage dank staatlicher Stimulierung. Ende September arbeitete man beim Ministerium für Industriepolitik ein Entwicklungsprogramm für den Automobilbau aus, das eine Kompensation von 50% der Kreditzinsen beim Kauf kommerzieller Technik ukrainischer Hersteller mit einer lokalen Produktion von mehr als 50% vorsieht (siehe Ausgabe des “Kommersant-Ukraine” vom 30. September). Außerdem ist es in der Ukraine weitaus einfacher und billiger Autotechnik herzustellen, als in den Ländern der EU, betonte der Leiter des Unterausschusses der Werchowna Rada zu Fragen der internationalen Wirtschaftspolitik, Alexej Plotnikow. „Wir haben keine Einschränkungen bei Verkäufen von Autotransportmitteln in die EU. Dabei sind die Arbeitskräfte in der Ukraine billiger“, fügte er hinzu.
Andrej Ledenjow
Quelle: Kommersant-Ukraine