IWF treibt Ukraine Russland in die Arme
Die Verzögerung der Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds und die fehlenden Möglichkeiten Mittel über Euroanleihen anzuwerben zwingen die Ukraine, sich um Hilfe an Russland zu wenden. Gestern wurde der Erhalt eines Kredits der russischen WTB in Höhe von 2 Mrd. Dollar bekannt.
Darüber, dass die Ukraine in dieser Woche einen Kredit über 2 Mrd. Dollar von der russischen WTB (WneschTorgBank/Außenhandelsbank) erhalten hat, informierte gestern die Agentur UNIAN unter Verweis auf eigene Informanten. Ihren Angaben nach wurde der Kredit für ein halbes Jahr gegen 6,7 Prozent gewährt. Der Kreditvertrag sieht die Möglichkeit einer dreimaligen Verlängerung um ein halbes Jahr vor. Derart beträgt die maximale Nutzungsfrist der Mittel zwei Jahre.
Offizielle Personen bestätigten diese Information nicht, doch dementierten sie diese auch nicht. Vizepremier Sergej Tigipko sagte, dass er bislang keine Details mitteilen kann. Der erste Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden der russischen WTB Bank, Wassilij Titow, riet sich an den Pressedienst der WTB zu wenden, wo man Kommentare verweigerte. Derweil erklärte gestern die Erste Stellvertreterin des Leiters der Präsidialadministration, Irina Akimowa, gestern: „Die Frage des russischen Kredits befindet sich noch im Verhandlungsstadium. Eine offizielle Bestätigung des Endes der Verhandlungen folgte nicht, daher ist es zu früh diese Information zu kommentieren“. Premierminister Nikolaj Asarow teilte der Agentur Reuters mit, dass die Geldmenge auf den Konten der Zentralbank im Verlaufe der letzten zwei Monate um 2 Mrd. Dollar angewachsen ist.
Mittel bei Russland anzuwerben, wird Kiew von der Notwendigkeit das Budgetdefizit zu finanzieren gezwungen. Aufgrund der Probleme in der Eurozone gibt es nicht die Möglichkeit Anleihen über 1,3 Mrd. Dollar herauszugeben, von denen das Kabinett früher sprach. „Der Haushalt der vergangenen Monate wurde mit einem Defizit abgeschlossen, welches von der Regierung mit Hilfe von Inlandsanleihen gedeckt wurde. Jetzt fiel die Nachfrage nach diesen Papieren und dieser Kredit erlaubt es das Haushaltsdefizit zu decken“, führte der Leiter der Abteilung für Finanzmarktanalyse der ING Bank Ukraina, Alexander Petscherizin, aus. Außerdem hatte Präsident Wiktor Janukowitsch am Mittwoch erklärt, dass er das Haushaltsdefizit nicht mit Mitteln des Internationalen Währungsfonds decken möchte. „Das Geld braucht die Regierung jetzt und die Verhandlungen mit dem IWF ziehen sich hin. In dieser Situation gibt der Kredit der WTB uns sechs Monate Ruhe für Verhandlungen und danach wird es, sogar wenn die Verhandlungen mit dem IWF zu nichts führen, einfacher auf den Euroanleihemarkt zu gehen“, betont die Analystin der Investmentfirma „Troika Dialog Ukraina“, Irina Piontkowskaja. Akimowas Worten nach, wurde der Haushaltsplan in den fünf Monaten um 8,8 Prozent übererfüllt, obgleich man Anfang Juni bei der Präsidialadministration dem „*Kommersant-Ukraine*“ über Mindereinnahmen von 7,7 Prozent informierte.
Bei der Opposition befürchtet man, dass die Aufnahme des Kredites mit den verheimlichten Zusatzbedingungen einen Anstieg der Abhängigkeit der Ukraine von Russland bedeuten kann. Der Meinung des Finanzministers der Schattenregierung, Andrej Sentschenko, nach, könnte die Ukraine in einem halben Jahr den Kredit verlängern und wahrscheinlich zu schlechteren Bedingungen. „Durch die Teilnahme an dieser Pyramide, fällt das Land in eine tiefe finanzielle Grube und in finanzielle Abhängigkeit von unseren Kreditgebern, beispielsweise Russland“, meint Sentschenko.
Jurij Pantschenko, Ruslan Tschornyj
Quelle: Kommersant-Ukraine