Kiew plant Sowjetdenkmäler zu demontieren
Wie gestern bekannt wurde, plant man in nächster Zeit in der Hauptstadt elf Denkmäler für Partei- und Staatsfunktionäre aus der sowjetischen Epoche zu demontieren. In der Stadtverwaltung verspricht man die Monumente bis zu einer endgültigen Entscheidung der Frage zur Gründung eines Parkes der sowjetischen Periode aufzubewahren. Vertreter der linken Kräfte gehen von einem Versuch aus, die Aufmerksamkeit der Bevölkerung von unpopulären Maßnahmen, die von der Regierung unter den Bedingungen der Finanzkrise ergriffen werden, abzulenken.
Die Kiewer Stadtverwaltung beabsichtigt elf Denkmäler aus der Sowjetzeit zu demontieren. Darüber informierte gestern den “Kommersant-Ukraine“ der Autor dieser Idee, der stellvertretende Vorsitzende der Kiewer Stadtverwaltung, Sergej Rudyk. Seinen Worten nach, wartet man in der Stadtverwaltung, um eine entsprechende Anordnung zu unterzeichnen und mit den Arbeiten zu beginnen, auf einen offiziellen Brief vom Ministerium für Kultur und Tourismus mit dem Befehl, mit welchem der Minister Wassilij Wowkun am 31. Oktober aus dem Staatsregister der Denkmäler der Ukraine elf Monumente ausschloss, “von Personen, die an der Organisation und Umsetzung des Holodomors/Golodomors und politischer Repressionen in der Ukraine teilnahmen”.
“Berücksichtigend, dass am 26. November der Gedenktag für die Opfer des Holodomors stattfindet, planen wir die Demontagearbeiten bis zum 23. abzuschließen.”, er betonte ebenfalls, dass die Rede von “Denkmälern kleinerer Größen und lokaler Bedeutung geht”. Unter diesen sind acht Denkmäler Wladimir Lenins, die auf dem Prospekt der Luftflotte (Wosduchoflotskij), den Straßen Alma Ata, Borispolska, Maxim Berlinskij, Nikolaj Krasnow, Glybotschizka und Melnikowa aufgestellt sind. Außerdem werden die Denkmäler für Stanislaw Kosior am Artjompark, von Wlas Tschubar auf dem Otrad-Propekt und von Felix Dzierżyński auf der Rotgardistenstraße entfernt. “In der vollständigen Liste der Denkmäler, die wir zu demontieren vorschlagen, befinden sich 29 Objekte, doch alle übrigen sind Monumente nationaler Bedeutung und für deren Demontage braucht es die Erlaubnis des Kabinetts.”, sagt Rudyk.
Das weitere Schicksal der Skulpturen ist nicht festgelegt. “Ich bin ein überzeugter Anhänger der Idee der Gründung eines Parkes der sowjetischen Periode auf der Basis dieser Monumente und hoffe, dass diese unterstützt wird.”, betonte Sergej Rudyk. Seinen Informationen nach, wurde das Projekt der Einrichtung eines solchen Parkes bereits untersucht: auf Regierungsebene – in der 30km Zone um das Tschernobyler Atomkraftwerk und auf Stadtebene in Bykiwnja/Bykownja (Ort von Massenerschießungen durch den NKWD während der “Säuberungen” und nach der Besetzung Ostpolens). Die Stadtteilverwaltung des Schewtschenkorajons in Kiew erklärte ihre Absicht einen Park der sowjetischen Periode im Puschkinpark einzurichten (”Kommersant-Ukraine“ vom 28. Februar). “Die Aufbewahrung von kleineren Denkmalen bis zur Annahme einer endgültigen Entscheidung zu gewährleisten, ist nicht schwer. Doch wenn die Rede von einem großen Monument, beispielsweise dem Lenindenkmal am Bessarabischen Platz geht, dann gäbe es ein Problem.”, unterstrich der Stellvertreter des Bürgermeisters.
Die Anhänger der Beibehaltung der sowjetischen Denkmäler glauben nicht an die Aufrichtigkeit der Machthaber. Das Mitglied des Organisationskomitees der Bewegung “Neue Linke”, Oleg Wernik, nannte die Tätigkeit der Kiewer Stadtverwaltung “Ausdruck einer antikommunistischen Hysterie in der Situation einer tiefen finanziellen und wirtschaftlichen Krise.” Seinen Worten nach, “diese traditionelle Methodik wurde herbeigerufen um unter einem lauten Vorhang die Annahme des Milliardenkredits vom IWF zu merkwürdigen Bedingungen der Verteilung”, die Erhöhung von Preise für kommunale Dienstleistungen und der Fahrten im öffentlichen Transport und ebenfalls andere “volksfeindliche Handlungen der Regierung zu verbergen”.
Quelle: Kommersant-Ukraine