Krise der ukrainischen Industrie wirkt sich auf den Stromverbrauch aus
Wie gestern das Energieministerium mitteilte, stellt die Ukraine den Import von russischer Elektroenergie ein. Beim Ministerium bestätigt man, dass in den Lagern der Kraftwerke genügend Mengen an Kohle angesammelt wurde und die ukrainischen Wärmekraftwerke selbst den Bedarf des Binnenmarktes abdecken können. Experten sind sich übrigens sicher, dass der Verzicht auf den Import in Verbindung mit dem verringerten Verbrauch von Elektroenergie im Lande steht, was eine Folge der Krise der Industrie ist.
Der stellvertretende Minister für Brennstoffe und Energie, Oleg Bugajew, erklärte gestern, dass zum 1. Dezember die Ukraine den Import von Elektroenergie aus Russland einstellt. “Es ist nicht möglich den Import sofort einzustellen, doch denke ich, dass eine Vereinbarung über die Einstellung des Imports zum 1. Dezember erreicht werden kann.”, betonte Bugajew. Seinen Worten nach, ist die Unterbrechung des Imports von russischer Elektroenergie verbunden mit der Ansammlung von Rekordvorräten an Kohle in den Lagern der ukrainischen Wärmekraftwerke. Mit diesen kann die Ukraine ihre eigenen Erzeugungsmengen erhöhen und den Import aus Russland einstellen.
Den Angaben des Energieministeriums nach, erreichten die Kohlevorräte in den Kraftwerken zum 4. November ein Rekordniveau – 3,7 Mio. t. Noch am 15. September teilte man im Ministerium mit, dass in den Lagern insgesamt 2,1 Mio. t von 4 Mio. t, die für die Heizsaison notwendig sind, angesammelt wurden.
Zum ersten Mal begann die Ukraine im September des laufenden Jahres Elektroenergie aus Russland zu importieren – dazumal wurden 500 MW geliefert (Ausgabe des “Kommersant-Ukraine“ vom 23. September). Und im September/Oktober importierte das Unternehmen UkrEnergy Trade mehr als 700 MW, um den Energiemangel auf dem Binnenmarkt, der sich aufgrund des Stromexportes ergab, auszugleichen. UkrEnergy Trade erhielt das Exklusivrecht für den Export von Elektroenergie aus der Ukraine, danach als “UkrInterEnergo” von der Korlea Invest Gruppe, Wassilij Betschbarshs, 52% der Aktien des Energiehändlers UkrEnergy Trade kaufte (Ausgabe des “Kommersant-Ukraine“ vom 13. Oktober).
Der Generaldirektor des Unternehmens CoalImpex, die Export-Importoperationen auf dem Kohlemarkt betreibt, Wassilij Kononow bestätigt, dass das Problem mit den Kohlevorräten in den Lagern der Wärmekraftwerke tatsächlich gelöst ist und dies steht in Verbindung mit der Absenkung des Verbrauchs. “Im letzten Monat haben sich aufgrund der Krise in der Industrie die Verbrauchs- und Produktionsvolumina an Elektroenergie stark verringert. Dies gab die Gelegenheit dazu innerhalb von zwei, drei Wochen in den Lagern die notwendige Menge an Rohstoffen zu sammeln.”, stimmt das Mitglied des Rada-Ausschusses für Energiefragen, Oleg Sarubinskij, zu. Er präzisiert ebenfalls, dass der Verbrauch an Elektroenergie durch die Metallurgen sich im November um 71% (снизилось в 3,5 раза), in der Chemieindustrie um 33% (в 1,5 раза) und im Maschinenbau um 21% verringert hat.
Der Leiter der Analyseabteilung der Investmentfirma “BrokerKreditService”, Maxim Schein, betont, dass, wenn die Ukraine den Import russischer Elektroenergie wieder aufnehmen möchte, dann könnte der Preis dafür steigen. “‘Inter RAO EES’, zählte wirklich auf langfristige Verträge, als es ein Abkommen mit UkrEnergy Trade abschloss. Wenn jetzt der Vertrag aufgehoben wird und dann die Lieferungen wieder aufgenommen werden, dann wird das Unternehmen gemäß der Praxis der Exportlieferungen den entgangenen Gewinn zurückhaben wollen und der Preis erhöht sich um 20-25%.”, stimmt der unabhängige Experte Kirill Tschujko zu. Beim Pressedienst der “Inter RAO EES” kommentierte man die Lieferunterbrechung nicht.
Quelle: Kommersant-Ukraine