Die Miliz der Oblast Transkarpatien ist bei der Suche nach Sündenböcken fündig geworden
Gestern hat die Hauptverwaltung des Innenministerium in der Oblast Transkarpartien die Einwohner dazu aufgefordert, über beliebige Kontakte mit Vertretern aus Südostasiens und dem Nahen Osten die Miliz zu informieren, dies mit der schwierigen epidemischen Situation motivierend. Ein entsprechendes Schreiben wurde gestern morgen auf der Seite der Verwaltung veröffentlicht. Und obgleich dieses einige Zeit danach von der Seite entfernt wurde, haben Menschenrechtler darin einen Aufruf zur Diskriminierung nach nationalen Merkmalen gesehen.
Gestern morgen erschien auf der offiziellen Seite der Hauptverwaltung des Innenministeriums der Oblast Transkarpatien ein Schreiben an die Einwohner der Oblast. Die Mitarbeiter der Miliz riefen die Bürger “in Verbindung mit der Verschärfung der epidemischen Situation” dazu auf, über jeden Fakt “eines Treffens oder einer Unterhaltung mit Abkömmlingen aus Südostasien oder dem Nahen Osten” zu berichten. “Wir haben hier einen großen Migrationspunkt und viele Einwohner eben dieser Regionen passieren das Territorium der Oblast. Eben daher haben wir uns entschieden diese Anzeige zu veröffentlichen”, erläuterte dem “Kommersant-Ukraine” der Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der transkarpatischen Hauptverwaltung des Innenministeriums, Igor Stefanez.
Er wurde auch in der Abteilung für die Bekämpfung des Menschenhandels der Oblastverwaltung der Miliz unterstützt: “Sie (die Einwohner des Nahen Ostens und Südostasiens) versuchen nach Europa über das Territorium der Ukraine zu gelangen, daher muss man auf sie eine besondere Aufmerksamkeit richten. Es gibt keinerlei Diskriminierung dieser Bürger, wir sorgen uns nur um die Ukrainer”. Dabei konnten beide Gesprächspartner des “Kommersant-Ukraine” bei der Miliz nicht erklären, warum ausgerechnet die Einwohner Südostasiens und des Nahen Ostens als potentielle Überträger der Grippe bei der Miliz gelten.
In der Mitte des gestrigen Tages wurde das Schreiben gelöscht. Zu erklären, warum es gelöscht wurde, weigerten sich die Mitarbeiter des Innenministeriums. Nichtsdestotrotz unterstützten die Einwohner Ushhorods, denen es gelang das Schreiben zu lesen, die Initiative der Rechtsschutzorgane. “Wenn ich auf der Straße verdächtige Menschen sehe, die wie Leute aus Asien aussehen, würde ich die Miliz informieren. Denn ich habe gehört, dass sich Illegale häufig in verlassenen Häusern und Farmen verbergen. Ich möchte Ruhe in meiner Heimatstadt. Übrigens, nehme ich an, dass diese Leute bald Verbreiter nicht von der Grippe, sondern von irgendwelchen exotischen Krankheiten werden”, vermutete ein Einwohner des Oblastzentrums.
Vom Inhalt des Schreibens erfahrend, riefen Menschenrechtler die Miliz dazu auf, sich derartiger Erklärungen zu enthalten, da sie einen Konflikt aus nationalen Gründen provozieren könnten. “Die Gesellschaft befindet sich auch so aufgrund der Grippe in einem nervösen Zustand. Derartige Erklärungen heizen die Atmosphäre weiter an. Die Miliz diffamiert konkrete Personen, konkreter Nationalität, auf diese eine negative Haltung der Gesellschaft richtend. Das ist unzulässig”, sagte dem “Kommersant-Ukraine” der Leiter der Internationalen Liga zum Schutz der Rechte der Bürger der Ukraine, Eduard Bagirow.
Genauso negativ verhielten sich auf die Initiative der Transkarpenmiliz auch die Vertreter asiatischer Staaten. “Wir wissen alle, dass die ‘Schweinegrippe’ in der Ukraine nicht aus unserer Region auftauchte und kam. Es gibt keine Grundlage für solche Erklärungen”, sagte dem “Kommersant-Ukraine” der Berater für Pressearbeit bei der Botschaft Chinas in der Ukraine, Chun Chan Sia.
Der Präsident des Allukrainischen Jüdischen Kongresses, Wadim Rabinowitsch, nannte die Botschaft an die Einwohner der Oblast Transkarpatien eine misslungenen Versuch der lokalen Machthaber der Führung des Landes, die mit der Grippe kämpft, einen Gefallen zu tun. “Das ist irgendeine Dummheit. Gibt es etwa im Libanon oder in Israel mehr ‘Schweinegrippe’, als bei uns? Tatsächlich, nein!”, erregte sich Rabinowitsch.
Artjom Skoropadskij, Irina Sawtschina
Quelle: Kommersant-Ukraine