"Pusata Chata" geht in die Insolvenz
Im Restaurantmarkt gab es den ersten großen Bankrott seit Beginn der Krise. Eine der größten Fastfoodrestaurantketten „Pusata Chata“ schaffte es nicht sich mit den Kreditgebern über eine Restrukturierung der langfristigen Verbindlichkeiten zu einigen und verkündete gestern den Beginn des Insolvenzverfahrens des Hauptunternehmens. Die Kreditgeber meinen, dass dies ein Instrument der Druckausübung bei den Verhandlungen zur Restrukturierung der Schulden ist. Nichtsdestotrotz hoffen beide Seiten auf einen Kompromiss.
Das Handelsgericht/Wirtschaftsgericht Kiew hat mit der Bearbeitung der Insolvenz der OOO (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) „Pusata Chata“, welche die gleichnamige Schnellrestaurantkette managed, begonnen. Die Anordnung des Gerichts #50/158-B wurde am 27. Februar erlassen, die Mitteilung darüber veröffentlichte am Sonnabend die Zeitung „Holos Ukrajiny“. Die Kreditgeber haben vom Veröffentlichungsdatum an 30 Tage Zeit um Anträge für eine Beteiligung an der Sanierung einzureichen. Als Insolvenzverwalter wurde Wjatscheslaw Lezkan eingesetzt. Er teilte nicht mit, wer die Insolvenz von „Pusata Chata“ einleitete, hob jedoch hervor, dass er vor Gericht seinen Verzicht auf die Aufgabe beantragt hat.
Die Schnellrestaurantkette „Pusata Chata“ wurde 2003 gegründet. Sie vereint 39 Restaurants in 14 Städten der Ukraine. Finanzindikatoren werden nicht veröffentlicht, das Stammkapital beträgt 20 Mio. Hrywnja. Zum September 2009 gehörten dem Generaldirektor der Kette, Wladislaw Gulij, 100% der Anteile am Unternehmen. Doch Marktteilnehmer bezeichnen die Unternehmer Wjatscheslaw und Alexander Konstantinowitsch als Endeigentümer des Unternehmens.
Gulij war gestern durch den “Kommersant-Ukraine“ telefonisch nicht zu erreichen. Doch im Unternehmensbüro erklärte man unter Verweis auf die Unternehmensführung, dass der Bankrott sich nicht auf die Qualität der Bedienung bei der Kette auswirken wird. Vom “Kommersant-Ukraine“ befragte Lieferanten wussten bislang nichts von der Pleite der Kette. „Wir setzen die Arbeit fort, es gab keinerlei Probleme mit der Kette“, erklärte man beim Pressedienst von „Coca-Cola“ in der Ukraine.
Die aufgelaufenen Schulden der Kette sind nicht öffentlich. Doch einer der größten Kreditgeber der „Pusata Chata“, die UkrSozBank, erhöhte 2008 das Kreditlimit für das Unternehmen auf 71,8 Mio. $ mit einer Tilgungsfrist von sieben Jahren. Den Worten von einem der Kreditgeber nach, belaufen sich die Verbindlichkeiten des Unternehmens auf einige Dutzend Millionen Dollar und ein Teil der Immobilien diente den Kreditgebern als Sicherheit. Darunter das Gebäude des Kaufhauses (Fläche ca. 5.000 Quadratmeter) auf der Sagajdatschnij Straße, 24 in Kiew, wo sich ein Restaurant von „Pusata Chata“ und das Hauptbüro des Unternehmens befinden. Am 26. März hatte das Handelsgericht Kiew ein Insolvenzverfahren über den Bankrott der OAO (Offenen Aktiengesellschaft) „Podolskij Univermag“, welche das Gebäude managed, eingeleitet.
Die Eigentümer der „Pusata Chata“ prüften bereits vor etwa zwei Monaten die Möglichkeit eines Bankrotts der Kette, obgleich es keine bedeutenden finanziellen Probleme beim Unternehmen gab, teilte dem “Kommersant-Ukraine“ ein anonym bleibend wollender Kreditgeber des Unternehmens mit. „Wir haben eine harte Position eingenommen, forderten eine vorzeitige Tilgung der Schulden. Doch der Kreditnehmer bestand auf einer Restrukturierung“, sagte der Banker. Bei der Bank meint man, dass „Pusata Chata“ die Insolvenz entweder als Einflussinstrument bei den Verhandlungen mit den Kreditgebern nutzen möchte oder die Schuldzahlung umgehen möchte, indem eine neue juristische Person gegründet wird, an welche die Aktiva übertragen werden.
Das Insolvenzverfahren könnte auf Klage eines mit „Pusata Chata“ verbundenen Unternehmens begonnen worden sein, schließt der geschäftsführende Partner der Anwaltskanzlei Amond & Smith, Denis Kusnezow, nicht aus. „In diesem Falle könnte das Unternehmen etwa ein halbes Jahr die Forderungen der Kreditgeber nicht erfüllen und versuchen sich mit den Banken über eine Umstrukturierung der Schulden zu vorteilhafteren Bedingungen zu einigen“, betont der Juris. Seinen Worten nach wird das Verfahren eingestellt, wenn die Seiten eine Abmachung erreichen, andernfalls beginnt die Liquidierung des Unternehmens. Das Kreditgeberkomitee, welches nach der Veröffentlichung der Bankrotterklärung gebildet wird, erhält übrigens die Kontrolle über das Unternehmen, betont der Seniorpartner der Kanzlei „Iljaschew und Partner“, Roman Martschenko: „Das Komitee könnte das Management des Unternehmens auswechseln und nach dem Zugang zu den Informationen ein Strafverfahren wegen fiktiver Insolvenz oder beabsichtigter Bankrottführung einleiten“.
Die Kreditgeber der Kette zählen trotzdem auf eine Tilgung der Kredite ohne Bankrott. „Wir führen Verhandlungen und hoffen, dass in diesem Falle ein Kompromiss gefunden wird. Andernfalls ist ein Strafverfahren möglich“, erklärte man dem “Kommersant-Ukraine“ in einer der Banken. Auf eine friedliche Einigung im Konflikt hofft man auch bei „Pusata Chata“. „Wir meinen, dass die schwierigste Krisenperiode 2008-2009, wo ein großer Teil unserer Kredite aufgenommen wurde, bereits hinter uns liegt“, erklärte man dem “Kommersant-Ukraine“ beim Unternehmen. „Das Management ist überzeugt, dass es in der nächsten Zeit gelingen wird eine Kompromisslösung mit den Kreditgebern zu finden und die normale Tätigkeit fortzusetzen“.
Jelena Sinizyna, Weronika Gawriljuk
Quelle: Kommersant-Ukraine