Schattengeschäfte
Das Steuergesetzbuch hat Ende des Jahres 2010 panikartige Devisenkäufe hervorgerufen. Laut Erhebungen der Nationalbank kauften die Menschen drei Monate in Folge Dollar in einem nie dagewesenen Umfang.
Am Ende des Jahres 2010 kauften die Ukrainer in Wechselstuben 3-3,5 Milliarden US-$ pro Monat und verkauften im gleichen Zeitraum nur 1,3-1,6 Milliarden US-$. Auf dem Markt entstand eine große Kluft, das Geld verschwand praktisch „im Schatten“. In der Ukraine sind verfügbare Dollar wohl ein Mittel, um Erspartes zu bewahren.
Die Panikkäufe dauerten von Oktober bis Dezember an. „So etwas hat es früher nicht gegeben“, so der Geschäftsführer des internationalen Bleyzer-Fonds, Oleg Ustenko. Er erinnert sich, dass es im Jahre 2008 eine ähnlich geartete Situation gab. Doch da war die Nachfrage nach Devisen verbunden mit dem Kursfall der Hrywnja und den Bankenproblemen. Im Oktober dieses Jahres begann sich die Hrywnja abrupt zu verbilligen. Im Ergebnis für das Jahr 2008, aber faktisch für die drei letzten Monate des Jahres, wertete die nationale Währung um 52,5 Prozent von 5,05 auf 7,7 Hrywnja/$ ab.
Warum wurden Dollar aufgekauft?
Was provozierte die Devisenpanik im Jahre 2010? Von LB.ua befragte Experten sind der Meinung, dass das „Schreckgespenst“ das neue Steuergesetzbuch sein könnte (das 2011 in Kraft trat). So schätzt es beispielsweise der ehemalige stellvertretende Vorsitzende der ukrainischen Nationalbank, Alexander Savtschenko, ein.
Das Unternehmertum fürchtete die neuen Vorschriften und begann, sein Business in den Schatten zu verlagern, sagt er. Der älteste Analyst der Investmentfirma Concorde Capital, Nikita Michailitschenko, pflichtet ihm bei: „Es hängt mit dem beständigen Bedarf der Bevölkerung zusammen, spiegelt aber ebenso die Aktivierung von Vorgängen der Schattenwirtschaft wider.“
Gut möglich, dass die Konvertierungszentren entschieden, soviel Geld wie möglich umzutauschen, bevor die neuen Regelungen in Kraft treten. Eine andere Version ist diese: Die Nachfrage nach Devisen zog einen Import nach sich, in dem Fall Schmuggel. Die Schmuggler nämlich müssen für die gelieferte Ware ebenso in Dollar zahlen.
Und, letztendlich, die vierte Annahme – das Wachstum der realen Einnahmen (unter Berücksichtigung der Preissteigerung) der Bevölkerung. „Die Einnahmen der Bevölkerung wuchsen schneller, als die Einnahmen der europäischen Bevölkerung im Jahre 2010. Unabhängig davon, dass man auf die Rückkehr eines realen Bruttoinlandsprodukts zum Niveau von Ende 2007 noch etwa zwei Jahre warten muss, belaufen sich die Reallöhne schon merklich höher als bei Vorkrisenniveau“, bemerkt Marjan Sablozkij, „Erste Bank“ Analyse.
In Wirklichkeit – entsprechend den Daten des staatlichen Amtes für Statistik – sind die Reallöhne um 10,2 Prozent gewachsen. Aber im Jahre 2009 stellt die Statistik einen Fall der realen Einkommen der Bevölkerung um fast 10 Prozent fest. Woher kommt dieser Überschuss?
Was wird mit der Hrywnja?
Bedroht eine solche Nachfrage nach Auslandsdevisen die Stabilität der ukrainischen Währungseinheit? Die Banker versichern LB.ua, dass man sich nicht sorgen muss.
Seit der zweiten Januarhälfte hat die Nachfrage auf dem effektiven Devisenmarkt Stück für Stück abgenommen. Und, obwohl das jeden Januar passiert, haben die Kapitalgeber kein solches Wachstum der Nachfrage nach Devisen erwartet: „Wir erwarten, dass die Bevölkerung Stück für Stück den Umfang der Käufe effektiver Auslandsdevisen verringert“, so Jevgenija Afonina, Analytikerin der Alfa-Bank (Ukraine).Unter den Gründen, die dieses zukünftig bewirken, findet man ein niedriges Zinsniveau der Geldanlagen, sowie eine fehlende Devisen-Krediteinräumung. Zugunsten der Stabilität der Hrywnja sprechen auch die makroökonomischen Prognosen: Der Abfluss von Devisen aufgrund der Erhöhung des Imports wird vom Auftauchen ausländischer Gelder über Kredite des Internationalen Währungsfonds und anderen Darlehen kompensiert werden. Gerade heute hat sich der Internationale Fond positiv über die Arbeit der ukrainischen Regierung geäußert. Und das bedeutet, dass wir die turnusmäßige Kreditdosis erhalten werden.
„Derzeit ist eine solche Nachfrage wie vor einigen Monaten nicht zu beobachten. Die Bevölkerung hat sich dank der Kursstabilisierung auf dem effektiven Markt etwas beruhigt. Laut Daten der Nationalbank der Ukraine hat sich der durchschnittliche Kurs auf dem effektiven Markt seit Mitte Januar stabil verringert“, unterstreicht Roman Palienko, Spezialist für Geld- und Devisenmarkt der VAB-Bank, den positiven Trend.
Schwankungen des Hrywnja-Kurses schrecken auch ausländische Investoren nicht ab.
Als Bestätigung dessen kann man die erfolgreiche Platzierung der dreijährigen Euroanleihen durch die UkrEximbank in Hrywnja in Höhe von 2,4 Milliarden Hrywnja ansehen.
Unabhängig davon, dass der prozentuale Einsatz von Obligationen zu 11% niedrig genug ist, ist die die Nachfrage nach Aktien essentiell höher, als das Angebot. Dies ist Zeugnis dafür, dass ausländische Investoren bereit sind, Risiken auf sich zu nehmen, die mit der Hrywnja verbunden sind – solange Sicherheit und die Partnerschaft der Ukraine mit dem Internationalen Währungsfond besteht, und die Währungsreserven der Ukrainischen Nationalbank (im Januar haben sie sich um 1,6% bis auf 35,1 Milliarden erhöht) existieren und eine Senkung des Leitzinses durch die Zentralbank zu erwarten ist.
15.02.2011 // Oleg Sorotschan
Quelle: Lewyj Bereg