Staatsanwaltschaft lässt auf der Krim Bürgermeister verhaften
Am Freitag wurde von den Rechtsschutzorganen der Autonomen Republik Krim der Bürgermeister von Aluschta, Wladimir Schtscherbina, festgenommen und ein Strafverfahren gegen den Bürgermeister von Gursuf, Wiktor Gamal, eingeleitet. Schertscherbina wird der Überschreitung der Vollmachten verdächtigt und Gamal des Amtsmissbrauchs. Die Festnahme von Wladimir Schtscherbina rief Proteste bei den Bürgern von Aluschta hervor und Vertreter der Oppositionsfraktionen des Parlaments der Krim sehen in den Handlungen der Rechtsschutzorgane einen politischen Hintergrund.
Der Bürgermeister von Aluschta, Wladimir Schtscherbina, wurde von Mitarbeitern der Verwaltung zur Bekämpfung von Wirtschaftsverbrechen der Hauptverwaltung des Innenministeriums der Krim in seinem Arbeitszimmer am Freitag gegen Mittag festgenommen. Beim Pressedienst der Staatsanwaltschaft der Autonomen Republik Krim teilte man mit, dass er im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens festgenommen wurde, welches nach Absatz 1 §365 des Strafgesetzbuches („Überschreitung der dienstliche Vollmachten“) eingeleitet wurde. „Der Bürgermeister von Aluschta wird darin verdächtigt, dass er einem Untergebenen die ungesetzliche Anweisung gab, (dem Protokoll) der Sitzung des Stadtrates einen Beschluss hinzuzufügen, der nicht diskutiert und über den nicht abgestimmt wurde“, sagte man beim Pressedienst, dabei nicht präzisierend, um welchen Beschluss es sich handelt.
Zur Erinnerung: Bereits am 13. Juni 2008 wurde Schtscherbina von Mitarbeitern der Miliz der Krim und der Generalstaatsanwaltschaft aufgrund des Verdachts des Missbrauchs der Dienstbefugnisse festgenommen. Den Angaben der Generalstaatsanwaltschaft nach schuf er als Amtsperson „kriminelle Schemen der Erhebung von Bestechungsgeldern, die Bürger, für die Gewährung der Möglichkeit unternehmerische Tätigkeiten in Aluschta zu betreiben, zahlen sollten“ (Ausgabe des “Kommersant-Ukraine“ vom 17. Juni 2008). Nach zwei Monaten in Untersuchungshaft in Kiew wurde Schtscherbina nach einem Urteil des Petschersker Bezirksgerichts in Kiew aus der Haft entlassen. Am 20. März 2009 hob das gleiche Gericht die Anordnung zur Einleitung eines Strafverfahrens gegen ihn auf.
Der Meinung des Leiters der juristischen Verwaltung des Stadtrates von Aluschta, Jurij Kukuschkin, nach fand die Verhaftung von Wladimir Schtscherbina am Freitag mit vielen Regelverletzungen statt: „Während der Verhaftung wird ein Protokoll erstellt, in dem die genaue Zeit der Festnahme angegeben ist. Das hat eine prinzipielle Bedeutung, doch nichts derartiges wurde getan“.
Die Handlungen der Verwaltung zur Bekämpfung von Wirtschaftsverbrechen in Bezug auf Wladimir Schtscherbina riefen Protest bei den Bürgern von Aluschta hervor, die am Sonnabend eine Versammlung zu seiner Unterstützung durchführten. Einige hundert Menschen forderten von der Staatsanwaltschaft der Autonomen Republik Krim den Bürgermeister „aus der Haft zu entlassen und die grundlose Verfolgung einzustellen“ und wandten sich an Präsident Wiktor Janukowitsch mit der Bitte sich „in die Willkür der Staatsbediensteten und Mitarbeiter der Machtorgane auf der Krim in Bezug auf die Bürgermeister der Küstenstädte [einzumischen] und die Bedingungen für die Durchführung von fairen Kommunalwahlen sicherzustellen“.
Zur Erinnerung: Am 30. September nahmen die Rechtsschutzorgane den Bürgermeister von Alupka, Andrej Charitonow, fest (Ausgabe des “Kommersant-Ukraine“ vom 1. Oktober) und am 3. Oktober den Vorsitzenden des Gemeinderates von Liwadija, Anatolij Mamykina. Außerdem leitete die Staatsanwaltschaft der Autonomen Republik Krim ein Strafverfahren in Bezug auf den Vorsitzenden des Gemeinderates von Gursuf, Wiktor Gamal, gemäß §364 des Strafgesetzbuches („Überschreitung der dienstlichen Vollmachten“) ein. Den Informationen des Pressedienstes der Staatsanwaltschaft der Autonomen Republik Krim nach hat Gamal „ungesetzlich einer kommerziellen Struktur zwei Grundstücke von 1,3 ha unter dem Vorwand eines Platzes für die Aufbewahrung von Booten/Schwimmmitteln zugewiesen, wo faktisch ein Wohnkomplex mit einer Wohnfläche von 65.000 m² errichtet wird“.
Wladimir Schtscherbina und Andrej Charitonow sind als Kandidaten für die Bürgermeisterposten ihrer Städte aufgestellt (Charitonow schaffte es aufgrund der Festnahme nicht sich offiziell zu registrieren). Anatolij Mamykin wurde bei der Gebietswahlkommission die Registrierung als Kandidat für den Posten des Vorsitzenden des Gemeinderates in Liwadija verweigert und Wiktor Gamal ist Kandidat für den Posten des Vorsitzenden des Gemeinderates in Gursuf. Diese Umstände gaben dem Abgeordneten des Obersten Sowjets der Autonomen Republik Krim Oleg Subkow (Fraktion Block Julia Timoschenko) Anlass von einem politischen Hintergrund der Festnahmen zu sprechen: „Ich habe die Anschuldigungen nicht gesehen. Möglich ist, dass es dafür eine Grundlage gibt. Doch ist eben die Zeit gewählt worden, wo die Leute sich (als Kandidaten) zu registrieren begannen. Und derzeit wird der Weg für die nötigen Kandidaten freigeräumt“.
Sair Akadyrow
Quelle: Kommersant-Ukraine