Tschernobylveteranen und Anlegervereinigungen protestierten gestern in Donezk
Gestern wurden die Aktionen der Tschernobylveteranen fortgesetzt. Beim Gebäude der Oblastverwaltung des Rentenfonds verbrannten sie Symbole der Partei der Regionen und protestierten gegen den am Vortag stattgefundenen Versuch des Auseinanderjagens der Zeltstadt, während dessen ein Rentner verstarb – Gennadij Konopljow. Die Versammlungen von Tschernobylveteranen fielen mit Protestaktionen betrogener Anleger unterschiedlicher Kreditvereinigungen zusammen. Die Anleger attackierten mit Mistgabeln und Spaten das Gebäude der Donezker Oblastverwaltung und forderten, ihnen ihr Geld zurückzugeben. Im Ergebnis der Zusammenstöße wurde ein Milizionär ernsthaft verletzt.
Gestern wies Präsident Wiktor Janukowitsch die Generalstaatsanwaltschaft an die Umstände des Todes des 70-jährigen Gennadij Konopljows zu klären, der am Abend des 27. November im Zeltlager der Tschernobylveteranen in Donezk verstarb. Am Montag kam die Generalstaatsanwaltschaft der Anweisung des Staatsoberhauptes nach und begann mit der Prüfung der Umstände des Todes des Rentners. Der Vorfall fand am Sonntag statt, als mehr als ein Dutzend junger Männer in die Zeltstadt vordrang, die von den Vertretern der Organisation „Tschernobyl-Einheit“ beim Gebäude der Oblastverwaltung errichtet worden war. Während des Überfalls auf die Zeltstadt verlor Gennadij Konopljow das Bewusstsein und verstarb bereits im Rettungswagen. Zur Erinnerung: Seit dem 14. November wird dort ein unbefristeter Hungerstreik durchgeführt und man protestiert gegen die Kürzung der Sozialtransfers (Ausgabe des “Kommersant-Ukraine” vom 17. November). Jedoch kam das Donezker Bezirksverwaltungsgericht am 23. November der Klage des Donezker Stadtrates nach, die Protestaktion der Tschernobylveteranen zu verbieten (Ausgabe des “Kommersant-Ukraine” vom 24. November). Gestern teilte die Stellvertreterin des Vorsitzenden der Donezker Oblastverwaltung, Jelena Petrjajewa, mit, dass gemäß den Schlussfolgerungen der Ärzte der Tod von Gennadij Konopljow einen „natürlichen Charakter“ trug und aufgrund einer „chronischen, schweren Erkrankung des Herzens und der Gefäße“ eintrat. Daneben teilte man beim Pressedienst der Donezker Oblastverwaltung mit, dass das abgebaute Zelt der Oblastverwaltung des Zivilschutzministeriums gehörte und von dessen Mitarbeitern abgebaut wurde. Der Leiter der Donezker Stadtverwaltung der Miliz, Jurij Sednjew, versicherte, dass es keinerlei unbekannte Zivilpersonen während der Räumung des Zeltes der Tschernobylveteranen gab: „Es gab Mitarbeiter des Innenministeriums in Uniform, Tschernobylveteranen und Mitarbeiter des Zivilschutzministeriums in Spezialkleidung“. Den Worten des Stellvertreters des Leiters der Oblastverwaltung des Zivilschutzministeriums, Alexej Migrin, nach gab es keine Konflikte zwischen den Mitarbeitern des Zivilschutzministeriums und den Tschernobylleuten während der Beseitigung des Zeltes.
Derweil meinen die Tschernobylveteranen, dass eben der Überfall auf das Lager zum Tode von Gennadij Konopljow führte. Gestern fand an der Stelle, wo das Zelt abgebaut worden war, eine Versammlung statt, an der etwa 500 Menchen teilnahmen. Die Protestierenden verbrannten in einem Lagerfeuer eine blaue Jacke mit der Symbolik der Partei der Regionen und der Aufschrift „Janukowitsch ist unser Präsident“. Auf die Campingliege von Gennadij Konopljow waren Gedenkkerzen und Trauerkränze gestellt worden. Die Beisetzung von Konopljow findet heute in der Stadt Rodinskoje in der Oblast Donezk statt, wo der Verstorbene lebte.
Solang die Tschernobylveteranen beim Rentenfonds protestierten, fanden beim Gebäude der Donezker Oblastverwaltung noch dramatischere Ereignisse statt. Zur Oblastverwaltung waren etwa einhundert Rentner gekommen – Mitglieder der Donezker Organisation „Union der betrogenen Anleger“. Sie hielten Mistgabeln, Spaten und Hacken in den Händen und ebenfalls Plakate mit den Aufschriften „Donbass, erheb dich von deinen Knien!“ und „Wir gegen die räuberischen Tarife“. Auf der Versammlung wurde eine Resolution mit den Forderungen beschlossen einen Anstieg der Tarife für kommunale Dienstleistungen nicht zuzulassen und die Gelder zurückzugeben, die von Kreditvereinigungen gestohlen wurden. Als die Teilnehmer der Aktion in das Verwaltungsgebäude gehen wollten, um die Resolution dem Vorsitzenden der Oblastverwaltung Andrej Schischtschazkij zu übergeben, wurde ihnen der Weg von Mitarbeitern der Miliz versperrt, welche die Tür zusperrten.
Die Gegenmaßnahmen der Milizionäre erbosten die Rentner. „Verdammte Faschisten!“ und „Hinweg mit der Bande!“ schreiend, schlugen die Rentner die Türen ein und überrannten die Mitarbeiter der Miliz. Die Rentner drangen mit den Mistgabeln und den Spaten in die Empfangshalle vor, doch der durchbrochenen Milizkette kam Verstärkung zu Hilfe, die es schaffte, die Rentner auf die Straße zu drängen. Die Protestierenden forderten die Anwesenheit von Andrej Schischtschazkij, doch der Vorsitzende der Oblastverwaltung kam nicht zu den betrogenen Anlegern heraus. Gegen 12.00 Uhr mittags gingen die Rentner auseinander.
Derweil kommentierte Schischtschazkij die gestrigen Ereignisse in Donezk derart, indem er diese als „politisches Projekt“ und als „Versuch zur Destabilisierung der Situation in der Region“ bezeichnete.
Bei dem Zusammenstoß beim Gebäude der Oblastverwaltung wurde einer der Milizionäre ernsthaft verletzt. Wie dem “Kommersant-Ukraine” die Mitarbeiterin des Pressedienstes der Stadtverwaltung der Miliz, Olga Potschkalowa, mitteilte, wurde er mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht. „Die Materialien zu diesem Fall wurden der Staatsanwaltschaft übergeben, damit sie über die Einleitung eines Strafverfahrens entscheiden kann“, führte Potschkalowa aus.
Jaroslaw Kolguschew
Quelle: Kommersant-Ukraine