Ukraine könnte zumindest im IV. Quartal ohne den IWF Kredit auskommen
Im Oktober war der Leistungsbilanzteil der Zahlungsbilanz der Ukraine den zweiten Monat infolge positiv und der Kapitalabfluss in der Kapitalbilanz und der Abfluss von Devisen aus dem Bankensystem verringerten sich um 629 Mio. $ bzw. 243 Mio. $, teilte man gestern bei der Zentralbank mit. Diese Daten erlaubte es Analysten zu prognostizieren, dass die Ukraine im IV. Quartal ohne die nächste Tranche des IWF auskommen könnte. Doch Zahlungsbilanzprobleme im Jahre 2010 hängen vom Erfolg der Umstrukturierung der Auslandsschulden ab, heben Ökonomen hervor.
Im Oktober betrug der Leistungsbilanzüberschuss des Landes 87 Mio. $, damit den zweiten Monat infolge positiv bleibend (im September – 62 Mio. $), teilte die Zentralbank im monatlichen Bericht zum Zustand der Zahlungsbilanz der Ukraine mit. Dies fand dank der Verbesserungen im Außenhandel statt – der Saldo der Exporte und Importe von Waren und Dienstleistungen wurde zum ersten Mal innerhalb eines langen Zeitraumes positiv (+35 Mio. $). Das Handelsdefizit verringerte sich in den zehn Monaten des Jahres 2009 auf 1,71 Mrd. $.
Im Oktober verringerte sich auch der Mittelabfluss in der Kapitalbilanz auf 778 Mio. $. Im August und September gingen aufgrund von Tilgungen von Auslandsschulden zwischen 1,4 Mrd. $ bzw. 2,5 Mrd. $ im Monat ins Ausland. Das erklärt sich mit dem Rückgang der Begleichung von Auslandsschulden von 351 Mio. $ im September auf 74 Mio. $. Der Abfluss für langfristige Kredite des Banksektors betrug 794 Mio. $, bei kurzfristigen – 800 Mio. $. Ihre Auslandsschulden haben nur Unternehmen erhöht – in Summe betrug der positive Saldo 363 Mio. $.
Um mehr als 200 Mio. $ verringerte sich der Devisenabfluss aus dem Bankensystem – auf 644 Mio. $. Seit Anfang des Jahres hat die Bevölkerung über den Abzug von Deviseneinlagen und dadurch das sie mehr Devisen kaufte als verkaufte, 7,8 Mrd. $ angespart. “Der Devisenabzug steht in Verbindung mit der Erhöhung der Anforderungen an die Banken; im vierten Quartal sollte sich der Devisenabfluss verringern”, denkt der Direktor des Instituts für Ökonomie und Prognostik, Walerij Gejez. Das Zahlungsbilanzdefizit (hier nur Leistungs- und Kapitalbilanz) verringerte sich auf die Hälfte – auf 691 Mio. $ und wurde vollständig von der Zentralbank gedeckt. Im III. Quartal erhielt die Ukraine die dritte Tranche des IWF Kredite über 3,3 Mrd. $ und erhöhte ihren Anteil im Kapital des Fonds um 2 Mrd. $. Für die Deckung des Devisendefizits im III. Quartal wurden 4,9 Mrd. $ aufgewendet und für zukünftige Interventionen der NBU (Nationalbank der Ukraine) blieben 409 Mio. $.
Experteneinschätzungen nach, wird im IV. Quartal der Saldo der Zahlungsbilanz, obgleich er negativ sein wird, nicht sehr groß sein, was es der NBU erlauben wird diesen auszugleichen, ohne die Hilfe des IWF in Anspruch zu nehmen. “In den letzten Monaten wurde eine Verbesserung des Exportes an ukrainischen Waren beobachtet, außerdem sind am Ende des Jahres keine großen Kreditzahlungen geplant”, betonte der Direktor des Internationalen Blazerzentrums, Oleg Ustenko. Der Meinung von Alexej Blinow, Analyst bei der Investmentfirma Astrum Investment Management, nach, beträgt der negative Saldo der Zahlungsbilanz im IV. Quartal 1,7 Mrd. $. “Diese Summe kann die Zentralbank aus ihren Reserven begleichen, ohne zusätzliche Kredite zu benötigen”, fügte er hinzu. Den Angaben der Zentralbank nach beliefen sich die Reserven zum 1. November auf 27,7 Mrd. $. Doch ungeachtet der Abwesenheit der Gefahr einer Nichtdeckung des Defizits der Zahlungsbilanz, verletzt die Zentralbank mit diesen Handlungen die Bedingungen zur Zusammenarbeit mit dem IWF, gemäß denen am Ende des Jahres die Bruttoreserven der NBU nicht weniger als 30 Mrd. betragen sollen (Ausgabe des “Kommersant-Ukraine“.
Was das Jahr 2010 betrifft, so wird, den Einschätzungen von Gejez nach, der Zustand der Zahlungsbilanz vom Erfolg einer Kreditumstrukturierung abhängen. “Wenn es uns gelingt 60-70% der Gesamtsumme der Verbindlichkeiten umzuschulden, werden wir einen positiven Saldo der Zahlungsbilanz haben. Doch falls das Umschuldungsniveau sich in den Bereichen von 40-50% bewegt, wird die Gefahr eines Defizits der Zahlungsbilanz stehen bleiben”, sagte er.
Jurij Pantschenko
Quelle: Kommersant-Ukraine