Die ukrainische Industrieproduktion stieg im Februar leicht an
Im Februar gelang es der ukrainischen Industrie etwas die Resultate ihrer Arbeit zu verbessern – es gab einen Anstieg gegenüber dem Wert vom Januar. Das ließ Analysten gleich vermuten, dass der Tiefpunkt des Rückgangs der Industrieproduktion überwunden wurde. Doch an einen Anstieg der Produktion glauben die Industrievertreter selbst nicht, welche oft die Situation nicht mehr als einen Monat im Voraus prognostizieren können.
Im Februar verringerte sich die Industrieproduktion um 31,6% (zum Vorjahr), was ein geringerer Abfall ist als im Januar (34,1%), teilte man gestern beim Statistikamt mit. Im Vergleich zum Januar erhöhte im letzten Monat die Industrie ihre Produktion (+5,4%), was sogar mehr ist, als im Februar des letzten Jahres (+4,6%). Einen Anstieg zum Januarniveau zeigten alle Branchen, außer der Herstellung von Koks und Produkten der Erdölverarbeitung (-17%) und ebenfalls von Elektroenergie, Gas und Wasser (-14,4%). “Der Februarrückgang bei der Erdölverarbeitung ist von dem Stillstand der Odessaer Raffinerie aufgrund geplanten Instandsetzungen hervorgerufen wurden. Vom 5. März an haben sie die Arbeit wieder aufgenommen. Was die Elektroenergie betrifft, ist dieser Produktionsrückgang charakteristisch für den Februar”, sagt der Stellvertreter des Direktors des Zentrums “Psicheja”, Gennadij Rjabzew. Den größten Anstieg im Februar zeigte die Herstellung von Gummi und Plastikprodukten (+35%), die zur Chemiebranche gehören.
Im Unterschied zum Januar des laufenden Jahres haben im Februar Schlüsselbranchen der ukrainischen Industrie ihre Werte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum etwas verbessert. So verringerte sich der Rückgang der Lebensmittelproduktion um 4,2% auf -10,1%, im Metallbereich um 5,3% (-50,7%), im Maschinenbau um 4,8% (-53,5%). Bedeutend verringerte sich der Rückgang in der chemischen und erdölchemischen Industrie – um 11,9% auf -37,7%.
Der Meinung von Premierministerin Julia Timoschenko nach, gelang es diese Resultate dank der Umsetzung der Antikrisenmaßnahmen der Regierung zu erreichen. “Das bedeutet nicht, dass die Krise beendet ist und ich wünsche mir unter keinen Umständen eine solche Auslegung. Es bedeutet bislang lediglich, dass alle Antikrisenmaßnahmen, die wir Schritt für Schritt unternommen haben, allmählich positive Resultate geben”, erklärte gestern Timoschenko auf der Sitzung des Kabinetts.
Marktteilnehmer sind weniger optimistisch. “Dieser hohe Anstieg der Tätigkeit in der chemischen Industrie beruht hauptsächlich auf dem Stillstand der Unternehmen im Januar aufgrund des Gaskrieges und nur in kleinem Umfang auf der Belebung des Binnenmarktes. Die Ausweitung der Binnennachfrage unterstützt das Wachstum der Branche”, denkt der Präsident der Chemieunion der Ukraine, Alexej Golubow. “Für den März haben wir noch Aufträge und wahrscheinlich bleibt das Produktionsvolumen der Branche auf dem Februarniveau. Doch für den April gibt es bislang keine Bestellungen und es ist sehr wahrscheinlich, dass uns im April erneut ein Rückgang erwartet”, unterstreicht der Generaldirektor der “MetallurgProm” (Vereinigung der Metallhersteller), Wassilij Charachulach. Die Maschinenbauer können nicht einmal Prognosen für einen Monat im Voraus machen. “Nach einem Monat kann man schwerlich von einer Entwicklung reden. Meinen Daten nach, gibt es keine Grundlage von einer Erholung in der Branche zu reden”, betont der Vizepräsident der Gruppe “Energetitscheskij Standart”, Wiktor Tschoban.
Mit den Prognosen der Wirtschaftsleute stimmt die Stellvertreterin des Wirtschaftsministers, Irina Krjutschkowa, im Ganzen überein: “Im März kann man einen weiteren Anstieg der Produktionsmengen erwarten – in diesem Monat erreichen wir gewöhnlich den Höhepunkt. Doch das ist nicht der Anstieg, auf den wir gewartet haben. Die weitere Entwicklung der Industrie wird von der Weltkonjunktur abhängen. Etwas konkretes wird nicht vor Juli sichtbar werden.”
Etwas weniger pessimistischer ist der Analyst der Investmentfirma Concorde Capital, Andrej Parchomenko. “Die Daten des Februars haben gezeigt, dass die Industrie bereits ihren Tiefpunkt erreicht hat. Wahrscheinlich ist, das im März die Produktionsmengen noch etwas ansteigen und in den nachfolgenden Monaten auf diesem Niveau bleiben. Den Rückgang vollständig überwinden kann die Industrie erst im Jahr 2011”, ist er überzeugt.
Jurij Pantschenko
Quelle: Kommersant-Ukraine