Acht Reiseziele für Wochenendreisen in der Ukraine


Nicht jeder kann sich ein langes Wochenende und einen Urlaub leisten, doch das bedeutet nicht, dass man auf Erholung verzichten muss. Auch zwei-drei Tage reichen, um Kraft zu tanken und tief durchzuatmen. Das Wichtigste ist, diese mit guten Menschen und am richtigen Ort zu verbringen. In der Ukraine gibt es genug Orte, an denen man ein schönes Wochenende verbringen kann.

Hier sind acht Reiseziele von unserem erfahrenen Reisenden und Autor Sachar Kolisnitschenko, die Sie zu einer spannenden Reise inspirieren sollen.

Kamjanez-Podilskyj, Bakota, Podilski Towtry

Zwei davon stehen auf der Liste der „Sieben Wunder der Ukraine” und zwei auf der Liste der „Sieben Naturwunder“.

Zwei Oblaste, zwei Städte, zwei prächtige Burgen, zwei Canyons, ein Felsenkloster, überschwemmte Siedlungen, bezaubernde Landschaften – das alles kann man innerhalb von zwei freien Tagen sehen und spüren.

In Kamjanez ist natürlich das Hauptwahrzeichen die uneinnehmbare Festung, die bis heute bestens erhalten ist.

Doch Sie sollen auch den gemütlichen Smotryzkyj-Canyon besuchen und sich dann auf den Weg nach Bakota machen.

Übrigens sind diese zwei Objekte ein Teil des Nationalen Naturparks „Podilski Towtry“, der es bei der Online-Abstimmung „Sieben Naturwunder der Ukraine“ auf den ersten Platz geschafft hat.

Towtry ist die örtliche Bezeichnung einer felsenartigen gebogenen Hügelkette, die 60-65 m die umgebene Ebene überragt. Das sind die Reste der Küstenriffe des alten Sarmatischen Meeres, die sich parallel zur ehemaligen Küstenlinie erstrecken. Diese Riffe entstanden in der Zeit des Mittel- und Hochmiozäns (vor über zehn Millionen Jahren).

Auf dem Gelände des Nationalparks befinden sich 129 geschützte Objekte des Naturschutzfonds. Darunter sind Parks und Gutshäuser mit verschiedenen Erhaltungsstufen und kulturhistorischen Werten.

Tschyhyryn und Cholodnyj Jar: die Hauptstadt des Kosakenführers und ein Schlossberg

Ein wundervoller Kraftort ist der fast siebentausend Hektar große Waldstück mit unglaublich schönen Landschaften und einer reichen Geschichte.

Cholodnyj Jar belegt in der Ukraine den ersten Platz nach der Anzahl der einmaligen archäologischen, historischen und wissenschaftlichen Objekte.

Auf seinem Territorium wachsen 46 Baum-, 48 Strauch- und 150 krautartige Pflanzenarten, viele davon sind im Roten Buch der Ukraine eingetragen.

Die Archäologen fanden dort beginnend mit der Cucuteni-Kultur die Beispiele aller archäologischen Kulturen – Skythenringwälle, – grabhügel und –höhlen.

Zweimal, nämlich zur Zeit der Hajdamaken und der Ukrainischen Volksrepublik, wurde diese Stelle zum Mittelpunkt des nationalen Befreiungskampfes der Ukrainer.

Auf dem Weg nach Cholodnyj Jar lohnt es sich, in Tschyhyryn, der Hauptstadt des Kosakenführers Bohdan Chmelnyzkyj vorbeizufahren.

Hier sind der Schlossberg mit dem Bohdan-Denkmal und der rekonstruierten Doroschenko-Bastion auf der Bergspitze erhalten.

Am Bergfuß befinden sich ein erneuerter Gebäudekomplex der Residenz des Kosakenführers und ein Museum mit knapp zweitausend Exponaten.

Vom Berg eröffnet sich ein schönes Panorama des Städtchens mit ihrer Umgebung und dem Fluss Tjasmyn. In Tschyhyryn gibt es außerdem ein archäologisches Museum.

Odessa: Meer, Katakomben und Wein

„Die Perle“, wie Odessa in der Ukraine genannt wird, braucht man nicht zusätzlich vorzustellen. Odessa ist eine der koloritreichsten ukrainischen Städte: Schlösse, Dome, Paläste, Festungen, Menschen; Meer, Meeresarme, Steppen; Weinbau, Angeln… und es gibt sogar ein eigenes Venedig!

Man kann sich Hunderte von Routen nach seinem Geschmack zusammenstellen, hier wird eine davon vorgestellt.

Es lohnt sich, die Führung im Herzen der Stadt anzufangen. Eine Standardstadtführung beinhaltet einen Spaziergang durch die Stadtmitte: Derybassiwska-Straße, Stadtgarten, Prymorskyj (See) Boulevard bis zur Teschtschyn Brücke (die Brücke der Schwiegermutter) und weiter die Potjomkinsche Treppe hinunter bis zum Seebahnhof. Es lohnt sich auch, nach dem örtlichen Kolorit am Prywos-Markt oder im Stadtviertel Moldawanka zu suchen.

Das Hauptwahrzeichen von Odessa ist das Meer. Empfehlenswert ist eine Führung vom Seebahnhof bis zum Woronzow-Leuchtturm (ab Mai) zu machen oder mit der Seilbahn vom Französischen Boulevard bis zum Otrada-Strand zu fahren. Auch kann man einen Spaziergang durch den Seehafen unternehmen.

Abgesehen von Spaziergängen zum Meer und Stadtführungen ist es am ersten Tag empfehlenswert, die Katakomben von Odessa zu besuchen.

Dies sind wahrscheinlich die längsten (3000 km) und die meist verworrenen unterirdischen Labyrinthe der Welt. Der einzige offizielle Eingang zu den Katakomben befindet sich im Dorf Nerubajske (15 km vom Zentrum von Odessa entfernt), nämlich im Partisanenmuseum.

Es ist nicht zu empfehlen, in die Katakomben selbst hineinzugehen.

Sie werden es sich nicht verzeihen, wenn Sie in Bilhorod sind und nicht im Dorf Schabo (acht Kilometer entfernt) vorbeifahren, wo sich die gleichnamige Weinfabrik und das Weingut „Marquis de Lacarin“ befinden, das vom französischen Winzer Christophe Lacarin Marquis de Fabiani unterhalten wird.

Winnyzja: Führerhauptquartier Werwolf und schwimmender Brunnen

Haben Sie schon einmal die zum Leben komfortabelste Stadt der Ukraine besucht?

Um seine Gastfreundschaft ganz zu spüren, empfehlen wir, den größten schwimmenden Brunnen Europas, Parks Museen, Paläste und Kirchen zu besuchen.

Acht Kilometer entfernt von Winnyzja kann man das Dorf Stryschawka besuchen, wo in den Jahren 1941-42 während des Zweiten Weltkrieges das Hauptquartier „Werwolf“ von Adolf Hitler gebaut wurde.

Der Führer war dort dreimal. Insgesamt 156 Tage. Und seinen Biografen zufolge hielt er sich in keinem seiner Hauptquartiere länger auf.

In Winnyzja gibt es ein interessantes „Auto-Motor-Fahrrad-Fernseh-Foto-Radiomuseum“, in welchem eine große Sammlung von Retrotechnik ausgestellt wird, und das Museum der Straßenbahn von Winnyzja, für welches es sich lohnt, eine Führung im Voraus zu buchen.

Im historischen Stadtzentrum unter dem Namen „Mury“ (Die Mauern) sind die barocke Verklärungskathedrale (1758), die Reste der ehemaligen Befestigungsanlagen und die Kirche der Heiligen Jungfrau Maria (1746) sehenswert.

Die interessanteste Touristenattraktion des heutigen Winnyzja ist doch der schwimmende Fontäne an der Uferpromenade.

Den genauen Zeitplan seiner Arbeit findet man auf der offiziellen Webseite. Am Wochenende ist es besser, etwas früher zu kommen und einen Platz im Zentrum einzunehmen.

Tscherniwzi: Universität, O-Busse

An einem Wochenende kann man in der malerischen bukowinischen Hauptstadt über 600 Sehenswürdigkeiten besichtigen.

Im Stadtzentrum findet man wunderbare architektonische Ensembles, Hunderte von Sehenswürdigkeiten, Pflastersteine, Sommerterrassen von Caféhäusern, geheimnisvolle Innenhöfe, Oldtimer-O-Busse von Skoda, Wandaufschriften, Straßenmusiker, Souvenirläden, Straßennamen (Beethoven, Mickiewicz, Schiller, Sankowezka etc.). Viel Platz und die Geschichte machen die Atmosphäre der Stadt einzigartig.

Man nimmt das alles übrigens nicht als Dekoration, sondern ganz natürlich wahr. An der Universität Tscherniwzi, einem UNESCO-Denkmal, studieren Studenten, in den O-Bussen fahren ältere Menschen, auf den Balkonen exquisiter Fassaden gießen die Wohnungsbewohner ihre Blumen, in den Kirchen werden Gottesdienste abgehalten.

Eben mit dieser Natürlichkeit auf einem so reichen Hintergrund fällt Tscherniwzi auf.

Am ersten Tag ist es besser, einen Spaziergang ohne Führung zu unternehmen – einfach alles zu betrachten und so wahrzunehmen, wie es erscheint: in die Innenhöfe hineinzuschauen, architektonische und räumliche Elemente zu fixieren. Und den zweiten Tag bereits mit den Stadtführen zu verbringen. Sie lenken Ihre Aufmerksamkeit auf die architektonischen und schöngeistigen Details, beleben den Raum, fügen ihm Geschichte und neue Farben hinzu, erraten manche Geheimnisse.

Fastiw: Bierbrauerei und Majdanbrunnen

Eine kleine landeskundliche Route in der Oblast Kyjiw – sowohl schön als auch nicht weit. Die auffälligsten Sehenswürdigkeiten von Fastiw sind das älteste Gebäude der Stadt – die hölzerne Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche (1740) und die neugotische Kirche der Kreuzerhöhung (1911). Der Bildhauer war der Italiener Elio Sala, der durch das Verzieren einer Reihe von architektonischen Wahrzeichen von Kyjiw, darunter des Hauses mit den Chimären, bekannt ist.

Außerdem gibt es in Fastiw eine große Bierbrauerei mit einer Herstellungskapazität von 120 Millionen Liter pro Jahr. Dort werden Führungen angeboten: donnerstags regelmäßig und am Wochenende nur für organisierte Gruppen nach Vereinbarung. In das Firmengeschäft kann man jedoch ohne Vereinbarung hinein.

Auf dem Weg von Fastiw lohnt es sich, in Buky vorbeizufahren, dort gibt es einen Canyon und einen interessanten Landschaftspark mit einer Menge von Skulpturen, Lauben, Brücken, Wasserfällen, Brunnen und einem Uhrturm. Und noch ein Landsitz, ein moderner Tempel und ein privater Zoo dazu.

Eine Pointe des Parks ist der Brunnen der „Völkerfreundschaft“ beim Eingang. Das ist genau der Brunnen, der den Majdan Nesaleschnosti (Platz der Unabhängigkeit) in der Hauptstadt bis zu seiner Rekonstruktion schmückte und 1500 Wasserstrahlen hatte, die 1500 Jahre von Kyjiw symbolisierten.

Trachtemyriw und Kaniw: Taras-Berg, Weltraummuseum in der Kirche

Über die magische Trachtemyriw-Halbinsel gibt es so viele Geschichten, Gerüchte, Legenden und Überzeugungen, dass man nicht mehr weiß, was Wahrheit, was Fiktion, was Tatsache und was Mythos ist.

Heute herrscht hier die Natur. Es gibt einen Landschaftspark, aber die Landschaftsbilder werden Sie erst dann beeindrucken, wenn Sie den Weg verlassen: grüne Felder, Wälder, tiefe Schluchten.

Hier sind nur ein paar alte Häuschen der Eingeborenen erhalten geblieben, und in der Sommerzeit wohnen hier die Datschen-Besitzer, Imker, Fischer, Ökosiedler und verschiedene kreative Persönlichkeiten.

Die Halbinsel als Kraftort wurde auch unter Esoterikern und Anhängern verschiedener spiritueller oder mystischer Praktiken beliebt.

Von Trachtymyriw lohnt es sich, nach Kaniw, den Schewtschenko-Orten [Taras Schewtschenko, der ukrainische Nationaldichter, A.d.R.] zu fahren.

Neben dem Grab des Kobsaren, wie Schewtschenko auch genannt wird, gibt es eine Aussichtsplattform, ein modernes Museum, ein Haus-Museum aus dem neunzehnten Jahrhundert. Rund um das Wohnzimmer von Taras erstreckt sich ein wunderschöner gemütlicher Park.

Nicht weniger interessant ist auch das Wasserkraftwerk von Kaniw. Hier kann man über den Damm gehen, die Maschinenabteilung besichtigen, einige Mechanismen der Station vom Nahen betrachten und das Gesurre der Turbinen hören.

Schytomyr und Berdytschiw: ein Märchenhaus, das Hauptquartier der Wehrmacht und Kirchen

Wälder, Flüsse, Granitsteinbrüche, Klöster, zahlreiche Kirchen, Paläste und eine reiche historische Vergangenheit machen die Oblast Schytomyr sehr attraktiv für Touristen.

Durch die Region kann man eine Menge von Routen zusammenstellen, wir bieten eine davon an.

Auf dem Weg nach Schytomyr lohnt es sich, nach Staryj Solotwyn zu fahren, wo sich auf einer Insel mitten im Fluss Kodjanka ein märchenhaftes Jägerhaus versteckt hat.

Die Insel wurde 1970 künstlich angelegt und die Hütte wurde 1985 errichtet. Später wurde die Brücke dazu gebaut. Das Haus war für Fischer und Jäger gedacht, doch heute ist es geschlossen und leer. Die Tatsache macht es aber nicht weniger malerisch.

Fast in der Nähe von Schytomyr ist im Dorf Hujwa ein interessantes Objekt erhalten geblieben – eines der 16 in Europa und eines der drei in der Ukraine Hauptquartiere der höheren Rangstufen der Wehrmacht. Nämlich der Kommandoposten des Reichsführers SS Heinrich Himmler „Hegewald“.

Genau dort stellte er bei einem seiner wichtigsten Treffen der höheren Rangstufen den berüchtigten Generalplan Ost vor, der die Kolonisierung der Ostgebiete vorsah, und begann sogar, ihn um die Residenz zu realisieren.

Einer der oberirdischen Bunker des Hauptquartiers befindet sich auf dem Territorium einer Militäreinheit, und zu einem anderen (rechts von der Straße, wenn man von Berdytschiw kommt) ist der Zugang frei.

In Schytomyr gibt es zahlreiche Parks, Kirchen, Museen, interessante Architektur und Sehenswürdigkeiten. Hier gibt es einen botanischen Garten, eine Galerie, einen Damm am Fluss, einen wunderschönen Wasserturm, einen Feuerwachturm, eine Retro-Straßenbahn und vieles anderes. Man kann also einfach durch die Stadt spazieren, ab und zu bei den Sehenswürdigkeiten stehenbleiben und die Einheimischen nach dem Weg zu den anderen fragen.

Wir wünschen Ihnen viele angenehme Reisen!

1. Mai 2019

Quelle: Ukrajinska Prawda. Schyttja

Übersetzerin:   Roksoliana Stasenko  — Wörter: 1778

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