Vor einer Woche haben Unbekannte mit einer Planierraupe Weingärten des französischen Winzers Christophe Lacarin in Schabo in der Region Odessa zerstört. Die Ekonomitscheskaja Prawda (EP) sprach mit dem Winzer darüber, warum er unter Druck gesetzt wird, und ob es für ihn leichter geworden ist, in der Ukraine zu arbeiten.
Vor einer Woche haben Unbekannte mit einer Planierraupe Weingärten des französischen Winzers Christophe Lacarin in Schabo in der Region Odessa zerstört.
Dies geschah am Morgen des 25. November, als eine Planierraupe auf das Gelände seiner Weinwirtschaft fuhr und in drei unterschiedlichen Stellen die Weinreben entwurzelte. Die Familie des französischen Winzers rief daraufhin die Polizei, die ein Protokoll erstellte.
Wie sich herausstellte, standen hinter dieser Tat drei Pächter. Der Winzer verbindet deren Handlungen mit dem Wunsch unbekannter Unternehmer, das Land zu bebauen. Ihm zufolge ist das Land seit 2007 für 15 Jahre verpachtet.
Dies ist nicht das erste Mal, dass versucht wird, Lacarin zu behindern.Anfang des Jahres musste er bereits eine Razzia der Steuerbehörde über sich ergehen lassen, die ihm vorwarf, seine Weine illegal herzustellen und zu verkaufen.
Vor Kurzem hat die Werchowna Rada ein Gesetz erlassen, dass die Lizenzpflicht für den Großhandelsverkauf von Wein für kleine Unternehmen aufhebt. Aber für kleine Winzer ist es dadurch kaum einfacher geworden.
Zunächst, um alle erforderlichen Lizenzen zu erhalten, muss man durch eine echte bürokratische Hölle gehen, nicht nur einen Monat damit zubringen und nicht nur eine Behörde aufsuchen.
Zweitens, die erhöhte Aufmerksamkeit der Steuerbehörde gegenüber kleinen Herstellern, die versuchen, sich legal zu verhalten, verschlimmert nur die Situation und macht die Weinwirtschaft nicht gerade zum attraktivsten Business.
Und der Fall von Lacarin bestätigt dies.
Erzählen Sie, was genau mit Ihren Weingärten passiert?
Die Situation ist folgende: an drei verschiedenen Stellen haben drei verschiedene Verpächter unsere Weinreben ausgegraben und entwurzelt, die ich bei einer Auktion gekauft habe.
Und das ist schrecklich, weil es sehr hochwertige Weinreben sind, die man nur einmal wieder verpflanzen kann. Aber um die notwendigen „Terroir“-Ergebnisse zu erreichen, müssen 15 Jahre vergehen.
Haben Sie in letzter Zeit irgendwelche Probleme mit der Steuerbehörde gehabt?
Heute finden vonseiten der Steuerbehörden strenge Kontrollen bezüglich der Alkoholsteuer statt. Kontrolle – das ist normal. Und, Gott sei Dank, diesmal, als die Steuerbehörden uns besucht haben, verlief alles ganz normal ohne „Überfall Maskierter“.
Wie ließ sich Ihr Problem mit der Lizenz für die Herstellung von Wein lösen?
Michail Saakaschwili, als er Gouverneur war, hat mir geholfen, eine Lizenz für die Herstellung der Weine zu erhalten. Wir versuchten es im Januar, Februar, März, allerdings hat es erst am 4. April mit der Alkoholsteuer und Lizenz geklappt.
Außerdem ist eine Lizenz für die Arbeit, die Produktion des Weinrohstoffs, die Weinabfüllung nötig. Und es existiert noch ein Moment: Falls Sie in Restaurants oder Geschäften verkaufen wollen, benötigen Sie eine Extralizenz für eine Million Hrywnja (knapp 36 000 Euro, A.d.R.) für den Großverkauf.
Was zahlte ich offiziell? Die Lizenz für die Verarbeitung der Trauben und die Lizenz für die Weinabfüllung. In der letzten Woche wurde mir gesagt, dass meine Lizenzen unvollständig seien, dass ich, sozusagen, keine Lizenz für Herstellung der Weinrohstoffe und für die Weinflaschenabfüllung habe. Wie kann ich eine Lizenz für den Verkauf ausgestellt bekommen, wenn es keine Lizenz für die Abfüllung gibt? Alles, was aktuell geschieht, ist Unfug, Surrealismus. Und jetzt droht mir ein Bußgeld.
Als ich in den Kreis Belgorod-Dnjestr fuhr, fragte ich, was ich benötige, um eine Marke zu registrieren zu lassen. Ich wurde um eine Lizenz gebeten, die ich vorgelegt habe, und mir wurde anschließend gesagt, dass es heutzutage nicht notwendig ist, etwas zu registrieren. Mein großes Risiko jetzt ist eine große Ordnungsstrafe, und hier bin ich selbst schuld.
Was ist das Ergebnis Ihrer Bemühungen eine Lizenz für die Herstellung von Schaumwein und Sekt zu erhalten?
Es war im September dieses Jahres. Da bei der Herstellung der Schaumweine, ein anderes Verfahren und eine andere Technologie zum Einsatz kommt, fragte ich bei den Behörden nach, was ich brauche. Mir wurde mitgeteilt, dass ich eine Steuer zahlen muss, um Schaumweine und Sekt herstellen zu können. Außerdem wurde mir gesagt, dass ich zur Industrie- und Handelskammer gehen soll, um dort den Produktcode zu registrieren, was ich auch machte. Dann fuhr ich ins Tairowskij-Institut und brachte den Technologen eine Probeversion des fertigen Schaumweins.
Als ich das zweite Mal dorthin gefahren bin, wurde mir gesagt, dass ich ein Verbrecher bin, weil ich diesen Wein ohne eine Lizenz gemacht habe! Es ist wieder Surrealismus!
Wie kann man eine solche Haltung Ihnen gegenüber erklären?
Dies ist Monopolismus. Kleine und mittlere Unternehmen werden blockiert. Die Ukraine ändert sich nicht. Die Regierung spricht von Reformen, es werden große Mittel aus Europa und Amerika angezogen, aber reale Veränderungen gibt es nicht.
Hat Ihnen die Aufhebung der Lizenz für den Großhandel von Wein, dass Ende September von der Werchowna Rada verabschiedet wurde, geholfen?
Dank den Abgeordneten der Werchowna Rada. Es begann damit, dass ich am 20. November des vergangenen Jahres eine Präsentation meines Jungweines für Gäste aus Odessa organisiert habe. Es waren 25 Personen, alle tranken unseren Jungwein.
An einem Tisch saßen zwei Männer, die mich am Ende des Abends fragten, ob sie drei Flaschen Wein kaufen können. Ich sagte Nein, da man sie nur probieren kann. Am Ende habe ich einfach diese drei Flaschen verschenkt. Am nächsten Tag hatte ich die Aufsichtsbehörde mit Kontrolle und Überprüfung am Hals und, der einzige Grund dieses Besuchs waren genau diese drei Flaschen. Ich war wieder auf eine Provokation hereingefallen.
Das ist wie zu Sowjetzeiten. Entkommunisierung ist nicht nur die Zerstörung von Lenin-Denkmälern. Entkommunisierung bedeutet, alte bürokratische Verfahren und das entsprechende Denken abzuschaffen. Es ist wichtig.
Wenn die Ukraine sich nach vorne bewegen und den durchschnittlichen Lebensstandard der Menschen anheben will, muss entbürokratisiert werden. Denn kleine und mittelständische Unternehmen sind in der Lage, die Zahl der Arbeitsplätze zu erhöhen.
2. Dezember 2016 // Fjodor Popadjuk
Quelle: Ekonomitscheskaja Prawda
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