Auch in 2007 wird für die Ukraine ein negativer Außenhandelssaldo erwartet
Die letzte Prognose des Wirtschaftsministeriums für den Außenhandelssaldo der Ukraine in 2007 ist noch negativer als die letzte. An Stelle der vorher prognostizierten 3,4 Mrd. $, werden nach einem optimistischen Szenario 5,7 Mrd. $, im pessimistischen 9,2 Mrd. $ Negativsaldo erwartet. Experten fügen dem hinzu, dass eine solche realistische Einschätzung vom Prinzip her dem Verzicht auf eine Begrenzung des Imports gleichkommt.
Gestern gab der Wirtschaftsminister Anatolij Kinach im Laufe der Sitzung des Rates der Exporteure im Wirtschaftsministerium zu, dass der Außenhandelssaldo bei Waren in diesem Jahr um einiges schlechter ausfallen wird, als vorher vermutet wurde. Seinen Worten nach, wurden im Ministerium optimistische und pessimistische Szenarien für den Saldo in 2007 ausgearbeitet. Das positive Szenario unterstellt eine Verschlechterung des Indikators auf minus 5,7 Mrd. $, im negativen Szenario wird ein negativer Saldo von bis zu 9,2 Mrd. $ unterstellt.
Der Kommersant-Ukraine erinnert daran, dass im April, kurz nach der Ernennung von Kinach zum Wirtschaftsminister, dieser erklärte, dass sich in diesem Jahr der negative Außenhandelssaldo bei Waren auf 2,6 – 2,8 Mrd. $ verringert. Doch bereits im August musste die Prognose auf 3,4 Mrd. $ korrigiert werden. Gleichzeitig machte der Minister die Prognose für 2008, nach der in diesem Jahr der negative Saldo 3,7 Mrd. $ ergeben soll. Die Verringerung sollte sich aus der staatlichen Förderung des Exports ergeben.
Experten zweifelten nicht nur einmal an den Zahlen des Wirtschaftsministeriums, dabei einen Saldo auf dem Niveau von 2006 prognostizierend (-6,7 Mrd. $). Bereits für den Zeitraum Januar – Mai diesen Jahres wurde von ader amtlichen Statistik ein negativer Saldo von 3,747 Mrd. $ festgestellt. “Eine ähnliche Prognose, nahe an den 6 Mrd. Dollar, machte unser Institut bereits am Anfang des Jahres, gleiche Bewertungen machten auch andere Experten.”, merkte die Spezialistin von “CASE Ukraina” Swetlana Taran an.
Den Worten eines Informanten des “Kommersant-Ukraine“ im Wirtschaftsministerium, wurden die Prognosen überarbeitet im Zuge des Anstiegs der Zuflüsse durch ausländische Investitionen. “Im Unterschied zu Prognosen des Wirtschaftswachstums […] ändern sich die Daten für den Außenhandel mehrmals im Jahr.”, unterstrich der Beamte. “Das Wachstum der Investitionen führt zu einem Anstieg der Importe für Ausrüstungen, im Prinzip kann man die alte Prognose erfüllen, wenn man die Einfuhrzölle erhöht, doch dies führt zu einem Rückgang der Investitionen im Land.”
Dabei fügte der Gesprächspartner des “Kommersant-Ukraine“ hinzu, dass in der überarbeiteten Prognose von einem negativen Saldo von 5,7 Mrd. $ unter Beibehaltung der hohen Nachfrage nach ukrainischen Exportgütern, zu aller erst Gütern aus der Metallverarbeitung, ausgegangen wird. Die alternative Prognose mit einem negativen Saldo von 9,2 Mrd. $ geht von einer Verschlechterung der Weltkonjunktur aus.
Der Direktor des Wirtschaftsprogrammzentrums namens Rasumkow Wassilij Jurtschischin vermutete, dass, indem es die objektiven Daten anerkannte, das Wirtschaftsministerium auf Pläne zur Einführung von Importbeschränkungen verzichtet. “Ich möchte hoffen, dass im Ministerium die Falschheit diese Weges verstanden wurde, besonders am Vorabend des WTO-Beitritts und das sie nicht weiter die Wirtschaft mit Erklärungen über die Einführung von Importquoten erschrecken werden.”, sagte er. Der “Kommersant-Ukraine“ erinnert daran, dass im Februar eine Stellvertreterin des Wirtschaftsministers Walentina Isowit nicht nur einmal erklärte, dass die Regierung ihre Prognosen über die Einführung von Importquoten erreichen kann.
Experten vermuten, dass die Prognose des Wirtschaftsministeriums für 2008 unnötig optimistisch ist und die Folgen des Beitrittes zur WTO nicht berücksichtigt. “Nach dem Beitritt zur WTO wird mit einem massiven Anstieg der Importe gerechnet, dabei wird für den Export eine Zeit der Adaption erwartet.”, so Swetlana Taran. Ihrer Meinung nach, muss nach dem WTO Beitritt die Idee der Einführung von Importquoten vergessen werden. Weiter hofft das Wirtschaftsministerium eine Ausweitung des Exportes über Subventionen der einheimischen Warenproduzenten zu errreichen. “Doch auch diese Mengen werden von Normen der WTO bestimmt, daher können sie wohl kaum den negativen Außenhandelssaldo verringern.” Damit verbunden merkte Jurtschischin an, dass der Saldo von 2008 vergleichbar mit dem diesjährigen sein wird und somit das Wirtschaftsministerium “seine Prognose überarbeiten muss, wozu sie dort noch nicht bereit sind.”