Auch Extremisten beider Lager ehrten Taras Schewtschenko
Am Sonntag wurde in Kiew der 194. Jahrestag des Geburtstages von Taras Schewtschenko begangen. Die Hauptfeierlichkeiten fanden bei Denkmal des Poeten gegenüber der Kiewer Staatsuniversität statt. Die dort versammelten Vertreter von nationalistischen Parteien und Bewegungen interpretierten seine Werke in Bezug auf die aktuelle politische Situation und kritisierten gleichfalls die polititschen Opponenten und den Präsidenten Wiktor Juschtschenko.
Als erste, gegen 8 Uhr, kamen die Vertreter der Progressiv-Sozialistischen Partei der Ukraine (PSPU) am Denkmal Taras Schewtschenkos an. Im letzten Jahr ließen die Aktivisten der rechten Parteien die Vertreter von PSPU und KPU nicht zum Denkmal und die Feierlichkeiten endeten mit Massenschlägereien (”Kommersant-Ukraine“ vom 12. März 2007). Daher zogen Natalja Witrenko und ihre Parteigenossen es in diesem Jahr vor die Blumen eher abzulegen, als die Nationalisten. Die Vertreter der KPU kamen so oder so nicht zum Denkmal.
Gegen 9:00 Uhr erschienen Wiktor Juschtschenko und die Premierministerin Julia Timoschenko in Begleitung von Ministern, Abgeordneten und Vertretern des Kiewer Stadtrates. Blumen niederlegend, fuhr der Präsident in die Heimat des Poeten, in das Dorf Morinzy. Nach seiner Abreise besetzten das Gebiet vor dem Denkmal Aktivisten nationalistischer Parteien und Bewegungen. Im Unterschied zum letzten Jahr war das diesjährige Meeting nur schwach besucht. Das Denkmal Taras Schewtschenkos besuchten nur etwa 200 Menschen: Mitglieder der Ukrainischen Nationalpartei (UNP), der Ukrainischen Nationalversammlung – Nationale Selbstverteidigung (UNA-UNSO), der Allukrainischen Vereinigung “Swoboda” und des Kongresses der Ukrainischen Nationalisten. Es versammelten sich ebenfalls einfach Kiewer – hauptsächlich ältere Leute, gekleidet mit bestickten Sachen. Sie sangen Volkslieder und diskutierten erhitzt die politische Situation im Land.
“Solange wir nicht in die Werchowna Rada gehen und diese nicht bis auf die Steine auseinandernehmen, wird nichts. Diese trennt uns. An der Macht sind nur Diebe und Juden!”, überzeugte mit der Intonation von Wladimir Shirinowskij/Schirinowski seinen Gesprächspartner einer der Anwesenden.
“Russland wird bald unser Gouvernement”, hallte es von einem anderen Gespräch herüber.
Ungefähr auch darüber redeten die Auftretenden. Alle begannen mit der Erinnerung an die Ideen Taras Schewtschenks in Bezug auf die Unabhängigkeit der Ukraine und gingen dann zur Diskussion der politischen Probleme über. So, redete die Direktorin des Institutes für Linguistik, Folkloristik und Ethnologie der Akademie der Wissenschaften der Ukraine, Anna Skrypnik, lange und exaltiert über die Erscheinung des Separatismus in Sewerodonezk und Sakarpatija. Den Worten Anna Skrypniks nach, versuchen einige politische Kräfte in der Sakarpatija die Spaltung der Ukraine zu erreichen (insbesondere wurde davon geredet Straßen umzubenennen und ukrainische Schulen zu schließen). dabei in die Hände Ungarns spielend.
“Die Gefahr des Separatismus geht vom Osten und vom Westen aus. Wir müssen die staatliche Integrität wahren! Die ukrainische Erde gehört dem ukrainischen Volk!”, fasste Skrypnik zusammen.
“Dem Volk, die Macht!”, unterstützte man sie in der Menge.
Der nach ihr auftretende Leiter der Gesellschaft “Proswita”, Pawlo Mowtschan, zug es vor über die Isoliertheit der Regierung vom Volke zu reden.
“Wenn bei uns der Präsident vom Volk ist, dann sollte es nicht so sein, dass das Volk auf der einen und der Präsident auf der anderen Seite ist. Wir wurden in der Tat ‘Menschen die nicht auf ihrer Erde sind’”, zitierte Mowtschan Taras Schewtschenko.
Der Leiter der Kiewer Abteilung von UNA-UNSO, Igor Masur, in Fortsetzung des Themas erinnerte an die kürzlichen Worte Wladimir Putins, dass Dmitrij Medewedjew genauso ein russischer Nationalist ist, wie er selbst.
“Der russische Präsident schämt sich nicht sich selbst einen Nationalisten zu nennen. Und wir sollten unserem Präsidenten vor den Wahlen die Frage stellen: Ist er ein Nationalist oder ein Liberaler?”, erklärte Masur drohend. Danach forderte er die Kränze, die von den Vertretern der PSPU niedergelegt wurden, in den Müll zu werfen, was sofort von den Aktivisten der UNA-UNSO erledigt wurde. “Diese Leute haben sich das Recht hier Blumen niederzulegen nicht verdient. Lass sie diese zu ihrem Lenin bringen und sie können ihn auch an unterschiedlichen Stellen küssen.”, schlug Masur vor, dabei stürmischen Beifall hervorrufend mit dem das Meeting sein Ende fand.
Ljubow Borschtschewskaja
Quelle: Kommersant-Ukraine