Beteiligung an einer "Getreide OPEC" mit Russland und Kasachstan würde der Ukraine Schwierigkeiten mit der Europäischen Union bringen


Die Europäische Union drohte der Ukraine mit Problemen im Fall ihrer Beteiligung an Verhandlungen zur Gründung einer “Korn OPEC” – der Vereinigung von Kasachstan, Russland und der Ukraine für die Verwirklichung einer gemeinsamen Politik auf dem Weltgetreidemarkt. Die EU könnte die Verhandlungen zur Gründung einer Freihandelszone einfrieren und ebenfalls gegenüber dem Lande ökonomische Sanktionen anwenden, betonen Experten. Es sieht so aus, als ob man das auch im Ministerium für Agrarpolitik versteht – die Position der Ukraine, die bislang eine Vereinigung unterstützte, war gestern bereits nicht mehr so eindeutig.

Gestern nach Abschluss der Verhandlungen mit dem Minister für Agrarpolitik der Ukraine, Jurij Melnik, erzählte die Kommissarin der Europäischen Kommission für Fragen der Landwirtschaft und ländliche Entwicklung Mariann Fischer Boel Journalisten, dass sie die Frage zur Beteiligung der Ukraine am Getreidepool dreier Staaten, der so genannten “Korn OPEC” erhoben hat. Den Worten von Fischer Boel nach, heißt die EU die Beteiligung der Ukraine an diesen Verhandlungen nicht gut: “Die Ukraine ist Mitglied der WTO, aber Russland und Kasachstan gehören dieser nicht an und ich wünschte mir nicht, dass die Verhandlungen, die in Bezug auf die Gründung eines so genannten “Getreidepools” stattfinden, meinem guten Freund, Herrn Melnik, bei den Verhandlungen mit der EU irgendwelche Probleme bereiten”.

Die “Korn OPEC” ist eine Organisation für eine gemeinsame Politik auf dem Getreidemarkt unter Beteiligung der Ukraine, Russlands und Kasachstan, welche die Regierungen der Länder bereits einige Jahre diskutieren. Es wird erwartet, dass ihre Gründung eine einheitliche Preispolitik auf dem Weltmarkt erlaubt. Auf dem Weltgetreideforum, welches am 6. und 7. Juni in Sankt-Petersburg stattfand, erklärte Dmitrij Medwedjew, der Präsident Russlands, dass sein Land an der Gründung eines regionalen “Getreidepools” im Schwarzmeerbassin interessiert ist, wo die großen Getreideexporteure der Ukraine und Kasachstans ihren Exportweg haben. Seinen Worten nach, hat Russland den Getreideexportländern vorgeschlagen Handlungen zur Stützung eines “annehmbaren” Marktpreises zu koordinieren. Und die Ministerin für Landwirtschaft der Russischen Föderation, Jelena Skrynnik, erklärte, dass die Gründung eines “Getreidepools” es erlaubt die Volatilität der Preise auf dem Weltmarkt für Getreide und die Abhängigkeit von spekulativen Faktoren zu senken.

In Unterstützung der Idee der Gründung einer “Korn OPEC” trat mehrfach auch Jurij Melnik auf. Seinen Worten nach, erlaubt die Bildung des Pools es effektiv die vorhandene Infrastruktur für die Stärkung der Rolle Russlands, der Ukraine und Kasachstans auf dem Weltgetreidemarkt zu nutzen. “Allein in dieser Form gelingt es uns die Interessen nicht nur der Hersteller, sondern auch der Getreidekonsumenten zu vertreten”, erklärte Melnik auf dem Businessforum im Rahmen des Weltgetreideforums. Gestern sagte der Minister, dass die Gründung eines Getreidepools nur aus der Sicht der Entwicklung der Logistik und der Hafenwirtschaft diskutiert wurde.

“An der Gründung einer ‘Korn OPEC’ ist vor allem Russland interessiert, welches keine entwickelte Hafeninfrastruktur für den Export besitzt”, betont der Direktor der Analyseagentur AAA, Sergej Naliwka. Mit ihm stimmt auch der Präsident der Ukrainischen Getreideassoziation, Wladimir Klimenko, überein: “Falls der Pool auf einem Haufen Getreide sitzt und seine Preise diktiert, werden die Farmer der Europäischen Union, der USA, Argentiniens und anderer Länder Einkünfte erhalten und diejenigen, welche die Preise diktieren, ein Loch im Kringel”.

Das Missbehagen der Europäischen Union über eine Beteiligung der Ukraine an Verhandlungen zur Gründung einer “Korn OPEC” ist vollständig gerechtfertigt, denkt der Leiter der Gruppe “Nemezko-Ukrainskij Agrarnyj Dialog” Heinz-Wilhelm Strubenhoff. “Es versteht sich, dass, eine gemeinsame Entscheidung treffend oder diese auf Regierungsebene bestätigend, die Teilnehmer für eine bestimmte Zeit den Export stoppen können, doch die Ukraine, als Mitglied der WTO, muss diese Entscheidung mit Genf abstimmen und kann dies nicht in einseitiger Form beschließen”, sagt er. Falls die Ukraine, entgegen der Position der Europäischen Union, dem “Getreidepool” beitritt, könnte die EU die Verhandlungen über eine Freihandelszone mit ihr einfrieren und andere ökonomische Sanktionen gegenüber dem Land anwenden, ist sich Strubenhoff sicher.

Aljona Gulebjewa

Quelle: Kommersant-Ukraine

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 660

Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Vielleicht sollten Sie eine Spende in Betracht ziehen.
Diskussionen zu diesem Artikel und anderen Themen finden Sie auch im Forum.

Benachrichtigungen über neue Beiträge gibt es per Facebook, Google News, Mastodon, Telegram, X (ehemals Twitter), VK, RSS und per täglicher oder wöchentlicher E-Mail.