Fünf Aufgaben, die der künftige Gesundheitsminister unbedingt erledigen muss
Leid und Verdruss ereilten die Koalition bei ihren Versuchen einen neuen Chef für das Gesundheitsministerium zu finden – heute beklagte sich der Abgeordnete Alexej Muschak, dass 15 Kandidaten auf den Posten verzichtet haben und das wenigstens! Übrigen vermutet LB.ua, dass die Führung des Landes sich in dieser Frage etwas verstellt.
Es ist merkwürdig, wie schnell vergessen wurde, dass der Fraktionsvorsitzende des Petro-Poroschenko-Blocks dem Herzchirurgen Boris Todurow das Amt des Leiters des Gesundheitsministeriums angeboten hatte, und letzterer sogar zustimmte, worüber er in einem Interview mit LB.ua sprach. Vielleicht ist Todurow nicht hinreichend genug einer „von uns“ für die neue Regierung. Ist es dann aber fair zu sagen, dass es keine Kandidaten gibt?
Ehrlich gesagt, gibt es genügend ehrgeizige Menschen im Gesundheitsbereich. Und genug derjenigen, die das Amt übernehmen könnten, trotz der Verfluchung des Gesundheitsministeriums – um einfach der wichtigste Mann der Gesundheit zu werden, und von oben nach unten auf die Feinde zu schauen. Ich nehme an, dass schon die Hälfte der stellvertretenden Minister bereit ist, auf beim ersten Ruf eine Stufe höher zu steigen.
Nun, der Gesundheitsminister wird nicht mangels Kandidaten ernannt. Sondern weil gefeilscht wird. Der Versuch zu erraten, wer es am Ende wird, ist eine undankbare Aufgabe. Also haben wir beschlossen daran zu erinnern, was der neue Minister – wer auch immer es sein mag – zuerst tun sollte.
1. Ein unabhängiges Audit des Krankenhausbaus „Ochmatdit“ durchführen und den Krankenhausbau abschließen
Als Ex-Minister Alexander Kwitaschwili das Amt besetzte, versprach er das Audit durchführen zu lassen. Es ist aber nicht geschehen. Es kam zu einer neuen Blamage – die für den Aufbau neu erteilten 80 Millionen Hrywnja (ca. 2,8 Millionen Euro) wurden auf das Konto des alten mit der „Familie“ von Janukowitsch verbundenen Auftragsnehmers überwiesen. Der Staat schuldete dieses Geld angeblich (auch das Gesundheitsministerium hat seine Schuld sogar anerkannt, bereits in der Amtszeit von Minister Kwitaschwili). Dabei kamen vom Treuhänderat von „Ochmatdit“ Beschwerden bezüglich der Bauausführung.
Ohne unabhängiges Audit ist es unmöglich zu klären, wer und was nicht zu Ende gebaut har und wie viel zusätzliches Geld dafür genommen wurde. Somit sollte das Audit der Anfang vom glücklichen Ende der undurchsichtigen Geschichte mit dem Bau des Krankenhauses sein.
2. Die Impfstoffkrise lösen
Wegen des schlechtdurchdachten Übergangs zu internationalen Einkäufen bei Arzneimitteln trat in der Ukraine ein Mangel an einer ganzen Reihe lebensnotwendiger Impfstoffe auf. Man kann keinen Impfstoff gegen Tuberkulose, Keuchhusten-, Diphtherie, Tetanus und Tollwut erhalten. UNICEF, die für die Ukraine die neuen Impfstoffe kaufen soll, wäre bereit diese zu liefern, aber es gibt ein Problem. Aus der Liste der Impfstoffe, die die Organisation liefern könnte, sind nur drei in der Ukraine zugelassen. Und das sind nicht die, an denen es mangelt.
Über dieses Problem wurde noch bei der Diskussion des Gesetzentwurfes zum Outsourcing des Arzneimittelkaufs gesprochen. Das Problem kann auf mehreren Wegen gelöst werden. Man kann das Parlament unter Druck setzen, damit es neue Änderungen in das Gesetz einträgt, wodurch die Lieferung von in der Ukraine nicht zugelassenen Impfstoffen, die jedoch in Europa und den USA zugelassen sind, ermöglich wird. Oder, man kann das staatliche Referenzzentrum unter Druck setzen, damit es schneller die neuen Impfstoffe registriert (aber im staatlichen Referenzzentrum sitzen alte Beamte, die keine Verantwortung für Verstöße gegen normative Akte übernehmen wollen). Man kann auch das Geld für den Schnellkauf von Kleinserien von in der Ukraine registrierten Impfstoffen herausschlagen, und dann ohne Eile das Verfahren für den internationalen Einkauf optimieren. Zum Beispiel, in Odessa wurde der Tuberkulose-Impfstoff auf Kosten des Stadtbudgets gekauft. Es ist jedoch unklar, ob die Stadtbehörden deswegen Probleme bekommen könnten.
3. Das Thema der Qualität medizinischer Dienstleistungen ansprechen
Die Fachleute des Gesundheitsministeriums müssen klinische Behandlungsprotokolle für alle medizinischen Fachrichtungen ausarbeiten. Ein solches Protokoll ist ein detailliertes Benutzerhandbuch für den Arzt, das ihm zur Verfügung steht, wie man in einer bestimmten Situation handeln soll (ohne Placebos und Geldschneiderei für die Behandlung von nicht existenten Krankheiten). Wenn alle Protokolle geschrieben, festgelegt und verbindlich sein werden, werden die Patienten dem folgen können, ob der Arzt alles hochwertig und vorschriftsgemäß tut und im Falle von Protokollverletzungen gegen den Arzt klagen.
Zurzeit sind die Protokolle für einige Fachrichtungen bereits fertig, andere werden noch vorbereitet. Die Qualität ist unterschiedlich, es gibt solche, die durchgedacht sind, und jene, die schnell von europäischen Protokollen, ohne Rücksicht auf die ukrainischen Realien, wörtlich abgeschrieben wurden. Der neue Minister muss das Prüfungsverfahren des vorbereiteten Protokolls überprüfen und alle notwendigen Korrekturen vor der Bestätigung eintragen. Es hängt wirklich davon ab, ob die Untersuchungsprotokolle der erste und relativ einfache Schritt für eine Qualitätsverbesserung der medizinischen Betreuung im Land sein werden, oder eine Entwürdigung und eine verlorene Chance darstellen werden.
4. Eine Reihe von Gesetzesinitiativen für Reformen vorbereiten
Die im Parlament stecken gebliebenen Gesetzentwürfe zur Autonomie der Gesundheitseinrichtungen sind nur ein kleiner Teil der Reform. Und vor der Anwendung wäre es schön alle bestehenden Einrichtungen zu inventarisieren und eine Optimierung des Netzes an Einrichtungen zu verordnen. All dies wurde bei der Präsentation der vorherigen Reform diskutiert, die das Gesundheitsministerium unter der Leitung von Raissa Bogatirjowa durchführte aber nicht zu Ende brachte. Die Gesundheitseinrichtungen sollten nicht geschlossen werden, könnten aber umprofiliert werden, zum Beispiel zu Altersheimen, mit denen sich die Ukraine heute schwer tut.
Nach der Bestätigung der Behandlungsprotokolle müssen die Kosten aller medizinischen Dienstleistungen neu berechnet und der Übergang zur Versicherungsmedizin vorbereitet werden – das Paket der vom Staat garantierten Dienstleistungen diskutieren (z.B., Notfallversorgung, Grundversorgung – Hausarzt, Facharzt für innere Medizin, Kinderarzt und Impfung). Wissend, was wie viel kostet, kann berechnet werden, wie viel Geld landesweit benötigt wird und wie viel Geld für jeden Menschen bereitgestellt werden muss. Dann kann letztendlich von der Bezahlung pro Bett zur Bezahlung von Dienstleistungen und der Formel „das Geld folgt den Patienten“, von der so viel geredet wird, übergegangen werden.
Alles oben Aufgezählte erfordert die Arbeit von vielen Experten und die Annahme von tausenden Gesetzen und zugehörigen Normen, womit wir dem Gesundheitsministerium empfehlen sich zu beschäftigen.
5. Das Zentrum für Gesellschaftsgesundheit starten
Entweder man gewährt dem Zentrum für Gesellschaftsgesundheit ein normales Leben, oder man gibt die Befugnisse den Strukturen zurück, die sie zugunsten des Zentrums verloren haben. Zum Zentrum gehören die Labore des Sanitärepidemiedienst und über Hälfte seiner Funktionen. Diese Dienststelle sollte sich mit Epidemienkontrolle, Impfungsfragen, Prävention und Krankheitsmonitoring, sowie HIV / AIDS, Tuberkulose etc. beschäftigen. Das Zentrum existiert erst auf dem Papier, während der Sanitärepidemiedienst bei deutlich eingeschränkten Rechten weiterhin arbeitet.
Das Zentrum zur Arbeit zu zwingen, erscheint eine Kleinigkeit im Vergleich zum vorletzten Punkt. Hiermit wünschen wir dem zukünftigen Minister viel Erfolg, wer auch immer es sein wird, und ein überaus sauberes makelloses Gewissen.