"Gasprom" ist der Ukraine gegenüber zu keinen Zugeständnissen bereit


Russland hat mit einer scharfen Absage auf den Vorschlag geantwortet, den Gaspreis für die Ukraine zu überprüfen. Gestern verkündete man bei „Gasprom“, dass der Gaspreis bereits zum IV. Quartal stark ansteigen wird – den Daten des „*Kommersant-Ukraine*“ nach von den derzeitigen 350$ auf 390-420$ pro tausend Kubikmeter. Die Ukraine versprach im Gegenzug den Preis für den Transit russischen Gases zu erhöhen. Doch bislang scheinen die Positionen der beiden Länder am Vorabend der Verhandlungen zu Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit nicht von Vorteil für die Ukraine zu sein, meinen Experten.

Bei „Gasprom“ beabsichtigt man nicht die Gaspreisformel für die Ukraine zu ändern, erklärte gestern der Vorstandsvorsitzende des russischen Monopolisten, Alexej Miller, auf einer Pressekonferenz in Sotschi. „Eine neue Formel erfinden oder den Preis an andere Energieträger binden, werden wir nicht. Die dem Vertrag mit der Ukraine zugrundegelegte Preisformel ist absolut marktkonform“, sagte Miller. Er unterstrich, dass Gas sich im IV. Quartal für alle europäischen Länder verteuern wird. „Der Preisanstieg bei Gas ruft Unruhe von Seiten unserer Konsumenten in der Ukraine hervor“, sagte Miller. Den Worten eines hochgestellten Informanten des “Kommersant-Ukraine” beim ukrainischen Energieministerium nach warnte „Gasprom“ Kiew vor einer Erhöhung der Preise im IV. Quartal auf 390-420$ pro tausend Kubikmeter (derzeit etwa 350$).

Die Möglichkeit einer Revision der Gaspreisformel diskutieren die Ukraine und Russland einige Monate. Doch bislang waren die Erklärungen Moskaus weitaus zurückhaltender. Die nächsten Verhandlungen sollen heute stattfinden. „Am Vortag der Verhandlungen teilte ‘Gasprom’ uns mit, dass eine Revision der Formel nur unter der Bedingung eines Beitritts der Ukraine zur Zollunion oder der Gründung eines gemeinsamen Unternehmens zwischen ‘Gasprom’ und ‘Naftogas’ möglich ist“, sagt ein Informant des “Kommersant-Ukraine” beim Energieministerium. Bei „Gasprom“ verzichtete man gestern auf Kommentare.

Die ukrainische Seite besteht auf einer Revision der Preisformel für russisches Gas, da dieser ein Basispreis zugrunde gelegt wurde, der über dem europäischen liegt. Dabei sieht das geltende Abkommen keine saisonalen (im Sommer um 20-25% billiger) und Mengenrabatte vor, wie sie in anderen europäischen Verträgen „Gasproms“ enthalten sind und als Grundlage für die Preisberechnung wurde Gasoil genommen, obgleich die Alternative zu Gas in der Ukraine Kohle ist. Im Ergebnis sollte der Gaspreis, der Meinung der ukrainischen Seite nach, auf 240$ pro tausend Kubikmeter sinken (Ausgabe des “Kommersant-Ukraine” vom 25. Mai).

Kiew machte gestern eine Gegenerklärung: wenn die Russische Föderation die Preisformel nicht revidiert, dann steigen für sie die Kosten des Gastransits über das ukrainische Territorium. „Die Ukraine erfährt Verluste, ohne Kompensationen zu erhalten. Wenn der Gaspreis einmal steigt, kompensieren sie es uns mit der Transitgebühr“, erklärte Premierminister Nikolaj Asarow. Seinen Worten nach beabsichtigt er diese Frage mit dem Regierungschef Russlands, Wladimir Putin, auf der Sitzung der russisch-ukrainischen Kommission in Moskau zu diskutieren, die heute stattfindet.

Der Austausch von Drohungen zwischen der Ukraine und Russland spricht vom Übergang der Verhandlungen in ein intensiveres Stadium, ist der Analyst des Investmentunternehmens „Troika Dialog“, Walerij Nesterow, überzeugt. „Für ‘Gasprom’ ist es normal harte Erklärungen am Vorabend einer entscheidenden Verhandlungsetappe zu machen. Das bedeutet nicht, dass es der Ukraine nicht gelingen wird, eine Einigung zu erzielen. Doch offensichtlich ist, dass sie zu einigen Zugeständnissen bereit sein muss“, betont der Experte. Der Meinung des Leiters der Analyseabteilung des Investmentunternehmens „BrokerCreditService“, Maxim Schein, nach wird eine Erhöhung der Transitkosten für das Gas ebenso schwer, wie eine Revision der Gaspreisformel, da die Verträge zwischen „Gasprom“ und „Naftogas“ in einem Paket unterzeichnet wurden.

Doch befindet sich die Ukraine in einer abhängigeren Position als Russland. Der Preisanstieg für Gas wird unvermeidlich auf dessen größten Verbraucher wirken – die Metall- und die Chemieunternehmen, wie es bei der letzten Preiserhöhung war, sagt ein Informant des “Kommersant-Ukraine” beim Energieministerium. „Beim letzten Mal waren die Eigentümer ukrainischer Chemieunternehmen aufgrund des Preisanstiegs bei Gas gezwungen sie an den Unternehmer Dmitrij Firtasch zu verkaufen“, erinnert Maxim Schein. Derzeit liefert Firtasch an seine Unternehmen und das Odessaer Hafenwerk zentralasiatisches Gas, welches von RosUkrEnergo gekauft wurde, doch dieses könnte zum IV. Quartal zu Ende gehen und die Werke befinden sich in einer schwierigen Situation, sagt der Experte.

Viel hängt ebenfalls davon ab, ob der Internationale Währungsfonds der Ukraine weiteren Kredit über 5 Mrd. $ gewährt, meint Anastassija Golowatsch vom Investmentunternehmen „Renaissance Capital Ukraine“. „Falls wir den Kredit nicht erhalten, wird dieser Gaspreisanstieg zu einem Defizit der Leistungsbilanz führen und zu einer Verstärkung der Inflation, was sich negativ auf die makroökonomische Situation im Lande auswirkt“, betont Golowatsch.

Oleg Gawrisch

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 740

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