Janukowitsch möchte die Beziehungen zu asiatischen Ländern verbessern
Gestern führte Präsident Wiktor Janukowitsch ein kurzes Treffen mit dem Präsidenten der USA, Barack Obama, durch. Das Gespräch der Präsidenten trug Kennenlerncharakter. Die Hauptresultate des Besuchs werden auch nicht in der amerikanischen Richtung sondern in der asiatischen erwartet; Janukowitsch zählt auf eine Aktivierung der Zusammenarbeit der Ukraine mit China und Indien im Ergebnis der Gespräche mit den Führern dieser Länder.
Die Vorbereitung auf den Besuch Wiktor Janukowitschs in den USA begannen bald nach seiner Inauguration. „Es haben sich bei uns genügend Fragen angesammelt, um diese mit dem Präsidenten der USA, Obama, zu diskutieren“, erklärte das Staatsoberhaupt Anfang März, hervorhebend, dass man bereits eine entsprechende Anfrage nach Washington geschickt hatte. Später wurde die Möglichkeit eines Treffens mit Obama in Kiew diskutiert und danach in Prag, bei der Unterzeichnung des Vertrages zur Reduzierung der Offensivwaffen. Das Weiße Haus stimmte keiner der vorgeschlagenen Varianten zu.
Die Einladung Wiktor Janukowitschs zum Gipfel zu Fragen der atomaren Sicherheit am 12./13. April löste die Probleme nicht, denn an Tagen solcher Veranstaltungen ist es für ausländische Staatsführer schwer vollwertige Verhandlungen mit dem Präsidenten der USA zu erreichen. Bis zum letzten Tag blieb unklar, ob Janukowitsch und Obama sich wenigstens für ein zehnminütiges Gespräch treffen können. Die Bestätigung des Weißen Hauses zur Bereitschaft zu diesem Treffen traf erst am Sonntag ein. „Die Präsidenten bereden alle Hauptfragen, doch werden keine Entscheidungen getroffen – das ist nicht das geeignete Format“, teilte man dem “Kommersant-Ukraine“ beim Außenministerium mit.
Wiktor Janukowitsch traf sich gemeinsam mit dem ihn begleitenden Finanzminister Fjodor Jaroschenko ebenfalls mit dem geschäftsführenden Direktor des Internationalen Währungsfonds, Dominique Strauss-Kahn, und dem Finanzminister der USA, Timothy Geithner. Diese Gespräche haben mit Kiew sogar größere Bedeutung als das Protokolltreffen mit dem Präsidenten der USA. „Der ökonomische Bestandteil ist der Hauptteil des Besuches. Die Wirtschaft brennt, wir brauchen sowohl Kredite als auch die Beteiligung der USA an der Reformierung unserer wirtschaftlichen und finanziellen Systeme“, erklärte dem “Kommersant-Ukraine“ einer der Mitglieder der ukrainischen Delegation. „Internationale Finanzorganisationen beginnen die Ukraine bereits Anfang des nächsten Monats zu kreditieren“, versicherte Jaroschenko Journalisten.
In Washington finden auch eine Reihe von bilateralen Treffen von Wiktor Janukowitsch mit ausländischen Staatsführern statt, darunter mit dem Präsidenten Brasiliens, Luiz Inácio da Silva, wo der strategische Charakter der gegenseitigen Beziehungen bekräftigt werden wird und mit dem Präsidenten der Russischen Föderation, Dmitrij Medwedjew, wo beide Seiten die Vorbereitung auf die Maisitzung der ukrainisch-russischen Regierungskommission diskutieren werden. Doch wichtiger werden die geplanten Treffen Wiktor Janukowitschs mit dem Premierminister Indiens, Manmohan Singh, und dem Führer der Volksrepublik China, Hu Jintao, sein.
Gegenseitige Besuche auf oberster Ebene gab es mit Indien nicht mehr seit 2005, mit China nicht mehr seit 2003. „Die Wiederbelebung des Kontakts mit ihnen besitzt eine sehr große Bedeutung für die Ukraine. Auf diesen Treffen werden wahrscheinlich zukünftige Besuche in diesen Ländern beschlossen“, sagte dem „*Kommersant-Ukraine*“ der Gesprächspartner. „China ist ein spezielles Land, dort haben persönliche Faktoren eine sehr hohe Bedeutung“, betonte der Leiter des Unterausschusses für Fragen der internationalen wirtschaftlichen Politik, der Parlamentsabgeordnete Alexej Plotnikow. „Indem man den Kontakt auf oberster Ebene einrichtet, kann man merkbare Resultate auch in den ökonomischen Beziehungen erreichen. Indien ist ein gewöhnlicherer Markt, der politische Einfluss ist dort nicht so hoch“.
Sergej Sidorenko
Quelle: Kommersant-Ukraine