BNP Paribas fährt Ukraineengagement zurück
Die weltweite Krise zwingt europäische Banken dazu die Finanzierung ihrer ukrainischen “Töchter” zu kürzen. Gestern informierte die französische BNP Paribas Gruppe über ihre Pläne 100 Filialen der UkrSibBank zu schließen und die Kreditvergabe in der Ukraine einzufrieren. Bei der UkrSibBank sagt man, dass man ehrlich in Bezug auf das Land vorgeht, welches am meisten unter der Krise leidet. Andere ausländische Banken weigern sich bislang die Zahl der zu schließenden Filialen bekanntzugeben. Und Banker sagen, dass derzeit die Zugehörigkeit zu einer internationalen Gruppe kein Hinweis mehr auf die Zuverlässigkeit des Institutes ist.
In dem gestern veröffentlichten Bericht zum IV. Quartal 2008 hat die französische Bankengruppe BNP Paribas, die 51% der Aktien eines der größten Kreditinstitute des Landes hält – der UkrSibBank, wurde die Einfrierung des Geschäfts in der Ukraine verkündet. Im Dokument wird von bedeutenden Mitteln in Höhe von 276 Mio. € gesprochen, die zur Deckung der Risiken in den sich entwickelnden Märkten verwendet werden, was “vor allem mit den Ausgaben der Ukraine in Höhe von 272 Mio. € aus Reserven in Verbindung steht, von denen Ausgaben von 233 Mio. € durch den wirtschaftlichen Rückgang hervorgerufen wurden”. Im Bericht heißt es, dass von den Ländern, in denen die BNP Paribas anwesend ist, die Ukraine am meisten unter der finanziellen Krise gelitten hat, daher wird die Entwicklung der Bank, die noch im letzten Jahr der Stolz der Gruppe, aufgrund der steil wachsenden Zahlen war, eingeforen: ?“Es wird geplant, dass im Jahr 2009 die Vergabe von neuen Krediten eingestellt, das Portfolio von Verbraucher- und Unternehmenskrediten reorganisiert wird und die Anstrengungen zur Eintreibung der Kredite werden verstärkt. Die Ausgaben in der Ukraine werden gekürzt (Schließung von 100 Filialen und Verminderung von Arbeitsplätzen)”. Auf anderen sich entwickelnden Märkten ??“werden Anstrengungen zur Anwerbung neuer Klienten unternommen”.
Zum 1. Januar hatte die UkrSibBank den 4. Platz den Aktiva nach (55,697 Mrd. Hrywnja; ca. 5,3 Mrd. €) und den 5. Platz dem Kapital nach (5,886 Mrd. Hrywnja; ca. 560 Mio. €) belegt, berechnete die Assoziation der ukrainischen Banken. Die Bank hatte die Liquidation von mehr als 10% ihrer Filialen noch im letzten Jahr vorbereitet. Falls zum 1. Februar des Jahres 2008 die UkrSibBank “mehr als 1.000 Filialen hatte”, dann sind es derzeit 950. Bei der UkrSibBank weigerte man sich offiziell den Bericht der Gruppe zu kommentieren, obgleich man nicht dementierte, dass man selbst die Daten dafür vorbereitet hatte. “Wir, als akkurate und konservative Banker, müssen dem Markt offen unsere Pläne erklären”, erklärte einer der Top-Manager der Bank. “Als wir, wie auch andere ausländische Banken, Institute in der Ukraine kauften, so herrschte hier eine andere Situation und ein anderes Wachstum. Derzeit brauchen wir die Filialen nicht, wo Leute keine Kredite erhalten. Alle anderen – die ‘Raiffeisen Bank Aval’, die UkrSozBank und die PrivatBank – reduzierne ihre Filialen und das Personal, obgleich sie dies verbergen, da alle die Kreditvergabe eingefroren haben”.
Bei der “Raiffeisen Bank Aval” erklärt man, dass man die Kürzungen bereits beendet hat, seit November 10% des Personales entlassend. “Bei uns findet ein Arbeitsprozess der Optimierung der Filialen statt, irgendwo verringert man Filialen, irgendwo eröffnet man welche. Doch es gibt kein klares Programm eine bestimmte Anzahl von Filialen zu schließen”, sagte dem “Kommersant-Ukraine“ der Pressesprecher der Bank, Leonid Sjabrew. Die Finanzdirektorin der Index-Bank Jewgenija Tschemeris bekräftigt, dass ihre Bank fortsetzt alle zu kreditieren, sogar physische Personen. “Unsere Gruppe Credit Agricole ist, im Unterschied zu vielen ausländischen Banken, bereits 1993 in die Ukraine gekommen, die ‘Calyon Bank’ eröffnend”, sagte sie. “Wir haben gemeinsam mit dem ukrainischen Bankensystem alle Krisenetappen durchlaufen, was unsere Aktionäre abgehärtet hat, die sich daran gewöhnt haben, dass einmal innerhalb von vier Jahren hier eine Krise ist. Und nach dem Kauf der Index-Bank haben wir zwei Jahre lang eine Revision des alten Portfolios durchgeführt und Risiken zugeordnet, was andere die ganze Zeit nicht getan haben”.
Tscheremis betonte, dass sich derzeit alle ausländischen Banken in die teilen, die fähig sind ihre “Töchter” in der Ukraine zu halten und diejenigen, die Verluste in ihren Ländern erlitten haben und nicht fähig sind große Auslandskredite der ukrainischen “Töchter” zu refinanzieren. Der Vorstandsvorsitzende einer der großen Banken geht davon aus, dass derzeit ausländische Aktionäre kein Garant mehr für Zuverlässigkeit sind. “Die Meinung, dass es in ukrainischen Banken mit ausländischem Kapital keine Probleme geben wird und die Mutterstrukturen helfen werden, erwies sich als nicht richtig”, sagte er. “Jetzt wird es Probleme bei Banken mit ausländischem als auch mit ukrainischem Kapital geben”.
Ruslan Tschornyj, Jelena Gubar
Quelle: Kommersant-Ukraine