Die Ukraine erwartet eine Rekordernte für Getreide in diesem Jahr


Gestern führte Julia Timoschenko eine Konferenz mit den Vertretern von Agrarassoziationen und -unternehmen durch, die den Fragen der Regulierung der Situation auf dem Kornmarkt gewidmet war. Die Premierin machte die Versammelten mit den Plänen der Regierung zur Gewährleistung einer effektiven Verwendung der Ernte 2008 bekannt. Und die Teilnehmer der Konferenz baten die Regierung darum den Kampf mit privaten Kornhändlern einzustellen.

Die erste Hälfte des gestrigen Tages widmete Premierministerin Julia Timoschenko der Kommunikation mit Vertretern von Agrarassoziationen und-unternehmen. Auf der Konferenz im Kleinen Saal des Ministerialkabinetts wurden ebenfalls Vertreter der Lokalregierungen der “Brot”-Gebiete des Landes eingeladen. Die Premierin traf zum Treffen mit einer hervorragenden Stimmung ein und dankte zuerst den Agrariern für die gute Arbeit. Den Berechnungen der Regierung nach, wird es in diesem Jahr in der Ukraine die beste Ernte in den Jahren der Unabhängigkeit geben – 34,1 Zentner (ein ukr. Zentner = 100 kg) pro Hektar. “Es ist Zeit der Getreideproduktion in der Ukraine Vorrang zu geben.”, erklärte Julia Timoschenko. “Ich glaube daran und weiß, dass wir dies tun können.”

Timoschenko redete insgesamt nur wenige Minuten, wonach zum Mikrofon die Gäste gebeten wurden. Der stellvertretende Gouverneur der Oblast Cherson, Anatolij Osinnyj, bat die Regierung darum nicht mit den privaten Getreidehändlern zu kämpfen, sondern ein effektives System des Getreideeinkaufs zu schaffen.

“Wir reden hier von ‘Tradern’ und dies ist ein System, das man nicht bekämpfen muss.”, überzeugte Osinnyj die Premierin. “Die Regierung muss einen hohen Einkaufspreis für Korn festsetzen und nicht jeden Hektar Saatfläche bezuschussen.”

In Verteidigung der Getreidehändler trat auch der Präsident der Ukrainischen Getreide/Kornassoziation, Wladimir Klimenko, auf.

“In den Getreidehandelsunternehmen arbeitet die Blüte des Außenhandels der Ukraine und keine Leute, die Betrug betreiben.”, unterstützte Klimenko Osinnyj. “In unseren Getreidehandelskombinaten arbeiten junge Leute, übrigens, viele Söhne und Töchter von denen, die hier in diesem Saal sitzen.”, fügte er hinzu.

“Und meine Kinder arbeiten auch dort?”, interessierte sich Julia Timoschenko.

“Nein, nein, nein.”, beeilte sich Wladimir Klimenko sich zu berichtigen. “Ich rede von jungen Leuten, welche die Universitäten Dnepropetrowsk und Donezk abgeschlossen haben.”

Einen großen Teil der Konferenz hörte die Premierin schweigend den Vortragenden zu. Viele baten sie darum die Verzögerung der Mehrwertsteuer zu regeln und die Bedingungen für Kreditvergaben zu vereinfachen. Nach zwei Stunden, das Fazit des gesagten ziehend, kommentierte Julia Timoschenko die Bitten der Agrarier. Sie erklärte, dass sie die Ministerien für Finanzen, Agrarpolitik und die Staatliche Steuerverwaltung anweist eine Regelung für die beschleunigte Rückgabe der Mehrwertsteuer an die Getreidehändler abzustimmen, welche Getreide direkt bei den Produzenten kaufen und zu Preisen nicht unter dem Grenzniveau, welches vom Ministerialkabinett festgelegt wurde (1.200 Hrywnja/t, ca. 160 €/t). “Und die, welche nicht zu diesem Preis kaufen und bei diesen Unternehmen (den Getreideproduzenten), werden auf die Rückgabe der Umsatzsteuer ewig warten.”, drohte sie.

Die Frage, in Verbindung mit der Rückgabe der Umsatzsteuer, war die einzige, bei der Timoschenko den Gesprächspartnern widersprach; bei allen anderen Punkten versprach sie jegliche Unterstützung. “Ich werde die Banker versammeln und wir werden uns über die Verlängerung von Krediten für Agrarier bis zum 1. September 2009 einigen.”, erklärte die Premierin. Diese Maßnahme erlaubt es, ihren Worten nach, den Getreideherstellern die Fristen des Verkaufs ihrer Ernte zu variieren und diese nicht an die Rückzahlung der Kredite 2008 zu verknüpfen. Außerdem, wies die Regierungschefin die entsprechenden Ministerien und Behörden an die Prozedur der Registrierung der Verpachtung von Land zu vereinfachen. “Ich bitte sie alle Prozeduren zu vereinfachen und alles dafür zu tun, dass die Registrierung von Pachten von Land bei uns nicht gegen Bestechung und nicht erst einige Jahre danach durchgeführt wird, wo die Dokumente eingereicht wurden.”, forderte sie.

Damit endend weitere Versprechen zu geben, kritisierte Julia Timoschenko etwas die ausführenden Organe, erklärend, dass “die Probleme im Agrarsektor künstlich sind”.

“Mich verwundert, dass bei dem Minister (für Agrarpolitik Jurij Melnik), den Vertretern des Ministers, sich in den Landwirtschaftsverwaltungen eine solche Menge an Problemen angesammelt hat. Das zeugt davon, dass das Ministerium den direkten Kontakten mit den landwirtschaftlichen Produzenten keine Aufmerksamkeit schenkt.”, sagte Timoschenko. Dabei betonte sie, dass sie sich mit Kritik an Melnik nur aufgrund seines Geburtstages zurückhält, welchen er gestern begang.

Ein Ergebnis der Konferenz ist die Entscheidung Julia Timoschenkos am 27. August eine spezielle Regierungskonferenz durchzuführen, die dem industriellen Landwirtschaftskomplex gewidmet ist.

Quelle: Kommersant-Ukraine

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 735

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