Ukrainische Inflation im Juni auf tiefstem Stand seit 2013


Im Juni ist die Inflationsrate in der Ukraine auf den tiefsten Stand seit 2013 gefallen und lag bei 2,4 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 9,0 Prozent. Der Preisanstieg liegt damit bisher weit unter den von der Regierung und der Zentralbank für das Jahr 2020 prognostizierten Werten. Diese erwarten in ihren Ursprungsprognosen eine Teuerungsrate von fünf bis sechs Prozent. Die Regierung geht in einer überarbeiteten Prognose sogar von einer Inflation von 11,6 Prozent aus.

Im Einzelnen haben sich Lebensmittel und nichtalkoholische Getränke im Juni um 4,2 Prozent verteuert, während sie im Monatsvergleich um 0,2 Prozent stiegen. Der stärkste Anstieg wurde im Jahresvergleich bei Eiern mit 54,7 Prozent (0,3 Prozent im Monatsvergleich) festgestellt. Überdurchschnittlich verteuerten sich auch Früchte um 33,7 Prozent (8,4 Prozent). Die Preise für Brot und Brotprodukte stiegen ebenso stark um 9,1 Prozent (0,2 Prozent). Billiger wurde hingegen vor allem Gemüse, wobei die Preise um 12,5 Prozent (-4,7 Prozent) sanken. Erschwinglicher wurde auch Sonnenblumenöl mit minus 1,7 Prozent (0,5 Prozent) sowie Fleisch und Fleischprodukte, die sich im Jahresvergleich um 1,5 Prozent (0,3 Prozent).

Preissteigerungen ergaben sich auch bei Alkohol- und Tabakwaren. Diese wurden im Jahresvergleich um 10,8 Prozent und im Vergleich zum Mai um 0,5 Prozent teurer.

Die Preise für Schuhe und Kleidung sanken den Statistikern zufolge seit dem Juni 2019 um 4,0 Prozent und im Vergleich zum Vormonat verbilligten sich diese um 2,8 Prozent.

Die Wohnkosten verringerten sich den Angaben des Statistikamtes um 12,2 Prozent im Vergleich zum Juni 2019 und lagen um 0,4 Prozent unter dem Mai-Niveau. Hervor stechen dabei die Preissenkungen für Erdgas, die um 52,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau und 4,3 Prozent unter dem des Mais liegen. Gesunken sind demnach auch die Preise für Warmwasser und Heizung um 12,5 Prozent (0,8 Prozent). Preiserhöhungen gab es hingegen bei Wasser mit 23,6 Prozent und Abwasser mit 20,4 Prozent, wobei sich die Preise in beiden Kategorien im Monatsvergleich nicht änderten. Gleich blieben die Strompreise.

Im Jahresvergleich sanken den Statistikern nach die Transportkosten um 5,8 Prozent (+1,2 Prozent). Treibstoffe und Schmiermittel wurden demnach sogar um 26,5 Prozent (+2,1 Prozent) billiger. Transportdienstleistungen verteuerten sich hingegen um 3,6 Prozent (1,0 Prozent).

Preisanstiege wurden im Jahresvergleich ebenfalls bei den Kosten für Bildung mit 13,3 (0,3), Restaurants und Hotels mit 5,7 (0,3), für Kommunikation mit 7,1 (1,0) und im Gesundheitsbereich mit 5,0 Prozent (0,1) verzeichnet. Die Preise im Erholungs und Kulturbereich sanken leicht um 2,9 (-0,3) Prozent.

Nach 24,9 und 43,3 Prozent für 2014 und 2015 infolge einer kriegsbedingten massiven Abwertung der Landeswährung Hrywnja war die offizielle Inflationsrate 2016 zunächst auf 12,4 Prozent zurückgegangen und 2017 wieder auf 13,7 Prozent gestiegen. 2018 sank diese jedoch mit 9,8 Prozent erstmals seit 2014 wieder unter die Zehnprozentmarke, um sich dann 2019 mit einem Wert von 4,1 Prozent mehr als zu halbieren.

Anfang 2020 stieg der Mindestlohn um 550 auf 4.723 Hrywnja (etwa 150 Euro). Im Laufe des restlichen Jahres wird es wohl noch mindestens eine Erhöhung auf ein Niveau von über 5.000 Hrywnja geben. Die Mindestrenten stiegen zum 1. Juli um 74 auf 1.712 Hrywnja (circa 54 Euro) und sollen zum 1. Dezember auf 1.769 Hrywnja steigen. Die über 11 Millionen Rentner bekamen dem Rentenfonds zufolge zum 1. Juli durchschnittlich 3.393 Hrywnja (etwa 108 Euro). Durchschnittlich verdienten die Ukrainer im Mai 2020 mit 10.542 Hrywnja knapp 337 Euro brutto.

Für 2020 erwartet die Regierung aktuell Preissteigerungen von 11,6 Prozent, wohingegen die Zentralbank aktuell von etwa 6 Prozent ausgeht. Die niedrige Inflationsrate ermöglichte der Zentralbank den für die Kreditvergabe wichtigen Leitzinssatz von 18 Prozent im Mai 2019 auf 6 Prozent im Juli 2020 abzusenken. Das ist der niedrigste Wert seit der Unabhängigkeit 1991. Trotzdem geht die Zentralbank bedingt durch die Coronavirus-Krise von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von etwa fünf Prozent aus.

Nachfolgend die Konsumentenpreise im Vergleich zum Vorjahr von 1991 bis heute, zum Vorjahresmonat von 2006 bis heute und im Vergleich zum Vormonat von 1992 bis heute.

Jahresinflationsraten seit 1991

JahrInflationsrate (von Dezember zu Dezember)
1991290,0
19922000,0
199310156,0
1994401,0
1995181,7
199639,7
199710,1
199820,0
199919,2
200025,8
20016,1
2002-0,6
20038,2
200412,3
200510,3
200611,6
200716,6
200822,3
200912,3
20109,1
20114,6
2012-0,2
20130,5
201424,9
201543,3
201612,4
201713,7
20189,8
20194,1

Konsumentenpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat seit 2006

Monat20062007200820092010
Jan.9,810,919,422,311,1
Feb.10,79,521,920,911,3
März8,610,126,218,111,0
Apr.7,410,530,215,69,7
Mai7,310,631,114,78,5
Juni6,813,029,315,06,9
Juli7,413,526,815,56,8
Aug.7,414,226,015,38,3
Sep.9,114,424,615,010,5
Okt.11,014,823,214,110,1
Nov.11,615,222,313,69,2
Dez.11,616,622,312,39,1
Monat2011201220132014201520162017201820192020
Jan.8,23,7-0,20,528,540,312,614,19,23,2
Feb.7,23,0-0,51,234,532,714,214,08,82,4
März7,41,9-0,83,445,820,915,113,28,62,3
Apr.9,40,6-0,86,960,99,812,213,18,82,1
Mai11,0-0,5-0,410,958,47,513,511,79,61,7
Juni11,9-1,2-0,112,057,56,915,69,99,02,4
Juli10,6-0,10,012,655,37,915,98,99,12,4
Aug.8,90,0-0,414,252,88,416,29,08,82,5
Sep.5,90,0-0,517,551,97,916,48,97,52,3
Okt.5,40,0-0,119,846,412,414,69,56,52,6
Nov.5,2-0,20,221,846,612,113,610,05,13,8
Dez.4,6-0,20,524,943,312,413,79,84,15,0

Konsumentenpreise im Vergleich zum Vormonat seit 1992

Monat199219931994199519961997199819992000
Jan.285,273,219,221,29,42,21,31,54,6
Feb.15,328,812,618,17,41,20,21,03,3
März12,122,15,711,43,00,10,21,02,0
Apr.7,623,66,05,82,40,81,32,31,7
Mai14,427,65,24,60,70,80,02,42,1
Juni26,571,73,94,80,10,10,00,13,7
Juli22,137,62,15,20,10,1-0,9-1,0-0,1
Aug.8,321,72,64,65,70,00,21,00,0
Sep.10,680,37,314,22,01,23,81,42,6
Okt.12,466,122,69,11,50,96,21,11,4
Nov.22,045,372,36,21,20,93,02,90,4
Dez.35,190,828,44,60,91,43,34,11,6
Monat2001200220032004200520062007200820092010
Jan.1,51,01,51,41,71,20,52,92,91,8
Feb.0,6-1,41,10,41,01,80,62,71,51,9
März0,6-0,71,10,41,6-0,30,23,81,40,9
Apr.1,51,40,70,70,7-0,40,03,10,9-0,3
Mai0,4-0,30,00,70,60,50,61,30,5-0,6
Juni0,6-1,80,10,70,60,12,20,81,1-0,4
Juli-1,7-1,5-0,10,00,30,91,4-0,5-0,1-0,2
Aug.-0,2-0,2-1,7-0,10,00,00,6-0,1-0,21,2
Sep.0,40,20,61,30,42,02,21,10,82,9
Okt.0,20,71,32,20,92,62,91,70,90,5
Nov.0,50,71,91,61,21,82,21,51,10,3
Dez.1,61,41,52,40,90,92,12,10,90,8
Monat2011201220132014201520162017201820192020
Jan.1,00,20,20,23,10,91,11,51,00,2
Feb.0,90,2-0,10,65,3-0,41,00,90,5-0,1
März1,40,30,02,210,81,01,81,10,91,3
Apr.1,30,00,03,314,03,50,90,81,00,8
Mai0,8-0,30,13,82,20,11,30,00,70,8
Juni0,4-0,30,01,00,4-0,21,60,0-0,50,3
Juli-1,3-0,2-0,10,4-1,0-0,10,2-0,7-0,60,2
Aug.-0,4-0,3-0,70,8-0,8-0,3-0,10,1-0,3-
Sep.0,10,10,02,92,31,82,01,90,7-
Okt.0,00,00,42,4-1,32,81,21,70,7-
Nov.0,1-0,10,21,92,01,80,91,40,1-
Dez.0,20,20,53,00,70,91,00,8-0,2-

Quellen:
Daten des Staatlichen Statistikdiensts

Autor:   Andreas Stein  — Wörter: 1972

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