Ukrainischer Außenhandel mit Elektroenergie steht vor Monopolisierung
Die Situation auf dem ukrainischen Elektroenergiemarkt hat sich grundsätzlich geändert. Gestern wurde bekannt, dass das Unternehmen UkrEnergy Trade – 52% der Aktien wurde von der staatlichen Firma “UkrInterEnergo” vom Unternehmen Korlea Invest erworben – nicht nur den Export von Elektroenergie realisieren wird, sondern auch den Import ins Land. UkrEnergy Trade konnte mit der russischen “Inter RAO EES” einen einträglicheren Vertrag abschließen als “UkrInterEnergo” und wurde zum exklusiven Exporteur von ukrainischer Elektroenergie. Beim Präsidialamt geht man davon aus, dass dies zur Gefahr für die ökonomische Sicherheit des Landes werden kann.
Der Pressesprecher des Energieministeriums Fent Di (Фэнт Ди) berichtete gestern Journalisten genauer davon, welche Rolle dem ungarischen Händler Ukrenergy Trade ZRt. zugedacht ist. Einen Tag vorher wurde verkündet, dass das Staatsunternehmen für Außenhandelstätigkeiten “UkrInterEnergo” 52% der Aktien dieses Unternehmens von Korlea Invest Vasili Bečvář erworben wurden. Den Worten von Di nach, hat der Händler nicht nur das Recht erworben 100 MW Elektroenergie bis Ende des Jahres zu exportieren, wie vorher mitgeteilt wurde, sondern hat bereits im September 500 MW aus Russland importiert. Bleibt anzumerken, dass es bis dahin keinen Import von Elektroenergie aus Russland gab (”Kommersant-Ukraine“ vom 23. September).
“UkrInterEnergo“wollte Elektroenergie eigenständig importieren. Doch, wie dem “Kommersant-Ukraine“ der Energieminister Jurij Prodan berichtete, schlug UkrEnergy Trade ZRt wesentlich bessere Bedingungen für Lieferungen und zu einem niedrigeren Preis, daher wurde die Entscheidung getroffen mit einem Mittler zu arbeiten. Den Angaben des Energieministeriums nach, war der Preis, der von Ukrenergy Trade ZRt genannt wurde, um 10% niedriger als der von “UkrInterEnergo”. Der ungarische Händler konnte bessere Bedingungen vorschlagen, dies auch der russischen “Inter RAO EES” Wie der Pressesprecher Boris Swerjew des Unternehmens mitteilte, konnte UkrEnergy Trade ZRt dank dessen einen weitaus niedrigeren Einkaufspreis erreichen. “Wenn die Vorschläge zweier Unternehmen gleich wären, dann wäre auch der Preis für diese gleich.”, sagte er. Der Meinung von Janosch Petöfi, des Generaldirektors von Magyar GT (handelt mit Gas und Elektroenergie), konnte das russische Unternehmen zu niedrigeren Preise übergehen aufgrund dessen, dass der ungarische Händler wahrscheinlich vorgeschlagen hat, Elektroenergie über einen längeren Zeitraum oder zur Bedingung einer 100% Vorauszahlung zu erwerben. “Seltsam ist nur, dass ‘UkrInterEnergo’ nicht die gleichen Bedingungen vorgeschlagen hat.”, wundert sich Petöfi.
Der stellvertretende Vorsitzende des Energieausschusses der Werchowna Rada, Jurij Bojko, der eine eigene Untersuchung der Situation durchführt, erklärte gestern, dass die Gruppe Korlea Invest ebenfalls faktisch die vollständige Kontrolle über den Export erhalten hat. Seinen Worten nach, haben Korlea Invest und die mit ihr verbundene ungarische Energy Capital ZRt bis August den Elektroenergieexport in Höhe von 450 MW kontrolliert und die übrigen 100 MW kontrollierte System Consulting des ungarischen Unternehmers Laszlo Kapolyi (Ласло Капойи). Im September ging die Quote von System Consulting auf UkrEnergy Trade über. Diese Information wurde dem “Kommersant-Ukraine“ beim Pressedienst von System Consulting bestätigt. Außerdem erzählte Bojko, dass das zur Korlea Invest Holding gehörende Unternehmen Energo-Partner Kft (Ungarn) (im Original Energo-Pratner Kft) vor kurzem mit Exportlieferungen aus der Ukraine nach Moldawien begonnen hat, welche vorher das moldawische Staatsunternehmen Energocom übernommen hatte. Bei Energocom verzichtete man auf Kommentare.
Prodan kommentierte die Arbeitsbedingungen für Korlea Invest nicht. Ein Informant des “Kommersant-Ukraine“ in der Elektroenergieabteilung des Energieministeriums sagte, dass dieses Unternehmen zum heutigen Tage tatsächlich “faktisch den gesamten Elektroenergieexport” aus dem Lande kontrolliert, da es einen 20-25% höheren Preis als System Consulting vorgeschlagen hatte. Der stellvertretende Präsidialamtsleiter, Alexander Schlapak, betonte, dass damit eine Monopolisierung des Marktes droht und die wirtschaftliche Sicherheit des Landes gefährdet, daher hätte das Ministerium für Brennstoffe und Energie diese Frage mit dem Kabinett abstimmen müssen.
Oleg Sarubinskij, Mitglied des Energieausschusses der Rada, geht davon aus, dass “sich einstellende Situation, ein typischer Versuch der Monopolisierung des Marktes ist”. “Anfänglich schlägt das Unternehmen einträglichere Preise vor und danach verschlechtert es schrittweise die Vertragsbedingungen, um die Verluste auszugleichen.”, sagt er. Kirill Tschujko, unabhängiger Analyst, unterstreicht, dass im vorliegenden Fall “UkrInterEnergo” die Möglichkeit hatte selbständig ein Unternehmen in Ungarn zu eröffnen und an der gesamten Verkaufskette zu verdienen. “Einen solchen Händler in Ungarn zu eröffnen, ist nicht schwer. Einen ökonomischen Sinn im Kauf von UkrEnergy Trade sehe ich persönlich nicht.”, betont Janosch Petöfi.
Quelle: Kommersant-Ukraine