UkrSozBank macht Konflikt mit "Pusata Chata" öffentlich


Die UkrSozBank hat sich entschieden den Konflikt mit einem ihrer Kreditnehmer öffentlich zu machen – der Schnellrestaurantkette „Pusata Chata“. Gestern beschuldigte der Vorstandsvorsitzende der Bank, Boris Timonkin, in Anwesenheit von Journalisten seinen Kunden der Überführung des Unternehmens an eine andere juristische Person und des Verkaufs des als Sicherheit angegebenen Eigentums ohne den Kreditgeber zu informieren. Bei „Pusata Chata“ beschuldigt man hingegen die Bank des mangelnden Willens sich in die Situation des Kreditnehmers hineinzuversetzen und die Schulden zu restrukturieren.

Der Vorstandsvorsitzende der UkrSozBank, Boris Timonkin, erklärte gestern, dass die Kette „Pusata Chata“ seit Beginn des Insolvenzverfahrens (Ausgabe des “Kommersant-Ukraine“ vom 20. April) von ihrem Besitzer ohne Zustimmung des Kreditgebers in eine neue juristische Person, die OOO (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) „Pch Group“ überführt wurde. Zur Bestätigung seiner Behauptung führte er einen Kassenzettel aus einer der Restaurantketten an.

Den Angaben der Bank nach wurden ebenfalls drei der acht Immobilien verkauft, die als Sicherheit für einen Kredit über 70 Mio. Dollar dienten. Er erzählte, dass der Kreditnehmer sich vorher mit der Bitte um eine Restrukturierung der Schulden an die Bank wandte, sich darauf berufend, dass die Schulden aufgrund der Abwertung der Hrywnja und ebenfalls aufgrund der Grippeepidemie im letzten Herbst nicht bedient werden können. „Die Bank ist offen und bereit für eine Restrukturierung der Verbindlichkeiten. Doch wir sehen derzeit keine finanziellen Schwierigkeiten bei der Kette“, sagt Timonkin. Außerdem hob er hervor, dass die selbst die Zinszahlungen für den Kredit im Februar dieses Jahres vollständig eingestellt wurden. Timonkin erklärte öffentlich, dass sich unter den Aktionären von „Pusata Chata“ der Geschäftsführer der KDD Group, Pjotr Slipez, und ebenfalls Wjatscheslaw und Alexander Konstantinowskij befinden.

Kommentare von den Konstantinowskijs zu erhalten, gelang gestern nicht. Slipez erklärte dem “Kommersant-Ukraine“, dass die Information über seine Beteiligung an dem Geschäft nicht den Tatsachen entspricht. „Ich bin kein Teilhaber von ‘Pusata Chata’. Ich habe lediglich die Verhandlungen mit der UkrSozBank über die Umschuldung der KDD Group geführt, die erfolgreich abgeschlossen wurden“, erklärte er. In der am Vortag von „Pusata Chata“ verbreiteten Mitteilung heißt es, dass die Bank 2008 die Summe des 2007 ausgegebenen Kredites auf 70 Mio. Dollar erhöht hatte. Später erhöhte der Kreditgeber die Zinsen für den Kredit. Jedoch im Ergebnis der Abwertung der Hrywnja stieg die monatliche Kreditzahlung von 4 Mio. Hrywnja auf 7 Mio. Hrywnja und in Verbindung mit der Wirtschaftskrise sank der Umsatz der Kette um 20 Prozent. Das Unternehmen bediente den Kredit der UkrSozBank bis April 2010 vollständig. „Pusata Chata“ wandte sich mehrfach an die Leitung der UkrSozBank mit der Bitte die Schulden zu restrukturieren, jedoch kam die Bank ihnen nicht entgegen. Zum heutigen Tag gelang es dem Unternehmen die Vorkrisenzahlen beim Umsatz in Hrywnja zu erreichen. Ungeachtet dessen sank die Rentabilität der Kette und dabei stiegen die Verbindlichkeiten gegenüber den Lieferanten, die Klagen über den Bankrott des Unternehmens einreichten.

Die Kette „Pusata Chata“ ist eine der populärsten unter den Restaurantketten in Kiew. Das Unternehmen wurde 2003 gegründet und hat heute 39 Einrichtungen in 14 Städten der Ukraine. Im Jahr 2009 betrug der Umsatz des Unternehmens 288,9 Mio. Hrywnja (+3,77 Prozent gegenüber Jahr 2008), die Verluste beliefen sich auf 59,04 Mio. Hrywnja (-73,03 Prozent). Im September 2009 gehörten dem Generaldirektor der Kette Wladislaw Gulija 100 Prozent an dem Unternehmen.

Informanten des “Kommersant-Ukraine“ bei „Pusata Chata“ bekräftigen, dass bis zu dem Punkt, wo beiden Seiten entschieden den Konflikt an die Öffentlichkeit zu tragen, sie die Variante der Tilgung der Schulden über den Verkauf eines Aktienpakets der Kette in Betracht zogen. „Vertreter von Unicredit Capital (Besitzer der UkrSozBank) boten mehrfach die Organisierung des Verkaufs des Kontrollpakets unseres Unternehmens an ausländische Schnellrestaurantketten, wie die amerikanische Burger King oder die italienische ‘Autogrill’ an“, teilte ein Informant des “Kommersant-Ukraine“ bei „Pusata Chata“ mit. Bei der UkrSozBank sagt man, dass die Bank im letzten Jahr tatsächlich für „Pusata Chata“ ein Treffen mit der Investmentabteilung organisiert hatte, die ihre Dienste bei der Suche nach einem Portfolioinvestor anbot. „Die Rede ging von einem Paket von 10-20 Prozent, dessen Verkauf die Probleme hätte lösen können. Jedoch stimmte das Unternehmen dem nicht zu“, erläuterte Timonkin.

Juristisch ist es vollständig realistisch das als Sicherheit angegebene Eigentum von „Pusata Chata“ weiterzuverkaufen, betonen Experten. „Wenn ein Kredit gegen Immobiliensicherheiten aufgenommen wird, sollten diese in das staatliche Register mit Veräußerungsverbot eingetragen werden. Wenn die Objekte verkauft wurden, gibt es die Variante, dass sie per Gerichtsentscheid aus dem Register entfernt wurden“, sagt Andrej Astapow, geschäftsführender Partner von Astapov Lawyers.

Bei der UkrSozBank erklärt man, dass man sich zur Regelung der Situation an die Staatsanwaltschaft wenden möchte. Die Bank hatte dies bereits einmal getan, als sie die Fragen problematischer Verbindlichkeiten mit dem neuen Besitzer der Ketten „Sojus“ und „Intermarket“ – dem Unternehmen „Eurotec/Jewrotek“ – löste. Der Teilhaber dieses Unternehmens, Michail Weselskij, erzählte gestern: „Wir haben der Bank die reale Situation gezeigt. Jedoch hat der Kreditgeber in jeder unserer Handlungen Kniffe und Winkelzüge gesehen. Die Situation wurde erst danach aufgelöst. als sich in den Verhandlungsprozess die Mutterbank und von unserer Seite Horizon Capital und die IFC einschalteten“.

Weronika Gawriljuk, Oleg Gawrisch

Quelle: Kommersant-Ukraine

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 853

Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Vielleicht sollten Sie eine Spende in Betracht ziehen.
Diskussionen zu diesem Artikel und anderen Themen finden Sie auch im Forum.

Benachrichtigungen über neue Beiträge gibt es per Facebook, Google News, Mastodon, Telegram, X (ehemals Twitter), VK, RSS und per täglicher oder wöchentlicher E-Mail.