In der Wintersaison nach Slawske: Was den alten Ferienort attraktiv für Touristen macht
Die Einwohner des Ortes Slawske, der in der Nähe von Lwiw liegt, erwarten wie niemand anderer Schnee. Gerade von seinem Erscheinen auf den Hängen hängt der Beginn der touristischen Wintersaison in der Region ab. Dabei soll der Schnee nicht nur fallen, sondern auch liegen bleiben – hier wird den Ski- und Snowboardfahrern nur echter Schnee angeboten. Im Gegensatz zu Bukowel oder anderen Ferienorten in den Karpaten gibt es hier keine Schneekanonen.
Doch Slawske hat andere Vorteile – eine ausgezeichnete Verkehrsanbindung (es gibt eine Bahnstation, über welche Touristen aus allen Regionen der Ukraine kommen können) sowie angemessene Preise für einen Urlaub.
Seit 2016 steigt jährlich die Zahl der Touristen, die auf dem Territorium der vor kurzem gegründeten Vereinigten territorialen Gemeinde von Slawske Urlaub machen wollen. Im Jahr 2018 haben hier 700.000 Touristen Urlaub gemacht, nach den Ergebnissen von 2019 wird eine Zahl von 800.000 erwartet.
Nach Slawske kommen nicht nur Touristen aus der Ukraine, sondern auch aus Polen, den baltischen Staaten, Deutschland, der Türkei und Israel. Insgesamt sind hier zehn Prozent aller Touristen Ausländer.
Was lockt Touristen im Winter nach Slawske, wenn Schnee hier kein stabiles Phänomen ist, berichtet die „Ukrajinska prawda. Schyttjja“.
Landschaften, ukrainische Gastfreundschaft und Preise
„In Slawske gibt es wunderschöne Landschaften. Diese kann man aus den Fenstern praktisch jedes Hotels oder Hauses genießen“, sagt Paul begeistert.
Er ist ein Tourist aus Deutschland, der im kleinen Hotel „Alpijskyj dwir“ (dt. Alpenhof) übernachtet. Gewählt hat er es, weil die Besitzerin perfekt Deutsch spricht.
Übrigens, um den Ausblick zu bewahren, musste die Besitzerin die umgebenden Grundstücke auch kaufen, denn etwas weniger romantische Nachbarn haben angefangen, vor dem Hotel ein weitaus nicht so romantisches Haus zu bauen. Und für echte Liebhaber der Karpatenschönheit wäre das nicht hinnehmbar.
„Wenn man die Preise für Unterkunft und Skifahren mit europäischen Ferienorten vergleicht, ist es für uns hier wie im Paradies“, gesteht der Mann.
Nach den Angaben der Leiterin der Abteilung für Tourismus und Kommunikation des Landrates von Slawske Olha Besuschko gibt es dem Stand nach dem 10. Dezember 2019 75 Hotels und 505 private Gasthäuser.
Generell vermietet beinahe jeder 14. Einwohner von Slawske Zimmer oder Unterkünfte.
Dabei entstehen in der Gemeinde jährlich 3-4 neue Wochenendhäuser mit 6-8 Zimmern. Sie alle sowie private Haushalte können circa 10.000 Touristen pro Nacht unterbringen.
Die Preise für die Unterkunft in Slawske sind sehr unterschiedlich: Man kann sowohl ein Bett für 80 Hrywnja (3 Euro), als auch ein ganzes Hotelzimmer für 4-5.000 Hrywnja (150-185 Euro) mieten.
Im Durschnitt kostet die Übernachtung in einem ordentlichen Gasthaus mit eigenem Bad und WC ab 600 Hrywnja (22 Euro). Für einen solchen Preis kann man zum Beispiel im Gasthaus des berühmten Sportlers, des Meisters des internationalen Skisports Dmytro Arjefjew übernachten.
Übrigens, er organisiert bereits seit vielen Jahren Veranstaltungen für Freilichtmalerei, für welche Künstler aus der ganzen Welt kommen. Deswegen sind Bilder die wichtigste Verzierung und Besonderheit seines Hauses.
Ebenso wie das Schmieden das Highlight des gastfreundlichen „Schmiedengasthauses“ (ukr. Kowalska sadyba) ist, dessen Besitzerin Iryna Popowytsch bereits seit mehreren Jahren Touristen aus der ganzen Welt empfängt. Der Preis für ein Doppelzimmer beginnt ab 900 Hrywnja (33 Euro) pro Nacht.
Im bekannten Hotel „Sachar Berkut“ kostet ein Zimmer ab 1.220 Hrywnja (45 Euro) mit Frühstück, im Ferienheim „Slawskyj“ – 1.850 Hrywnja (69 Euro) mit Vollpension in Form eines Buffets.
Wenn Sie mehr Luxus wollen, dann können sie ein Zimmer im Hotel „Wescha wedmescha“ (dt. Bärenturm) buchen, bei welchem die Preise ab 2.475 Hrywnja (92 Euro) für ein Lowbudget-Zimmer beginnen.
Slawske hat auch einzigartige Angebote für sogenannte Introvertierte. Zum Beispiel können Sie bei „Sachar Berkut“ nicht nur ein Zimmer im Hotel buchen, sondern auch ein Zimmer auf der Spitze des Berges Wysokyj Werch, der eine Höhe von 1.223 Metern über dem Meeresspiegel hat.
Der Preis für solch ein Zimmer beträgt 1.000 Hrywnja (37 Euro).
Laut dem stellvertretenden Direktor des Skigebiets „Sachar Berkut“ Roman Schyjko erhalten Sie für dieses Geld einen einzigartigen Ausblick sowie absolute Ruhe und Entspannung, nachdem die Lifte aufgehört haben zu fahren.
Interessant ist, dass das Hotel diese Hotelzimmer nicht über Reiseagenturen verkauft, da es Fälle gab, dass den Touristen falsch erklärt wurde, welcher Urlaub sie auf dem Berg erwartete.
Jedoch stehen die Zimmer der Hirtenhütte nie leer. Denn jedes Jahr gibt es immer mehr Bereitwillige, die sich zurückziehen wollen.
Das bestätigen auch die Besitzer des Modulferienhauses Cosmos Black Rock Oryssja und Ihor. Ihr Haus im skandinavischen Stil (3.000 Hrywnja, 111 Euro pro Nacht für bis zu sechs Personen) befindet sich gerade auf dem Gipfel des Berges Trostjan.
Allgemein ist es interessant zu beobachten, wie die Besitzer von Ferienhäusern und Hotels von Slawske den globalen Trends folgen.
In den letzten Jahren haben sie neue Häuser gebaut, das Design geändert und sogar eigene Erholungskonzepte entwickelt.
Und das ist nicht umsonst, denn Europa ist von Slawske nur einen Katzensprung entfernt – man kann es ja vom Ort aus mit dem Zug erreichen.
Aufstiegshilfen aus der Vergangenheit
Natürlich sind in Slawske die meisten Gäste in Hotels und Gasthäusern in der Winterzeit, wenn Schnee liegt.
Laut Roman Schyjko sind in dieser Zeit die Zimmer im Hotel „Sachar Berkut“ zu 90-95 Prozent ausgebucht.
Dies ist nicht verwunderlich – das Resort hat einen Sessellift und zwei Schlepplifte, diese befinden sich unmittelbar beim Hotel.
Eine Tageskarte kostet hier 550 Hrywnja (20 Euro) unter der Woche und 700 Hrywnja (26 Euro) am Wochenende.
Außer „Sachar Berkut“ gibt es in der Gemeinde sechs weitere Aufstiegshilfen. Diese sind nicht ultramodern, doch sie können absolut verschiedene Kategorien von Ski- und Snowboardfahrern zufriedenstellen.
Für erfahrene Skifahrer kann sich am besten der ziemlich steile Berg Trostjan eignen, auf den man mit einem Sessellift und sieben Schleppliften hinaufkommen kann.
Der Preis für eine Tageskarte beträgt 450 Hrywnja (17 Euro) unter der Woche und 530 Hrywnja (20 Euro) an Feiertagen.
Auch könnte für Profis der Berg Pohar interessant sein, wo es einen Sessellift (300 Hrywnja pro Tag, 11 Euro) gibt.
Für Anfänger passt am besten der bekannte Berg Kreminj, der an der Ortseinfahrt, ein bisschen mehr als einen Kilometer vom Bahnhof entfernt liegt.
Hier gibt es zwei Schlepplifte. Der längere heißt FMI (Physisch-mechanisches Institut), und der kürzere – „Polytechnik“ (Nationale Universität „Lwiwer Polytechnik“).
Privat ist die Aufstiegshilfe „Warschawa“ (dt. Warschau), die sowohl für Laien, als auch für Profis (rote Piste) geeignet wäre.
Für Kinder wäre die Aufstiegshilfe am Berg Ils an der Grenze zwischen den Dörfern Wolosjanka (Slawske) und Ternawka passend.
Wir möchten noch einmal anmerken, dass alle Aufstiegshilfen etwas veraltet sind. Aber kein Wunder, denn Slawske ist das älteste Wintersportgebiet in den Karpaten.
Die Einheimischen erwarten nun den neuen Investor „Galnaftogaz“, der verspricht, in ein bis zwei Jahren den Bau eines neuen Wintersportgebietes Rozhanka anzufangen.
Der Leiter der Gemeinde Wolodymyr Beha erzählt, im Moment sei der Kauf der notwendigen Grundstücke im Prozess.
Die Einheimischen haben sich schnell orientiert, und die Preise für Grundstücke sind rasch gestiegen. Wenn vor drei Jahren ein Hundertquadratmetergrundstück im Dorf Roschanka 200 Dollar kosteten, dann werden heute 1000 Dollar verlangt.
Infrastruktur und Unterhaltung
Heutzutage sind in Slawske 80 Prozent der Bergstraßen erneuert und ein Fahrradweg wurde gebaut. Außerdem beschäftigt man sich aktiv mit der Beleuchtung und Reinigung von Straßen.
Früher sind die Touristen nach dem Skifahren ins Hotel gegangen und haben dort gut gegessen und getrunken, heute hingegen gehen sie im Ort spazieren oder sie vergnügen sich.
Sie gehen zum Beispiel in den Bowling-Club oder in den Wellnessbereich im Hotel „Dwir knjaschoji korony“ (dt. Der Hof der Königskrone), wo man dank der Panoramafenster die Berge direkt vom Pool aus genießen kann.
Auch können Touristen Kunstausstellungen, die in Slawske jährlich durchgeführt werden, oder das einzige private Museum der Makiwka-Helden (Erstürmung des Berges Makiwka (dt. Zwinin) – eine Schlacht zwischen dem Russischen Reich einerseits und dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn andererseits, die 1915 stattgefunden hat, A.d.Ü.) in der Ukraine besuchen, das sich im Dorf Tuchlja befindet.
Die Exponate für das Museum sammelt der Bürgermeister des Dorfes Andrij Tkatschyk selbst. Die meisten Dinge lagen 100 Jahre unter der Erde.
Neben den verschiedensten Waffen der beiden imperialen Armeen sind dort auch persönliche Gegenstände der Soldaten zu sehen – Taschen, Kessel, Schnallen.
Wenn man Urlaub mit Kindern macht, kann man eine Ziegenfarm am Rande des Dorfes Tuchlja besuchen.
In der Hochsaison gibt es keinen einzigen Tag, an dem keine Touristengruppe kommen würde. Hier waren viele ukrainische Fernsehsender, und bald wird hier ein Film für das deutsche Fernsehen gedreht.
Die Farm wurde von zwei Katerynas gegründet – Kateryna Lissowa, die aus Altschewsk umgezogen ist, und der einheimischen Einwohnerin Kateryna Ilkiw, einer Mutter von drei Kindern.
Gerade dank der Energie und der Mühen dieser beiden Frauen funktioniert dieser Bauernhof – aktuell sind hier 32 Ziegen, deren Milch für die Produktion besonders guter Käsearten verwendet wird.
Und allgemein möchte man anmerken, dass in Slawske und seiner Umgebung äußerst intelligente und kreative Menschen leben. Viele von ihnen haben in Großstädten oder sogar im Ausland gewohnt, wurden dort erfolgreich und sind in ihre Heimat zurückgekehrt, um sie zu entwickeln und andere zu inspirieren.
Vielleicht deswegen kommen Touristen so gerne in diese Gegend – sie zieht ihre Gastfreundschaft, ihr Wissen sowie die ausgefeilte, moderne Fähigkeit, ihr Land und ihre Tradition zu zeigen, an.
8. Januar 2020 // Olena Romanjuk, Fotos von Olesja Fessenko
Quelle: Ukrajinska Prawda – Schyttja