Zentralbank plant freie Konvertierbarkeit der Hrywnja
Die Nationalbank der Ukraine (NBU) hat eine Konzeption der Währungspolitik vorbereitet, welche die Erhöhung der Attraktivität der Hrywnja innerhalb des Landes vorsieht und den zu deren vollständiger Konvertierbarkeit. Die NBU verspricht Hrywnja unabhängig vom Eingang an ausländischer Währung zu emitieren und die Kreditierung in Währung anderer Staaten zu begrenzen. Experten halten die Reform der Währungsregulierung für überfällig, doch merken sie an, dass sie nicht in einer Situation der politischen und ökonomischen Instabilität durchgeführt werden kann. Die Reform wird erst in zwei bis drei Jahren möglich sein, wenn die Jahrestempi der Inflation sich auf 7% verringern, betonen Experten.
Gestern gelangte die Konzeption der Währungspolitik in die Hände des “Kommersant-Ukraine“, welche die Zentralbank in der letzten Woche dem Zentralbankrat zur Durchsicht vorlegte. Damals hatte der Vorsitzende des NBU-Rates, Pjotr Poroschenko, versprochen, dieses Dokument innerhalb von zwei bis drei Wochen zu bestätigen. Wie es dem “Kommersant-Ukraine“ gelang herauszufinden, dass in der Konzeption, welche die NBU in den letzten Jahren ausgearbeitet hat, dass im aktuellen Zustand die ukrainischen Wirtschaft den Ökonomien der entwickelten Staaten um 30 Jahre in der Entwicklung hinterherhängt, daher ist die Notwendigkeit der Durchführung von Währungsreformen herangereift, welche das ökonomische Wachstum stimulieren soll. Die Währungsreform soll in drei Etappen vor sich gehen und zieht sich zwischen acht und 30 Jahren hin. Nach Durchlaufen dieser Phase soll die Ukraine ein Kreditrating im Investitionsniveau haben und die Hrywnja wird zur frei konvertierbaren Währung, ist man sich bei der NBU sicher. Das momentane System der Währungskontrolle basiert auf den Prinzipien des Dekrets des Ministerialkabinetts “Über die Prinzipien der Währungsregulierung und der Währungskontrolle” aus dem Jahre 1993.
An erster Stelle beabsichtigt die NBU eine Politik der monetären Souveränität durchzuführen – die Benutzung der Hrywnja in internationalen Handelsoperationen zu fördern. “Dies kann erreicht werden auf dem Wege der Ausweitung der Nutzung der Hrywnja bei laufenden Währungsoperationen und zwar über die Einräumung der Möglichkeit der Durchführung von Abrechnungen (in Hrywnja) bei Außenhandelsoperationen ohne Einschränkung der Länder, mit Inländern die diese Operationen durchführen können und gleichzeitig die Gewährung des Rechts der Geldbewegung bei Nichthandelsoperationen (Kapitaltransfers).”, heißt es in der Konzeption.
Die Ukraine erwartet auch eine Entdollarisierung der Wirtschaft und eine Liberalisierung des Währungsmarktes. Die NBU erklärt die Notwendigkeit der “endgültigen Stärkung des Status der Hrywnja nicht nur als einziges Zahlungsmittel, sondern auch als Maß des Warenwerts.” und gleichzeitig “den Verzicht auf die Nutzung von irgendwelchen Substituten des Typs ‘relativer Einheiten’ bei der Preisbildung.” Außerdem, plant man den Übergang zur Bankenkreditierung der Bevölkerung und der Unternehmen “ausschließlich” in Hrywnja. Dafür wird die Zentralbank maximale Größen und Fristen für Bankkredite in ausländischer Währung einführen und gleichzeitig die Struktur des Währungsmarktes, dessen Ordnung und die Bedingungen des Handels mit Währungswerten dahingehend ändern, dass der “ Teilnehmerkreis dieses Marktes erweitert (verringert) wird.” Im Ganzen plant die NBU “das Recht der flexiblen Anwendung der Instrumente der Währungsregulierung” zu erhalten, welche vorsehen die Währungseinschränkungen Schritt für Schritt zu verringern. Die NBU hat in der Konzeption faktisch bestätigt, dass sie mit der Zeit beabsichtigt sich aus dem Interbankenmarkt zu entfernen und die Kurs der Hrywnja freizugeben. Die Zentralbank möchte sich umorientieren von der bargeldlosen Emission der Hrywnja als Resultat des Aufkaufs von Währungseingängen auf dem Interbankenmarkt zur Emittierung der Landeswährung für die Durchführung von Refinanzierungen der Banken.
Mitglieder des NBU Rates haben sich gestern geweigert die Konzeption zu kommentieren, motiviert davon, dass sie diese bislang nicht studiert haben. Dabei gaben sie zu, dass die Reform der Währungspolitik seit langem herangereift ist und unterstützten die Pläne der NBU bei der Entdollarisierung der Wirtschaft. “Bei uns sind Abrechnungen in ausländischer Währung eigentlich verboten, doch ungeachtet dessen geben Banken Kredite in Dollar physischen und juristischen Personen sogar in den Fällen aus, wenn sie keine Verträge mit dem Ausland haben.”, unterstreicht das Mitglied des Zentralbankrates, Anatolij Fedorenko. “Dabei ziehen die überschüssigen Dollar die Bedienung der Hrywnja-Masse auf sich.”
Die Durchführung der Reformen der Währungsregulierung ist in der jetzigen Situation nicht möglich, da auf diese hauptsächlich subjektive und nichtmarktförmige Faktoren Einfluss ausüben. “Der Markt ist künstlichen Korrekturen ausgesetzt, insbesondere, in den Parametern wie der Sterilisierung der Hrywnja.”, sagt Anatolij Fedorenko. “Auf den Markt wirkt gleichzeitig die Existenz der massenhaften Nachfrage der Bevölkerung nach dem sich entwertenden Dollar, missbraucht auf dem Einzelhandelsmarkt von Seiten von Spekulanten, Interventionen großer Währungsspieler, wie ‘Naftogas Ukrainy’”.
Daher ist sich der Direktor des Institutes für Ökonomische Forschung und politische Konsultationen, Igor Burakowskij, sicher, dass die Zentralbank sich auf die Erhöhung der Attraktivität der Hrywnja konzentrieren soll: “Nach einer Währung kommt Nachfrage auf, wenn sie stabil ist. Es sollte eine festgelegte Zeit vergehen, damit die Bevölkerung sich an eine andere Währung gewöhnt.” Als Hauptproblem der Reformen nennt er die Politisierung der Kursbildung. “Die Dinge welche mit der Währungspolitik in Verbindung stehen, sollten entpolitisiert werden.”, erklärt Burakowskij. “Und zu einer neuen Politik muss unter abgestimmten Handlungen von der Zentralbank und der Regierung übergegangen werden, was problematisch ist. Sogar wenn jetzt alle Änderungen realisiert werden, dann werden die ersten Ergebnisse nicht vor zwei bis drei Jahren sichtbar.” Der Meinung von Anatolij Fedorenko nach, kann man zu einer Reform der Währungspolitik erst bei einem Absinken der Inflation auf das Niveau von 7% übergehen.
Resultat der Einführung der Konzeption der Währungspolitik
Wert | Jetzt | Etappe 1 | Etappe 2 | Etappe 3 |
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Internationales Rating (Standard & Poor`s) | ВВ- | ВВ+/ВВВ- | ВВВ/ВВВ+ | A- |
Arbeitsproduktivität (BIP pro Kopf in PPP, 1.000 Dollar in Preisen von 2000) | 10-12 | 20 | 30 | 40 |
Energieverwendung zur Herstellung von $1 BIP (PPP, in Preisen von 2000) | 0,6-0,5 | 0,3 | 0,25 | 0,25 |
Anteil des Sachkapitals am BIP, % | 22-23 | >30 | >30 | >30 |
Niveau der Monetarisierung (Anteil der Geldmasse am BIP), % | 44 | 50 | 70 | 80 |
Dollarisierungsniveau, % | 24 | 20 | 15 | 10 |
Anteil des Verkaufs von Wertpapieren am organisierten Markt zum BIP, % | 4-5 | 20-25 | 30 | 50 |
Anteil von Bargeld an der Geldmenge, % | 29 | 15 | 8-9 | 7-8 |
Anteil der Geldemission am Aufkauf von Fremdwährung, % | 96 | 85 | 75 | bis 50 |
Jahresinflation, % (2007) | 12,8 | 7-8 | 5-6 | 4-3 |
Unterschied zwischen Kredit- und Einlagezinsen in Hrywnja | 7-8 | 6-7 | 5-6 | 3-4 |
Bereich der Änderung des offiziellen Hrywnja Kurses zu ausländischer Währung, % | 0 | +5 | +10 | +15 |
Quelle: Kommersant-Ukraine