Womit Präsident Pjotr Poroschenko nahestehende Unternehmen die ukrainische Armee ausrüsten.Präsident Pjotr Poroschenko. Foto: Pressedienst des Präsidenten
Unternehmen mit Verbindungen zum Präsidenten rechnen mit Großaufträgen seitens der ukrainischen Streitkräfte.
Der Panzerwagen „Leopard“
Das Unternehmen „Bogdan“, das bislang ausschließlich PKWs und Busse herstellte, stellte im Dezember seinen hauseigenen Panzerwagen „Leopard“ vor. Der neue Panzerwagen wurde dem Führungsstab des Innenministeriums, der Nationalgarde sowie dem Verteidigungsministerium auf einem Übungsgelände in der Nähe von Kiew vorgestellt.
Bei der Entwicklung des „Leopards“ strebten die Entwickler nach einem kostengünstigen, aber gut geschützten Panzerwagen, der zudem in der Lage ist, in der ATO-Zone Wege und Siedlungen zu überwachen, Begleitschutz für Transportgut zu gewährleisten, die Grenze zu patrouillieren, Checkpoints zu schützen sowie gegebenenfalls für Kampfhandlungen in Stadtgebieten eingesetzt werden kann. Der „Leopard“ von Bogdan kann zudem als Rettungswagen eingesetzt werden. Der Panzerwagen kann sechs bis acht Personen in voller Ausrüstung transportieren.
Der Panzerwagen soll in der bereits seit mehr als einen Monat stillliegenden Autofabrik in Tscherkassy produziert werden. Dem Direktor der Fabrik, Wladislaw Sopit, zufolge hat die Konstruktionsabteilung der Fabrik angesichts des Einbruchs im Automobilmarkt sowie der Stilllegung der Fabrik sowie unter Berücksichtigung der Kampfhandlungen im Osten des Landes und der schlechten technischen Ausrüstung der Armee den Panzerwagen in äußerst kurzer Zeit entwickelt.
Der Prototyp befindet sich zum jetzigen Zeitpunkt in der letzten Überarbeitungsphase. Der Präsident selbst hat diesen gemeinsam mit dem Rennfahrer Aleksej Motschanow, getestet. Der Rennfahrer hatte sich freiwillig gemeldet, um nach eigener Aussage die Konstrukteure bei der Beseitigung letzter Konstruktionsfehler zu unterstützen.Probefahrt von Pjotr Poroschenko im Panzerwagen. Foto: Facebooseite von Alexej Motschanow
Die Fabrik kann etwa 50 Fahrzeuge im Monat produzieren. Bei einem Preis von einer Million Hrywnja (derzeit etwa 40 000 Euro) pro Panzerwagen könnte ein derartiger Produktionsumfang das angeschlagene Werk entscheidend stärken.
Offen bleibt, ob der Leopard mit den übrigen einheimischen Panzerfahrzeugen, insbesondere mit dem „Puma“ und „Spartan“ von KrAs (Krementschug) sowie dem „Kosaken“ von PRAKTIKA (Kiew), konkurrieren kann.
Die Entwickler rechnen jedenfalls mit einer ausreichend hohen Nachfrage, da die Panzerwagen der Konkurrenten den Schwerfahrzeugen zugerechnet werden. Und diese seien äußerst sperrig und verfügen nicht über die erforderliche Manövrierfähigkeit zur Ausübung der spezifischen Aufgaben in der ATO-Zone.
Hinsichtlich des Preises könnte lediglich der „Kosak“, der auf dem Militär-LKW GAS-66 basiert und etwa eine Million Hrywnja kostet, mit dem Leopard konkurrieren. Die übrigen einheimischen Panzerfahrzeuge sind mit einem Preis ab drei Millionen Hrywnja bedeutend teurer. Dennoch wird die Nachfrage hier stabil sein – die Technik wird von verschiedenen Sicherheitsbehörden zur Erfüllung ihrer Kernaufgaben bezogen.gepanzerte Fahrzeuge, Bild: bogdan.ua
Im Werk setzt man auf die erhöhte Geländegängigkeit und Geschwindigkeit des Panzerwagens. Das Fahrzeug ist mit einem Dieselmotor ausgestattet, der 15 Liter auf einhundert Kilometer verbraucht. Die Reichweite beträgt entsprechend 600 Kilometer pro Tankfüllung. In schwierigem Gelände erreicht der Panzerwagen bis zu 100 km/h.
Laut Vertretern des Werks in Tscherkassy weist der Panzerwagen zudem weitere Vorteile auf. Hierzu gehören unter anderem der geschweißte Rumpf aus abgewinkeltem Stahlblech, der ausreichend Schutz vor Kugeln der Kaliber 5,45 mm und 7,62 mm gewährleistet. Zudem kann der Panzerwagen mit einer Wärmebildkamera, einem Nachtsichtgerät, Radioschutz und Zyklonfilter ausgestattet werden.
Den „Leopard“ soll für unterschiedliche Zwecke in unterschiedlichen Modellen zur Verfügung gestellt werden: zum Fracht- und Truppentransport, zu Patrouillenzwecken und als Rettungswagen. Gleichzeitig arbeitet die Entwicklungsabteilung bereits an weiterer Militärtechnik: an zwei Offroadermodellen sowie einem Militärlastwagen. Die Prototypen wurden bereits von Vertretern der Streitkräfte inspiziert.
Bogdan Motors gehört Oleg Gladkowskij (Oleg Swinartschuk, der kürzlich seinen Nachnamen ändern ließ – Anm. d. Red.), einem Geschäftspartner von Poroschenko. Gladkowskij leitete den Stab Poroschenkos in der Oblast Tscherkassy während der Präsidentschaftswahlen. Im August ernannte ihn Poroschenko zum Vorsitzenden der ressortübergreifenden Kommission für militärtechnische Zusammenarbeit und Ausfuhrkontrolle, die den gesamten ukrainischen Waffenexport kontrolliert.
Wie INSIDER berichtet hatte, wird ein kleiner Anteil an Bogdan von Poroschenkos Investmentfonds „Prime Asset Capital“ gehalten.
Die mobilen Aufwärmwagen
Ein Lastfahrzeug mit Anhänger sowie auf diese basierende mobile Aufwärmpunkte ist ein weiterer Schwerpunkt von „Bogdan“. Der Lastwagen mit einem mit Schlafplätzen ausgestatteten Anhänger kann für den Transport von Personal eingesetzt werden.
Diese werden bereits rege von Vertretern der Streitkräfte eingekauft. Diese Einheiten werden in der ATO-Zone, aber aufgrund der fehlenden Panzerung nicht direkt an der Frontlinie eingesetzt. Sie sind für die zweite Verteidigungslinie vorgesehen, können in Notfällen aber auch zum Einsatz kommen.mobile Aufwärmpunkte, Foto: Darja Ninko/Segodnja
„Bogdan“ liefert bereits seine mobile Aufwärmpunkte an die Streitkräfte. So hat die Militäreinheit 3078 des Innenministeriums (Nationalgarde) am 8.-9. Dezember einen Vertrag über den Ankauf von mobilen Aufwärmpunkte in Höhe von 13,86 Millionen Hrywnja unterschrieben. Davon erhält das Tochterunternehmen „Awtosborotschnyj sawod Nr. 2 („Bodgan Motors“) 7,85 Millionen Hrywnja für 15 Einheiten.
Ein Aufwärmpunkt kostet 524.000 Hrywnja. Diese wird auf das Chassis des Anhängers gesetzt und ist für 22 Plätze ausgelegt. Zum Vergleich: Der Zweitplatzierte der Ausschreibung SAO (privatrechtliche Aktiengesellschaft) „Spezbudmasch“ – verlangte für zehn Aufwärmpunkte sechs Millionen Hrywnja, 600.000 pro Stück.
KrAZ ist ein ernstzunehmender Konkurrent für „Bogdan“. Im vergangenen Jahr kaufte die Nationalgarde 50 Systemeinheiten des Krementschuker Automobilwerks für 500.000 Hrywnja pro Stück. Neben den inländischen erhalten die Streitkräfte zudem importierte mobile Einheiten – im Rahmen der humanitären Hilfe. So erhielt der staatliche Grenzdienst im letzten Jahr im Rahmen der internationalen technischen Hilfe aus den USA 41 Aufwärmpunkte.
Granatwerfer „UAG-40“
Eines der Wettbewerbsmerkmale des Panzerwagens „Bogdan“ stellt die Möglichkeit dar, auf dessen Dach verschiedene Gefechtssysteme mit unterschiedlicher Bewaffnung anzubringen. Eines der ersten einheimischen Module wird unter der Bezeichnung „Cyborg“ momentan auf einem Militärgelände in der Oblast Tschernigow getestet.
Das Modul besteht aus zwei Komponenten: dem Maschinengewehr „Utes“ (dt. Fels) sowie dem automatischen Granatwerfer UAG-40. Letzterer verdient besonderer Erwähnung. Zum einen, da der Granatwerfer die erste einheimische Ausführung werden kann, die nach NATO-Standards entwickelt wurde und eine APU (Auxiliary Power Unit) aufweist. Zum anderen wird dieser in der hauptstädtischen Werft „Leninskaja kusnja“ (Leninschmiede) produziert, deren mittelbarer Eigentümer Pjotr Poroschenko ist.
Der Leiter der wissenschaftlichen Prüfanstalt der ukrainischen Streitkräfte, Oberst Wladimir Baschinskij, bestätigt, dass „Cyborg“ in absehbarer Zeit zur Bewaffnung der ukrainischen Armee gehören wird. Einen genauen Zeitpunkt hat er aber nicht genannt.Automatischer UAG-40-Granatwerfer aus Pjotr Poroschenkos Leninschmiede. Foto: dialog.ua
Ein Vertreter von „Leninskaja kusnja“, Oleg Slinko, der die Produktion des Granatwerfers leitet, bestätigte gegenüber INSIDER, dass UAG-40 zum jetzigen Zeitpunkt die staatlichen Zertifizierungsverfahren zum Einsatz im ukrainischen Militär durchläuft. Der Einsatz soll in wenigen Monaten möglich sein.
UAG-40 wurde vom Entwicklungsbüro „Totschnye mechanismy“ entwickelt und „Leninskaja kusnja“ hat bereits 2013 eine Testserie der Granatwerfer produziert. UAG-40 ist das ukrainische Pendant zum weltweit am häufigsten eingesetzten amerikanischen Granatwerfer MK-19. Konkurrieren wird dieser mit dem automatischen Granatwerfer „AGS-17 Plamja“ (dt. Flamme), der die russische 30-Millimeter-Munition verwendet. Statt derer soll die weltweit verbreitetere NATO-Standard-Munition des 40-Millimeter-Kalibers zum Einsatz kommen.
Der Preis wurde im Werk nicht bekannt gegeben. Nach Einschätzungen der Konkurrenz wird dieser bei 20.000 Dollar liegen. „Leninskaja kusnja“ beabsichtigte nicht, nach Russland, in die GUS-Staaten oder Europa zu exportieren, sondern, Abnehmer in Afrika, im Nahen Osten und Süd-Ost-Asien zu finden. Der Hersteller hat bereits früher geplant, die ukrainische Armee auszurüsten. Der inländische Markt hat durch den bewaffneten Konflikt zusätzlich an Attraktivität gewonnen.
„Cyborg“ wird auf dem „Machno“ – einem gepanzerten Lastwagen, der auf dem GAZ-66 basiert – getestet. Allerdings wird dieser eher auf den Militärlastwagen „Triton“ (dt. Wassermolch) und „Arbaljet“ (dt. Armbrust) installiert, die für den Truppentransport vorgesehen sind. Diese werden ebenfalls in der „Leninskaja kusnja“ nach NATO-Standards produziert. Bislang haben sich die Vertreter des Werks hierzu nicht geäußert.
3. Februar 2015 // Stanislaw Jablonskij
Quelle: The Insider
Forumsdiskussionen
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„Als ich in der Sowjetunion war, zeigten sie im Fernsehen viele Kriegsfilme, in denen die die sowjetischen "Helden, alleine immer 100 deutsche Soldaten ermordeten! Und am 9 Mai gab es immer eine Parade!...“
Awarija in Politik • Re: Krim: Wie realistisch ist eine Rückeroberung?
„In der Tat - das Problem sind die "Russen" selbst. Vielleicht weniger wegen des Mangels an demokratischen Traditionen oder gar des Fehlens eines moralischen Kompasses. Vielmehr ist es diese schier unglaubliche...“
Robert1959 in Politik • Re: Krim: Wie realistisch ist eine Rückeroberung?
„Schoigu sagte es treffend! Am Ende des Krieges wird der Frieden sein. Auf die Frage „wann“ verdrückte er sich! Nächstes Jahr sind Wahlen. Demokratische Alternativen gibt es nicht! Ich denke, dass...“
Bernd D-UA in Politik • Re: Krim: Wie realistisch ist eine Rückeroberung?
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Robert1959 in Politik • Re: Krim: Wie realistisch ist eine Rückeroberung?
„Für mich ist der Krieg erst zu Ende, wenn die Ukraine in der NATO ist. Man kann Russland nicht besiegen, ohne Russland zu besetzen! Ich erwarte kein Regimewechsel in Russland, da wird nur Putin ausgetauscht...“
Anuleb in Politik • Re: Krim: Wie realistisch ist eine Rückeroberung?
„..... Es wird auf eine Verhandlungsungslösung hinauslaufen, aber die wird es vorerst nicht geben und das wiederum ist auch richtig, da haben die Ukrainer noch ein gewaltiges Wörtchen mitzureden und ich...“
Robert1959 in Politik • Re: Krim: Wie realistisch ist eine Rückeroberung?
„Nicht weit von mir ist die französische Maginotlinie! Auch dort war alles untertunnelt und gut ausgebaut, aber Hitler wählte einen anderen Weg, dabei kam er nach Paris und die Franzosen warteten auf...“
Bernd D-UA in Politik • Re: Krim: Wie realistisch ist eine Rückeroberung?
„Tatsächlich glaube ich nicht, dass die Ukrainer die Krim zurück erorbern wird, denn egal wie das militärisch weitergeht, zum Einen werden sie Russen sich dort bis zum Stahlhelm in Schützengräben einbetoniert...“
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Robert1959 in Politik • Re: Putin in Mariupol: Stadtrundgang im "Paradies"
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Anuleb in Politik • Re: Krim: Wie realistisch ist eine Rückeroberung?
„Man wird sehen, was passieren wird. Ich denke, wenn, dann wird die Krim ohne militärische Intervention an die Ukraine zurückgehen. Dazu bedarf es natürlich eines deutlichen Rückschlages der russischen...“